Wenn Arbeitslosigkeit krank macht

Kommt die Arbeitslosigkeit – und die ist heute fast in jedem Lebenslauf ein- oder mehrmals zu finden – und damit auch viel freie Zeit, so steuern die meisten Betroffenen mit gemischten Gefühlen dieser Phase entgegen. Natürlich ist diese Zeit nicht ganz frei, es bleibt noch einiges zu tun, angefangen bei den anstehenden Behördengängen bis hin zur intensiven Jobsuche.

Dennoch sind die Betroffenen nicht mehr ausgelastet, wie im Arbeitsverhältnis. Dies hat zur Folge, dass auf die ersten Tage und Wochen der Arbeitslosigkeit, die durchaus noch als ganz angenehm oder als besondere Form von Urlaub erlebt werden, sehr schnell ein wirkliches Problem folgt.

Dieses Problem ist psychischer Natur. Viele Menschen können nicht mit ihrer freien Zeit umzugehen weiß. Noch schlimmer: Manche Menschen glauben Sie werden nicht mehr gebraucht und sind auf dem Abstellgleis angekommen.

Warum kommt es zu dieser Entwicklung und wie kann man mit einer solchen Situation vernünftig umgehen?

Das Problem mit anderen Krankheiten

Möglicherweise befinden Sie sich selbst in einer solchen bedrückenden Phase oder haben diese schon einmal erlebt. Vielleicht kennen Sie das Phänomen, dass Sie in dieser Zeit besonders oft krank waren oder sich bestehende Leiden merklich verschlimmert haben. Insbesondere chronische Probleme treten in Zeiten der Arbeitslosigkeit besonders zu Tage.

Grund dafür ist der direkte Zusammenhang zwischen der seelischen Gesundheit und dem körperlichen Wohlbefinden. Diese Wechselwirkung ist vielleicht nicht immer klar und offensichtlich, Studien haben aber auf erschreckende Weise bestätigt, dass es diese Zusammenhänge gibt. So sind Arbeitssuchende in der Regel (auf einen längeren Zeitraum hin untersucht) deutlich öfter krank. Bei einem Viertel der Patienten erfolgt die Krankschreibung aufgrund von psychischen Ursachen, beim Rest besteht oft der Bezug zu psychischen Problemen.

Arbeitssuchende sind im Durchschnitt deutlich länger krankgeschrieben als Berufstätige. Krankenhausaufenthalte kommen dreimal so oft vor.

Es gibt sogar Hinweise (wenngleich diese auch noch nicht bestätigt sind), dass arbeitslose Menschen deutlich öfter an Krebs erkranken .

Fakt ist in jedem Fall, dass die Länge der Arbeitslosigkeit über den Verlauf von Krankheiten entscheiden kann. Je länger die Zeit ohne Job dauert, desto größer werden die Belastungen. Nicht nur das Gefühl der Überflüssigkeit und Nutzlosigkeit ist dann ein Problem, sondern zunehmend auch die unzureichende wirtschaftliche Situation und der Verlust der gewohnten Standards im täglichen sozialen Miteinander.

Männer haben die meisten Probleme

Es passt schon irgendwie auf die klassische Rolle des Mannes, dass er die größten Probleme mit einer andauernden Arbeitslosigkeit hat. Mit dem Gefühl, nicht nur für sich, sondern auch für die Familie etwas leisten zu müssen, bedroht ihn die Arbeitslosigkeit in besonderem Maße. Frauen können damit im Allgemeinen deutlich besser und einfacher umgehen. Genauere Untersuchungen haben ergeben, dass schon nach sechs Monaten einer von sieben Männern unter ernsthaften Depressionen leidet. Der Anteil bei den Frauen liegt weiter darunter.

Auswege aus der Situation

Wenn Sie selbst bereits unter Problemen durch ihre Arbeitslosigkeit leiden, dann sollten Sie dringend nach Auswegen suchen, um Ihren Alltag wieder problemlos meistern zu können. Nur so sind sie für neue Arbeitsverhältnisse bereit.

Gehören Sie zur Problemgruppe „Mann“, dann haben Sie für dieses Vorhaben die schlechteren Karten. Dem Mann im Allgemeinen ist es nämlich gar nicht genehm, über seine Sorgen und Ängste zu sprechen. Arbeitslose Männer, die unter ihrer groß bemessenen Freizeit leiden, wissen was sie quält. Es wird versucht, das Problem allein zu lösen.

Gespräche mit Dritten oder gar fachliche Hilfe durch einen entsprechenden Arzt kommen nicht infrage und werden als eher überflüssig abgetan. Frauen sind hier generell etwas offener und suchen schneller das Gespräch oder das offene Ohr eines Fachmanns.

Damit Sie einen Ausweg aus der Problematik finden, ist der berühmte „erste Schritt zur Besserung“, nämlich die Einsicht, entscheidend. Sie müssen erkennen, dass es Ihnen in Ihrer Situation schlecht geht, Ihr Wohlbefinden hat bereits Schaden genommen und es sind körperliche Folgen zu erkennen. Beide Formen der Erkrankung verschwinden nicht einfach und lassen sich auch keinesfalls schön reden.

In jedem Fall ist hier fachliche Hilfe nötig. Der erste Weg sollte zum Hausarzt führen, der Sie dann gegebenenfalls zu einem Psychiater schickt. Dieser kann mit Ihnen gemeinsam eine erste Einschätzung vornehmen, welche Probleme vorliegen und welche sinnvollen Schritte einzuleiten sinnvoll sind.

Entscheidend ist auch, dass Sie sich bereits bei kleinen Anzeichen von dauernder Unzufriedenheit oder Kummer genauer mit Ihrer Lage beschäftigen. Tun Sie nichts, dann öffnen Sie einer drohenden Depression alle Türen.  Handeln Sie sofort, können Sie oft das Schlimmste vorab verhindern und Möglichkeiten und Wege suchen, aus der Durststrecke der Arbeitslosigkeit etwas Positives herauszuholen.

Positiv kann in diesem Fall bedeuten, dass Sie die Arbeitslosigkeit als Chance verstehen lernen, die Sie für eine private Fortbildung in Ihrem Ressort nutzen können. Alternativ bietet sich vielleicht ein Praktikum an oder Sie Sie bilden sich in bestimmten Themen ganz privat weiter. So oder so machen Sie aus der Not eine Tugend und bringen somit für Ihre nächste Anstellung nicht nur einen verbesserten Lebenslauf mit, sondern viel neues Fachwissen.

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