Die Bandbreite der Kinderängste ist riesig und nicht alle Situationen sind leicht zu bewältigen. Fragen Sie sich auch, ob Sie auf die Ängste Ihres Kindes richtig reagieren? Unsere praktischen Tipps helfen Ihnen und Ihrem Kind, Angstsituationen entspannt zu meistern.
Geborgenheit hilft Kinderängste bewältigen
In Situationen, die sie ängstigen, reagieren Kinder hilflos. Sie überwinden ihre Angst erst, wenn sie sich sicher fühlen. Eltern geben ihren Kindern Halt, indem sie ihnen Geborgenheit vermitteln. Ein liebevolles Elternhaus ist ein festes Fundament, auf dem Kinder sich sicher bewegen. Mit dieser inneren Stärke lernen Kinder, mit Ängsten umzugehen und diese zu überwinden.
Kinderängste gehören dazu
Ängste gehören zum Entwicklungsprozess der Kinder und lassen sich nicht vermeiden. Im Gegenteil, wird ein Kind zu sehr vom Elternhaus behütet, lernt es nicht, sich mit seinen Ängsten auseinanderzusetzen. In schwierigen Situationen ist es später hilflos und überfordert. Versuchen Sie deshalb nicht, Ihr Kind unbedingt vor allem zu schützen, was ihm Angst machen könnte.
Eigene Ängste überwinden
Der erste Tag im Kindergarten, alleine zur Schule gehen – Eltern stehen ständig vor der schwierigen Aufgabe, ihre Kinder loszulassen. Versuchen Sie, Ihre eigenen Ängste zu bewältigen und nicht auf Ihre Kinder zu übertragen. Das ist wirklich hart. Oft kämpft das behütende Elternherz einen harten Kampf mit dem Verstand aus. Aber wenn Sie sich als Vorbild ständig ängstigen, übertragen Sie diese Ängste auf Ihre Kinder.
Kinder nicht überfordern
Überforsche Eltern lösen die Angstprobleme bei Kindern mit der Holzhammermethode. Ein Beispiel: Fürchtet sich ein Kind vor Wasser, wird es kurzerhand ins feuchte Nass geworfen. Gerade wenn die Ängste unbegründet sind, neigen Erwachsene dazu, Kinder mit allen möglichen Argumenten vom Gegenteil zu überzeugen. Im schlimmsten Fall ist das Kind überfordert und ängstigt sich nur noch mehr, weil es auch die Eltern nicht mehr als sicheren Halt hinter sich weiß.
Wie lernen Kinder mit Angst umzugehen
Schätzen Sie ein, wie groß die Angst Ihres Kindes vor einer Situation ist. Ist es nur ein Unbehagen oder ist das Leben des Kindes stark beeinträchtigt? Kinder haben viel Fantasie und schaffen es oft, Ängste selber zu überwinden. Beeinflusst die Angst dagegen die Lebensqualität Ihres Kindes, braucht es Ihre Unterstützung. Ganz wichtig: Nehmen Sie die Angst Ihres Kindes immer ernst und machen Sie sich niemals lustig darüber. Logische Argumente helfen überhaupt nicht. Ich weiß, dass Spinnen nützlich und meistens harmlos sind, trotzdem fürchte ich mich vor diesen haarigen Wesen.
Kinderängste bewältigen: Kreative Angstvermeidungsstrategien
Helfen Sie Ihrem Kind Strategien zu entwickeln, mit denen es langsam seine Angst überwindet. Hier einige Lösungsvorschläge.
- Gegen Angst vor der Dunkelheit hilft ein Nachtlicht.
- Setzen Sie gegen alle möglichen Ängste einen magischen Talisman ein: Medaillion mit Bild, ein Teddy, ein Stofftier, ein Superman-Unterhemd, ein Traumfänger.
- Beugen Sie Trennungsängsten vor, indem Sie Ihr Kind rechtzeitig an fremde Menschen gewöhnen: Besuchen Sie eine Krabbelgruppe oder andere Angebote für Kinder. Nach und nach lernen überfürsorgliche Eltern, ihre Kinder auch einmal aus den Augen zu lassen.
- Halten Sie Versprechen und Termine ein.
- Lesen Sie Ihrem Kind Märchen vor. Sie sind gespickt mit Angstthemen, aber jedes Kind weiß, dass Märchen für die netten Hauptpersonen immer gut enden. Dieses Wissen nimmt den Schrecken.
- Viele Kinder fürchten sich vor Hunden. Erschreckt laufen sie vor ihnen davon. Der Hund hält das für ein Spiel und jagt das Kind. Ein Teufelskreis. Erklären Sie Ihrem Kind, nie vor Hunden wegzulaufen, sondern sich in Ruhe beschnuppern zu lassen. Besuchen Sie einen Hundezüchter, wenn er Welpen hat. Niemand fürchtet sich vor süßen Hundebabys.
- Angst vor Spinnen oder Wespen schauen sich Kinder von ihren Eltern ab. Bleiben Sie ruhig und schlagen Sie niemals nach den Tieren.
- Es gibt schüchterne Kinder, die sich vor unbekannten Situationen fürchten. Eltern brauchen ganz viel Geduld, um diese unbegründeten Ängste zu akzeptieren. Oft hilft es, die Situation, wie zum Beispiel den ersten Schultag, als Rollenspiel vorwegzunehmen.
- Beachten Sie bei Serien und Filmen im Fernsehen stets die Altersfreigabe. Oft überfordern die Themen oder die schnellen Schnitte Ihr Kind, das sich noch lange ängstigt.
- Lassen Sie Ihr Kleinkind nicht alleine fernsehen. Es braucht Unterstützung, um das Gesehene zu verarbeiten.
- Manchmal ist die Angst der Kinder nicht leicht zu benennen. Bitten Sie Ihr Kind, seine Gefühle in einem gemalten Bild auszudrücken.
- Erfinden Sie gemeinsam mit Ihrem Kind eine Angstgeschichte, zum Beispiel zieht eine tapfere kleine Maus aus, um ein Mittel gegen Angst zu finden.
- Bewältigen Sie Angst spielerisch, zum Beispiel bei einem Rollenspiel. Tauschen Sie die Rollen und spielen Sie das Kind, das sich zum Beispiel vor einem Hund fürchtet. Je lustiger das Spiel, desto besser. Lachen ist die beste Medizin gegen Angst.
Lesen Sie gemeinsam mit Ihrem Kind ein Bilderbuch zum Thema Angst.
Buchtipp:
Wieber, Monika: Domino und die Angst. Ein therapeutisches Bilderbuch. Iskopress Verlag 2010.
ISBN: 978-3-89403-349-1
In Domino und die Angst begegnet ein Hund vielen Tieren, die auf ganz unterschiedliche Weise mit ihren Ängsten umgehen. Im Anhang finden Sie Spielideen, mit denen Kinder ungezwungen Ängste überwinden können.
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