Wichtig für die Homöopathie sind folgende Fragen: Was genau macht einem Patienten Angst an der Situation, die er beschreibt? Wie äußert sich seine Angst körperlich? Und was unternimmt er wenn er diese Angst hat?
Angst und Furcht in der Homöopathie
Im Repertorium gibt es zwei unterschiedliche Rubriken mit Ängsten. Die eine beschreibt Ängste und ihre Begleiterscheinungen im Körper, während die andere sich mehr mit dem Inhalt der Ängste beschäftigt. Sie beginnt mit den Worten: „Furcht vor“. Hier finden wir Furcht vor Tieren, Furcht in der Dunkelheit, Furcht vor Armut und viele andere Ängste. Diese Unterteilung ermöglicht es dem Homöopathen, die beschriebene Angst sehr genau zu repertorisieren. Hinter jeder Rubrik findet man eine Vielzahl von infrage kommenden Mitteln.
Ängste, die in der homöopathischen Anamnese geäußert werden
Individuelle Ängste sind meist sehr zentral für den Menschen, der vor uns sitzt. Meist werden Ängste beschrieben, die schon seit der Kindheit bestehen. Seien es Angst vor Hunden oder Höhenangst, die Angst, eine Brücke zu überqueren oder die Angst vor Spritzen. Sie sagen etwas ganz Spezielles nur über diesen Menschen aus, der sie uns beschreibt.
Da aber viele Menschen unter ähnlichen Ängsten leiden, ist es sehr wichtig, möglichst alles zu erfahren, was dieser Mensch uns über seine Angst berichten kann. Was passiert in seinem Körper, wenn er diese Angst hat. Fängt er an zu schwitzen oder ist er wie gelähmt? Friert er oder stellen sich seine Nackenhaare auf? Und wie beschreibt er seine Angst auf dem emotionalen Gebiet? Hat er das Bedürfnis zu fliehen oder möchte er sich tot stellen? Fühlt er sich ganz klein angesichts der empfundenen Gefahr oder hat er das Gefühl, dass er plötzlich ganz leicht ist?
Individuell beschriebene Ängste sind sehr wertvoll für die homöopathische Mittelwahl
Je genauer und spezifischer ein Patient seine Ängste beschreiben kann, desto bedeutsamer sind sie für die homöopathische Mittelwahl. Um ein möglichst differenziertes Bild über den Auslöser, die Modalitäten und die Qualität seiner Ängste zu bekommen, ist es wichtig, dass der Behandler keine moralischen Einwände gegen die vorgebrachte Angst hat.
Häufig schämen sich Menschen für ihre Ängste. Gerade wenn sie diese als unangebracht oder unsinnig empfinden, scheuen sie sich zu Beginn oft, die Angst mit all ihren Begleiterscheinungen zu beschreiben. In so einem sensiblen und verletzlichen Bereich bewirkt jede Bewertung der vorgebrachten Angst, dass der Patient seine Angst selbst bagatellisiert und sich die Scham vergrößert. Dann kann er sich selbst nicht mehr in den Zustand seiner Angst hineinversetzen und wird nicht mehr differenziert von ihr berichten können.
Fazit
Ängste, die von einem Patienten geäußert werden, sind sehr wertvoll für die homöopathische Mittelwahl. Doch da Angst nicht gleich Angst ist, ist es wichtig zu erfahren, warum ein Mensch beispielsweise Angst vor Armut hat und was sich in seinem Körper abspielt, wenn er diese Angst verspürt. Erst die individuelle Note der empfundenen Angst gibt dem behandelnden Homöopathen wertvolle Hinweise auf das passende homöopathische Mittel.
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