Zinsrückblick 2012 – Wie haben sich die Zinsen entwickelt?
Die Leitzinsen wurden im vergangenen Jahr bisher nur ein einziges Mal gesenkt, nämlich im Juli 2012 auf 0,75%. Trotzdem lasteten auch die Zinsschritte aus dem November und Dezember 2011 (jeweils um 0,25 Prozentpunkte auf 1,50% und 1,00%) schwer auf den Renditeaussichten für das Jahr 2012 und werden auch im kommenden Jahr noch zu spüren sein. Während der FMH-Index der FMH-Finanzberatung e.K. für Festgeld mit einer Laufzeit von 12 Monaten Anfang 2012 noch vor einem halben Jahr bei knapp 1,88% p.a. lag, sackte er binnen weniger Monate auf 1,33% ab und ist Anfang 2013 auf 0,88 Prozent gesunken.
Der Index kann dabei als eine Durchschnittsgröße für die Zinssätze am Markt verstanden werden. Auch beim Tagesgeld sieht es nicht viel besser aus, denn dort sank der Index in der Zeit von Januar bis Dezember 2012 von 1,76% p.a. zunächst auf 1,37% p.a bis zuletzt auf über knapp 1 Prozent per anno. Dies spiegelt den Abwärtstrend auf den Märkten für Festgeld und Tagesgeld wider und bestärkt den Frust der Anleger.
Welchen Einfluss haben die Leitzinsen auf die Renditen von Festgeld und Tagesgeld?
Der Leitzins legt den Zinssatz fest, zu dem sich die Geschäftsbanken Kapital bei der EZB beschaffen können. Aktuell ist es also möglich, dass eine Bank für neues Kapital nur 0,75% Zinsen pro Jahr bezahlt. Auch Zinseinlagen wie Tagesgeld und Festgeld stellen Kapitalbeschaffung dar, dabei wird jedoch auf die Privateinlagen der Kunden zugegriffen. Wenn es nun, wie aktuell, eine sehr günstige Möglichkeit der Kapitalbeschaffung gibt, sind die Banken nicht mehr bereit, ihren Kunden hohe Zinsen für deren Privateinlagen zu zahlen. Somit zieht eine Leitzinssenkung zeitlich versetzt häufig auch Zinssenkungen im Bereich Festgeld und Tagesgeld nach sich.
Weitere Leitzins-Senkungen unwahrscheinlich
Für die Zukunft stellt sich die Frage, ob es im Jahr 2013 noch weitere Leitzinssenkungen geben wird. Diese Frage kann zwar nicht verbindlich beantwortet werden, aber es lassen sich gewisse Zusammenhänge erklären. Dazu gehört beispielsweise die konjunkturelle Entwicklung.
Die EZB senkt die Leitzinsen, um die schwächelnde Konjunktur durch eine Finanzspritze wiederzubeleben. Sollte die letzte Leitzinssenkung nicht genug bzw. den erwarteten Schwung bringen, bestünde die Möglichkeit, dass es zu einer weiteren Absenkung der Zinssätze käme. Andererseits erscheint dieses Szenario jedoch sehr unwahrscheinlich, weil selbst Finanzexperten bei so niedrigen Leitzinsen kaum noch Impulse durch weitere Zinsschritte erwarten und der EZB auch noch weitere Instrumente zur Marktsteuerung zur Verfügung stehen.
Darüber hinaus bringt die Eurokrise eine ganze Reihe von Risiken mit sich, die sich schwer einordnen lassen. Sollte die Währungsunion auseinanderbrechen, gibt es wahrscheinlich auch wieder nationale Notenbanken, die die Leitzinssätze festlegen. Wenn beispielsweise Griechenland aus der Währungsunion austritt, könnten die bisherigen Kredite an das Land platzen und viele Euroländer sähen sich großen finanziellen Belastungen gegenüber. Dies könnte die Konjunktur weiter schwächen und somit auch den Druck auf die EZB erhöhen, die Leitzinsen doch weiter zu senken. Hinzu kommen die Probleme, die sich in anderen Mitgliedsstaaten wie Italien, Portugal und Spanien abzeichnen oder schon längst zutage getreten sind.
Bisher haben zudem noch bei Weitem nicht alle Geschäftsbanken auf die letzte Leitzinssenkung reagiert. Dieser Umstand könnte dazu führen, dass auch in naher Zukunft noch weitere Senkungen bevorstehen. Umgesetzt haben den niedrigen Leitzinsen inzwischen alle Banken. Die Zinskurve für Fest- und Tagesgeld sowie andere verzinsliche Anlagen neigt sich seither ohne nennenswerte Ausschläge Richtung Keller. Aktuelle Prognosen lassen diesbezüglich kaum Hoffnung auf Besserung zu. Heißt: Eine merkliche Aufhellung der Konjunktur mit steigenden Leitzinsen kann zum jetzigen Zeitpunkt als recht unwahrscheinlich angesehen werden.
Die wichtigsten Fakten zum Zinsausblick 2013 im Überblick:
- Weitere Leitzinssenkungen helfen der Konjunktur kaum noch, sind jedoch nicht ganz auszuschließen
- Die Eurokrise um Griechenland, Spanien, Portugal, Italien und inzwischen auch Zypern ist ein Unsicherheitsfaktor
- Die meisten Geschäftsbanken haben bereits auf die neue Zinssituation reagiert und könnten die Festgeld- und Tagesgeldzinsen noch weiter senken. Insgesamt rechnet die Bankenbranche über das gesamte Jahr gesehen allerdings eher mit stabilen Aussichten. Ein Aufwärtstrend zeichnet sich aus Sicht vieler Analysten erst zum Jahresende ab
- Bessere Konjunkturprognosen und damit steigende Zinsen sind bisher nicht in Sicht – wenn überhaupt, nur als ganz kleiner Streifen am Horizont
Geldanlage – auf welche Anlageform sollte man nun setzen?
Wer trotz des niedrigen Zinsniveaus weiterhin auf sichere Zinseinlagen setzen möchte, sollte das Tagesgeld und das Festgeld dem Sparbuch vorziehen. Das Sparbuch kann als einzigen Vorteil seine Flexibilität vorweisen, wird jedoch sogar in diesem Bereich noch vom Tagesgeld übertrumpft. In puncto Sicherheit gibt es keinerlei Unterschiede zwischen den drei genannten Anlageformen. Sowohl das Sparbuch als auch Tages- und Festgeld unterliegen der gesetzlichen Einlagensicherung in Höhe von 100.000 Euro pro Anleger.
Die Rendite liegt sowohl auf einem Tagesgeldkonto als auch einem Festgeldkonto deutlich höher als auf einem Sparbuch. Während Sparbücher in Niedrigzinsphasen gerade einmal Zinssätze von 1,00% p.a. bieten können, kommt das Tagesgeld auf bis zu 2,00% p.a. Die folgende Beispielrechnung soll diesen Unterschied verdeutlichen:
Anlagebetrag: 10.000,- Euro
Zinssatz Tagesgeld: 2,00% p.a.
Zinssatz Sparbuch: 1,00% p.a.
Zinsen Tagesgeld: 200,- Euro
Zinsen Sparbuch: 100,- Euro
Somit bietet ein Tagesgeldkonto eine deutlich höhere Rendite bei besserer Flexibilität und gleicher Kapitalabsicherung. Die bessere Flexibilität äußert sich darin, dass man keine Begrenzungen für die Abhebung von Kapital beachten muss. Bei einem Sparbuch sind diese Beträge im Regelfall auf 2.000 Euro pro Monat beschränkt. Des Weiteren gibt es beim Sparbuch eine Kündigungsfrist von 3 Monaten, die beim Tagesgeld entfällt.
Tipps zur Festgeld- und Tagesgeldanlage
In Bezug auf die Nutzung von Tagesgeld und Festgeld gibt es vor allem in Niedrigzinsphasen gewisse Tipps und Tricks, die dabei helfen, beide Geldanlageformen möglichst effizient zu nutzen.
Das Tagesgeld ist als Liquiditätsreserve immer interessant
In fast jedem Haushalt fallen hin und wieder ungeplante Ausgaben an und es müssen mehr oder weniger hohe Rechnungen beglichen werden. Daher ist eine Bargeldreserve unerlässlich, um auch in solchen Situationen nicht in finanzielle Bedrängnis zu geraten. Diese kann zwar auf dem Girokonto hinterlegt werden, erzielt jedoch auf einem Tagesgeldkonto durchaus eine ansehnliche Rendite. Auf diese Weise lässt sich die Liquiditätsreserve dazu nutzen, zusätzliche Zinseinnahmen zu erzielen.
Beim Festgeld nicht zu lange Laufzeiten wählen
Auch wenn viele Anbieter aktuell gerade bei sehr langen Laufzeiten von 10 Jahren noch recht attraktive Zinssätze gewähren, sollte man sein Kapital nicht so lange binden. Bei einer Festgeldanlage besteht während der gesamten vereinbarten Laufzeit kein Zugriff auf das Kapital und sollte sich das Zinsniveau in den nächsten Jahren verbessern, gäbe es keinerlei Möglichkeit, von einem solchen Zinsboom zu profitieren.
Aus diesem Grund ist es aktuell ratsam, sich nach attraktiven Zinsangeboten mit einer Laufzeit von 2 bis 3 Jahren umzusehen. Auf diese Weise kann im Falle einer späteren Hochzinsphase wieder eine tolle Rendite erreicht werden.
Den Markt stets im Blick behalten
Um auch in Niedrigzinsphasen recht attraktive Festgeld- und Tagesgeldangebote zu finden, sollte man den Markt stets im Blick behalten. Zu diesem Zweck eignen sich vor allem Anbietervergleiche, mit denen die aktuellen Zinsentwicklungen verfolgt und neue Spitzenzinssätze schnell identifiziert werden können.
Weitere Hilfestellung bieten zum Beispiel auch Informationsdienste wie der Zinswecker, der die Nutzer per Mail darauf aufmerksam macht, wenn es positive Veränderungen bei den Zinssätzen gibt und ein neuer Höchstzinssatz im Bereich Fest- oder Tagesgeld vorliegt. Auf diese Weise verpasst man als Anleger auch mit wenig Aufwand keine Zinssprünge mehr und ist auch in einer Niedrigzinsphase gut gerüstet.
Wissenswertes und weitere Tipps
Neben den Tipps und Tricks zur effektiven Nutzung von Festgeld- und Tagesgeldkonten in Niedrigzinsphasen, gibt es zusätzlich einige Aspekte, die in Bezug auf beide Anlagemöglichkeiten für Sicherheit und noch mehr Effektivität sorgen.
Bei größeren Anlagesummen immer die Einlagensicherung im Blick behalten
Innerhalb der EU müssen mittlerweile alle Anbieter von Tagesgeld und Festgeld die gesetzliche Einlagensicherung in Höhe von 100.000 Euro pro Kunde garantieren. Wer jedoch mehr als 100.000 Euro anlegen möchte, setzt sich in einem solchen Fall einem großen Risiko aus. Muss die betreffende Bank Insolvenz anmelden, wäre das Kapital oberhalb von 100.000 Euro verloren. Aus diesem Grund gibt es in Deutschland zusätzlich freiwillige Einlagensicherungssysteme, denen sich viele Banken bereits angeschlossen haben.
Die Privatbanken sagen aktuell Absicherungen von bis zu 30% ihres maßgeblichen Eigenkapitals pro Kunde zu, während die Sparkassen durch die Institutssicherung Insolvenzen gänzlich verhindern wollen. Wer größere Summen anlegen möchte, sollte sich in jedem Fall über die Einlagensicherung des infrage kommenden Anbieters informieren, um seine Anlage ausreichend zu schützen, denn nicht jeder Anbieter verfügt über eine zusätzliche freiwillige Sicherung.
Eine Kombination aus Festgeld und Tagesgeld sorgt für viele Vorteile
Das Tagesgeld steht vor allem für große Flexibilität bei annehmbaren Renditen. Ein Festgeldkonto bietet hingegen zwar meist höhere Zinssätze, dafür besteht jedoch während der vereinbarten Laufzeit kein Zugriff auf das angesparte Kapital. Wer beide Möglichkeiten kombiniert, kann die Vorteile beider Geldanlagen nutzen und eine deutlich höhere Rendite erzielen. Einen größeren Teil des verfügbaren Kapitals sollte man dazu auf einem Festgeldkonto zu höheren Zinsen anlegen.
Der andere Teil wird auf einem Tagesgeldkonto deponiert und dient dort als flexible Reserve. Auf diesem Weg hat man bei Bedarf jederzeit Zugriff auf finanzielle Mittel, erhält gleichzeitig jedoch verhältnismäßig hohe Zinsen aus der Festgeldanlage. Eine solche Kombination von Festgeld und Tagesgeld sorgt für eine Optimierung der Rendite bei gleichzeitigem Zugriff auf das Kapital.
Fazit
Auch wenn die Zinssätze aufgrund der im Juli 2012 durch die EZB erfolgten Leitzinssenkung aktuell sehr niedrig liegen und es in naher Zukunft auch keine Aussicht auf eine signifikante Verbesserung der Situation gibt, kann man mit wenigen hilfreichen Tipps und Tricks trotzdem das Beste aus seinem Geld herausholen. Wer stets den Markt im Blick behält, kann auch in diesen Zeiten auf leistungsfähige Produkte im Bereich Festgeld und Tagesgeld setzen und seine Rendite optimieren.