Die 14. Münchner Wissenschaftstage zur Digitalisierung der Welt

Digitalisierung als Weltthema ist globusumspannend, nicht wegzudenken oder aufzuhalten. Meinungen dazu spalten sich in zwei Lager. Entweder: es gibt kein Entrinnen vor der Datenflut oder I like beeing online. Auf den Münchner Wissenschaftstagen befassen sich über 300 Spitzenwissenschaftler mit Chancen und Risiken neuer Techniken, die unsere Gesellschaft und Wirtschaft grundlegend verändert haben.

Die Digitalisierung hat unsere Welt revolutioniert. Aber was genau bedeutet das? In tausenden von Metern Tiefe durchlaufen Kabelstränge die Böden der Weltmeere, um Datenmengen in Megageschwindigkeit von Europa nach Amerika, von Asien nach Afrika und zurück zu transportieren – nicht nur im Datenaustausch, sondern im gesamten Leben sind wir durch die Digitalisierung immer schneller geworden.

Sie macht heute weltweit gesellschaftliche, wirtschaftliche oder forschungsrelevante Informationen in Sekundenschnelle zugänglich, sodass Informationen überall gleichzeitig abgerufen werden können. Neben brandheißen und frischen Infos werden über die weltweite Vernetzung jedoch auch Strahlungen transportiert, zu deren langfristigen Schäden es bislang fast keine Erkenntnisse gibt. Neben Belangen des Gesundheitsschutzes machen zahlreiche Vereine zum Personenschutz mobil.

Pro & Contra Digitalisierung

Die 14. Veranstaltung der Münchner Wissenschaftstage beleuchtet Pro und Contra und wirft Fragen auf: Bedient die Informationsflut unseren Wissensdurst, oder wird unser Aufnahmevermögen durch den Datenstrom überflutet? Ist schnellste, digitale Datenübertragung zukunftsweisend oder brauchen wir Entschleunigung?

In über 30 Vorträgen erklären Experten den Einsatz der Digitalisierung in Wirtschaft, Politik, Verkehr und Medien, geben Informationen zu Datensammlungen in der Archäologie und Kunstgeschichte, in der Umweltforschung, Biologie und Medizin, beleuchten das Feld der Internet-Kriminalität vor dem Hintergrund der NSA-Affäre und wie man sich schützen kann (Cyber-Defense) und informieren über Web-Öffentlichkeit mittels Blogs, Tweets, Facebook- und Google-Posts.

Gekommen sind Wissenschaftsjournalisten wie Dr. Ranga Yogeshwar (Quarks & Co.), Harald Lesch (Astrophysiker, Naturphilosoph, TV-Moderator und Lehrbeauftragter für Naturphilosophie) oder Generaldirektor Prof. Dr. Wolfgang Heckl (Deutsches Museum), um an vier Themenabenden über die "Digitalen Wissenswelten" zu reflektieren. Auf 3D-Ebene lädt Professor Dr. Gerd Hirzinger (Deutsches Zentrum für Luft-und Raumfahrt) zu einem virtuellen Spaziergang durch die Schlösser König Ludwigs II. Ein (Zeittunnel ins virtuelle Bayern). In einer Wissenschaftsshow präsentiert TV-Moderator Ralph Caspers, bekannt aus den WDR-Sendungen "Wissen macht Ah" und "Die Sendung mit der Maus" Nachwuchsforscher, die mit dem Hugo-Geiger-Preis der Fraunhofer-Gesellschaft ausgezeichnet wurden. Die Experten laden Ihre Gäste zum Dialog ein.

Wie werden wir in Zukunft Reisen?

Die weltweite Tourismuswirtschaft legt einen besonderen Fokus auf digitale Wege und Erkenntnisse. Mittels Analysen einzelner Marktsegmente gibt sie Prognosen und wirft Fragen zur Zukunft auf. Werden wir mehr Radreisen unternehmen, wie wird sich der Städtetourismus entwickeln oder werden Reisende ferne Destinationen bevorzugen? Wohin und womit werden die Deutschen in den Urlaub gehen – auf eine Fahrrad-Tour durchs Baltikum oder reisen sie weiterhin auf die beliebten Inseln Sizilien, Djerba, Malta & Gozo im Mittelmeer?

Mittels statistischer Datenverarbeitung, Computerkartographie, geographischer Informationssysteme (GIS) oder Simulationsrechnungen legen Wissenschaftlerinnen wie Diplom-Geografin Christine Reintinger Auskunft vom Institut für Geografie ein besonderes Augenmerk auf anwendungs- und zukunftsorientierte Fragen und die Folgen des Klimawandels durch Tourismus und Unternehmen angrenzender Wirtschaftsbereiche.

Aus digitalen Forschungsdaten gewonnene Erkenntnisse belegen die Erderwärmung und eine schon heute damit verbundene steigende Wasserknappheit besonders im Mittelmeerraum. Neben Europaforschungen betreibt das Department für Geografie in München ebenso Untersuchungen vor der eigenen Haustür: "In der Wirtschaftsgeografie verzeichnen wir zum bayerischen Ammersee seit dem Jahr 2007 eine steigende Erwärmung, aus der sich bislang jedoch noch keine Konsequenzen ergeben", so Diplom-Geograf Thomas Büche. "Aber wir haben die Entwicklung vor Augen." Neben Vor-Ort-Messungen erarbeitet das Institut mittels digitaler Techniken für die Umwelt und die Tourismusbranche Strategien zum zukunftsorientierten Reisen.

Nachtrag der ganz persönlichen Beobachtungen eines Redakteurs zur digitalen Welt

Es zeugt schon von einer gewissen Komik, jeden morgen in der U-Bahn die Leute zu beobachten: Alle schauen gebannt auf ihr Smartphone, Tablet oder I-Pad – die Kopfhörer im Ohr – der digitale Alltag auf dem Weg zur Arbeit.

Die digitale Revolution hat Deutschland überrollt. Binnen weniger Jahre hat die Digitalisierung die Gesellschaft verändert. Und das in allen Lebensbereichen und grundlegend. Sei es bei der privaten Kommunikation, am Arbeitsplatz, bei der Reise- und Urlaubsplanung oder bei Bankgeschäften.

Nirgends ist die Technik mehr wegzudenken. Das Leben ist so einfacher, aber auch komplizierter geworden. George Orwells Szenario vom "gläsernen Menschen" und den allwissenden und überwachenden Behörden scheint durch die immer neuen Datenmissbrauchsskandale Realität zu werden. Es liegt an uns, verantwortungsvoll mit unseren Daten umzugehen und nicht alles gleich ins Netz zu stellen. Hier ist jeder selbst gefragt. So seh` ich das.

Quellen: Vor-Ort-Recherche, Münchner Samstagsblatt-Redakteur Stefan Dohl.