Die wirtschaftliche Situation zum Status quo der Existenzgründung

Es ist besser seine katastrophale wirtschaftliche Situation zum Zeitpunkt der Existenzgründung zu kennen, als deren Folgen später am eigenen Leib durchleiden zu müssen.

Einfache Denkansätze und Werkzeuge unterstützen den Existenzgründer dabei, ohne dass gleich ein teurer Finanzberater benötigt wird. Stellen Sie sich also von Anfang an einer realistischen Einschätzung Ihrer wirtschaftlichen Situation.

Viele Existenzgründer gehen Ihre selbständige Zukunft sehr blauäugig an und unterschätzen die Aufwendungen und Zeiträume und überschätzen offenbar ihre Finanzen und ihre persönliche Kraft. Alle vier Fehler führen früher oder später zum Desaster oder bestenfalls zum Dauer-Lamentieren. Beides also keine Optionen, die ein erfülltes und sorgenfreies Leben erahnen lassen.

Vor Ihrer Existenzgründung steht die Erstellung eines professionellen Businessplanes an, der diese Fragen zu beantworten hat:

  • Wie viel Überschuss muss ich mit meiner Firma erwirtschaften, um meinen derzeitigen Lebensstandard finanzieren zu können?
  • Stimme ich in diesem Punkt mit meinem Lebenspartner überein?
  • Wie viel Kapital brauche ich, um in Ruhe meinen Vertrieb aufbauen zu können, ohne nervös zu werden?
  • Wie viel Kapital kann ich in die Firma investieren, ohne dass ich meine Reserven angreife?
  • Stimme ich in diesem Punkt mit meinem Lebenspartner überein?
  • Gibt es eine Möglichkeit, ohne Kapital auszukommen?
  • Kann ich zusätzliches Kapital privat beschaffen (revisionssicherer Darlehensvertrag)? Oder muss ich Kapital von einer Bank oder einem Förderprogramm der Wirtschaft beschaffen?
  • Werde ich die mitunter langen Laufzeiten bis Förderprogramme bewilligt sind, souverän durchhalten, ohne negative Ergebnisse zu erzielen? (Was Einfluss auf eine Kreditvergabe nehmen könnte).
  • Kann ich Betriebskosten so beeinflussen, dass ich sie dynamisch an Betriebsergebnisse anpassen kann? (Z. B. sind Finanzierungskosten nicht oder Personalkosten nur mittelfristig anpassbar).
  • Kann ich Geschäfte oder die Einführung neuer Produkte zeitlich so organisieren, dass die damit verbundenen Kosten aus Überschüssen vorangegangener Geschäfte finanziert werden?
  • Habe ich für betriebliche Notwendigkeiten (z. B. IT-Beratung, Anschaffungen) saubere und realistische Budgets geplant?
  • Werde ich von Anfang an ein professionelles Rechnungswesen mit ordnungsgemäßer Software installieren, oder plane ich zur Einsparung von Kosten eine €400-Job für Tante Frieda, die Buchhaltung nur vom Hörensagen kennt?

Die meisten dieser Fragen werden durch einen unternehmerisch orientierten Businessplan beantwortet. Businesspläne, so wie sie üblicherweise gemacht und leider auch von Instituten gelehrt und von der Arbeitsagentur akzeptiert werden, sind im Normalfall Agentur-orientiert (Existenzgründungszuschuss) und im besten Fall Banken-orientiert (Herstellen von Abhängigkeiten). Die wenigsten Existenz­gründer haben danach unternehmerischen Überblick über ihr Vorhaben. Den brauchen Sie aber. Orientieren Sie sich bei der Beurteilung ihre wirtschaftlichen Situation an diesen Fragen:

  • Gründe ich ein Unternehmen, weil ich unternehmerische Ziele habe, oder ist es eine Alternative zur Arbeitslosigkeit?
  • Kann ich auf eine souveräne Kapitalausstattung blicken, oder muss ich neun Monate lang mit Existenzgründungs-Zuschuss auskommen?
  • Könnte ich diese Gründung auch ohne öffentliche Zuschüsse durchstehen?
  • Könnte ich genügend Sicherheiten bieten, so dass ich die Zusage einer Bank bekomme (auch wenn ich sie nicht brauche)?
  • Sind meine Finanzplanungen in einem Zustand, dass sie von einem kritischen Wirtschaftsberater und meiner Bank als professionelle Grundlage akzeptiert werden?
  • Würde ich mir für dieses Vorhaben selbst Geld leihen?
  • Gibt es Alternativen, die ohne Kapital auskommen?
  • Habe ich ausreichend Kapital zur Verfügung, um ungeplante Gesellschafter-Darlehen geben zu können?
  • Stehe ich auch dann noch sicher da, wenn das Vorhaben schief geht und ich das Unternehmen wieder schließen muss?