Smalltalk über einen Prozess, der ins Stocken geraten ist
"Die Erweiterung geht derzeit nicht mit dem Tempo eines Hochgeschwindigkeitszugs voran. Eher mit dem eines Nahverkehrszugs." Das musste EU-Erweiterungskommissar Olli Rehn feststellen. In der Amtszeit des Finnen wurden zwölf neue Mitglieder aufgenommen. 2004 waren es sogar zehn auf einmal. Falls Ihr Smalltalk-Gegenüber raten möchte: Es handelte sich um Estland, Lettland, Litauen, Malta, Polen, Slowakei, Slowenien, die Tschechische Republik, Ungarn und Zypern.
Die Pause, die seit 2007 eingetreten ist, könnte noch etwas andauern. Verhandlungen gibt es seit längerem mit der Türkei, Mazedonien und Kroatien. Die Türkei wird den Status des Kandidaten wohl ewig behalten, so lange bemüht sie sich schon.
In ihrem letzten Fortschrittsbericht stellte die EU-Kommission gravierende Defizite bei der Wahrung der Grundrechte fest. Die türkische Regierung müsse ihre Anstrengungen zum Schutz der Meinungs- und Religionsfreiheit und der Rechte von Frauen und Minderheiten verstärken: "Ehrenmorde, Zwangsheiraten und häusliche Gewalt bleiben ernsthafte Probleme." Sind die es nicht auch in Deutschland?, könnte Ihr Smalltalk-Partner jetzt einwenden. Wechseln Sie lieber das Thema…
Der Favorit im Smalltalk
Beste Aussichten, Nummer 28 zu werden, besitzt Kroatien. Die Verhandlungen sind bereits ein gutes Stück vorangekommen. Einige wenige Fragen gibt es aber noch zu klären. Und ein letztes Hindernis steht noch an: Kroatien muss selber noch zustimmen. Vielmehr seine Bürger: Anders als in manchen anderen Staaten hat es in Kroatien eine Volksabstimmung gegeben – mit positivem Ausgang.
An diesem Punkt im Smalltalk können Sie entscheiden: Möchten Sie einen Themenwechsel vornehmen? Vielleicht über Volksentscheide diskutieren? Oder einen weiteren EU-Kandidaten durchhecheln? Es gibt nämlich einen ganz heißen! Vor ein paar Jahren war dieses Land in der Gemeinschaft noch undenkbar.
Smalltalk über einen chancenreichen Außenseiter
Manchmal wird bei EU-Beitrittsverhandlungen plötzlich ein Kandidat aus dem Hut gezaubert. Ein Kandidat, den lange Zeit niemand auf der Rechnung hatte: Island. Durch die Finanzkrise gebeutelt, hat die große, schwach besiedelte Insel massive Probleme mit Wirtschaft und Währung. Beides könnte eine rasche Aufnahme in EU und Eurozone abmildern. Was für Island spricht: Das kleine Inselreich hatte schon immer gute Beziehungen zu Rest-Europa. Seit Jahrzehnten ist es Mitglied der Nato. Seit 2001 gehört es der Schengen-Zone an. Seit einer gefühlten Ewigkeit ist Island ein Hort der Demokratie.
Das Problem sind nur die Isländer. Jahrzehntelang hielten sie jeglichem Werben seitens der EU eisern stand. Das Land hatte eine Mitgliedschaft finanziell einfach nicht nötig gehabt. Mit seiner bisweilen rücksichtslos unabhängigen Politik, etwa in der Fischereiwirtschaft, war es wirtschaftlich viel besser gefahren. Mit der Finanzkrise änderte sich alles. Fragen Sie Ihr Smalltalk-Gegenüber, wer sein Favorit auf Mitgliedschaft Nummer 28 ist: Kroatien? Island? Oder doch Mazedonien oder die Türkei?
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