Die meisten Eltern wissen in der Theorie, wie sie ihre Kinder gesund ernähren. In der Praxis fällt es ihnen schwer, jeden Tag eine gesunde Mahlzeit auf den Tisch zu bringen. Aber auch wenn Eltern täglich gesunde Lebensmittel anbieten, zeigen viele Kinder wenig Begeisterung für Gemüse und Vollkornprodukte. Wir zeigen Ihnen, wie Sie Ihr Kind in 10 Schritten für gesunde Speisen begeistern.
1. Die optimale Ernährung für Kinder
Laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung ist in Deutschland jeder dritte Jugendliche und jedes fünfte Kind übergewichtig. Sobald Kinder keine spezielle Kindernahrung brauchen, übernehmen sie das Essverhalten ihrer Eltern. Sie essen zu viel Fleisch, Wurst und Süßigkeiten und nehmen deshalb zu viel Eiweiß, Fett und Zucker zu sich. Die optimale Ernährung für die gesunde Entwicklung eines Kindes setzt jedoch eine gesunde Mischkost voraus.
Die vom Forschungsinstitut für Kinderernährung in Dortmund entwickelte „optimierte Mischkost“ für Kinder besteht aus diesen einfachen Regeln:
- Bieten Sie Ihrem Kind reichlich pflanzliche Lebensmittel wie Getreide, Nüsse, Obst und Gemüse sowie zuckerfreie Getränke an.
- Servieren Sie mäßig tierische Lebensmittel wie Milchprodukte, Eier, Fleisch und Fisch.
- Sparsam landen fettreiche Lebensmittel und Süßigkeiten auf dem Tisch.
Ausführliche Informationen zur optimierten Mischkost finden Sie in der kostenpflichtigen Broschüre „Empfehlungen für die Ernährung von Kindern und Jugendlichen“.
2. Regelmäßige Mahlzeiten einführen
Da sich Kinder nicht mit Essen vollstopfen sollen, brauchen Sie regelmäßige Mahlzeiten. Wenn möglich, essen Sie Frühstück, Mittagessen und Abendessen zu festen Zeiten. Achten Sie darauf, dass die ganze Familie wenigstens eine Mahlzeit gemeinsam einnimmt. Nehmen Sie sich Zeit für die gemeinsamen Mahlzeiten und decken Sie gemeinsam mit Ihren Kindern liebevoll den Tisch. Tischdecke, Aufschnitt auf Tellern und eine Kerze sorgen für eine gemütliche Atmosphäre, bei der das Essen gleich viel besser mundet.
3. Kinder gesund ernähren ohne Fertigprodukte
Babys unterscheiden zunächst nur die vier Geschmacksrichtungen süß, sauer, salzig und bitter. Das Geschmacksempfinden der Kinder entwickelt sich nach und nach. Dabei ist die Ernährung entscheidend. Wenn Kinder viel Süßes oder Fertigprodukte essen, sind sie auf diese Vorlieben geprägt. Vor allem die Geschmacksverstärker in den Fertigprodukten verderben den Gaumen der Kleinkinder. Eine frisch zubereitete Gemüsesuppe schmeckt diesen Kindern ohne Geschmacksverstärker fade.
Verzichten Sie besonders bei Kleinkindern weitgehend auf Fertigprodukte. Sie sind viel zu überwürzt. Und selbst wenn die Zusatzstoffe nicht der Gesundheit schaden, viele Vitamine sind in diesen Produkten nicht enthalten. Wenn Sie regelmäßig kochen, stellt sich rasch Routine ein und Sie fragen sich, warum Sie jemals Kartoffelpüree aus der Tüte zubereiteten. Sind die Gaumen Ihrer Familie allerdings an frische Gerichte gewöhnt, schmecken ihnen die meisten Fertigprodukte nicht mehr.
4. Essen ohne Zwang
Kinder verfeinern erst nach und nach Ihre Geschmacksnerven. Manche Speisen schmecken Kleinkindern einfach zu scharf oder zu bitter, zum Beispiel Zwiebeln oder Rosenkohl. Und manchmal schmeckt einem etwas gar nicht. Zwingen Sie Ihr Kind niemals etwas zu essen, was es nicht mag. Sonst baut es gegen diese Lebensmittel eine lebenslange Abneigung auf. Allerdings verändert sich mit dem Alter der Geschmack. Deshalb ist es wichtig, auch ungeliebte Lebensmittel regelmäßig zu probieren. Vereinbaren Sie mit Ihrem Kind, dass es von allen Speisen wenigstens eine kleine Menge isst.
5. Was koche ich heute?
Fragen Sie Ihre Kinder, was sie sich zum Mittagessen wünschen, erhalten Sie als Antwort garantiert Pizza statt Gemüsesuppe. Die wenigsten Kinder begeistern sich für gesundes Gemüse und meckern, wenn Sie ihnen eine Kartoffel-Möhrensuppe auftischen. Auch neuen Gerichten begegnen Kinder oft mit Ablehnung. In vielen Familien entwickelt sich das Thema gesunde Ernährung zu einem ständigen Zankapfel.
Vermeiden Sie Streit um die Ernährung, denn sonst baut Ihr Kind eine Abneigung gegen gesunde Lebensmittel auf. Setzen Sie sich am Sonntag mit der ganzen Familie zusammen und überlegen Sie den Speiseplan für die nächste Woche. Jedes Familienmitglied darf sich eine Mahlzeit wünschen. Die restlichen Tage gibt es gesunde Speisen, auch wenn sie nicht ganz so gut bei den Kindern ankommen. Vielleicht führen Sie auch einen Tag ein, an dem Sie etwas Neues ausprobieren.
6. Kinder wissen, wann sie satt sind
Ein Kind gesund ernähren heißt nicht, es zu mästen. Wahrscheinlich kennen Sie noch aus Ihrer Kindheit die Ermahnung, immer den Teller leer zu essen. Wer sich daran hält, verlernt, auf die Signale seines Körpers zu achten. Kinder haben noch dieses unverfälschte Sättigungsgefühl. Zwingen Sie Ihr Kind nicht zum Weiteressen. Packen Sie lieber etwas weniger Essen auf den Teller. Ist Ihr Kind noch hungrig, kann es sich einen Nachschlag holen.
7. Gesunde Zwischenmahlzeiten
Funktioniert das Sättigungsgefühl Ihres Kindes, überisst es sich auch nicht bei den Mahlzeiten. Oft sind Kinder auch viel zu ungeduldig, um sich lange mit dem Essen aufzuhalten. Deshalb bekommen sie recht bald wieder Hunger. Bieten Sie Ihrem Kind zwischen den Mahlzeiten gesunde Snacks an. Stellen Sie Ihrem Kind einen Teller mit mundgerechten Obst- und Gemüsestücken hin, zum Beispiel Apfel- und Möhrenschnitze. Kaum ein Kind verschmäht diese Leckereien. Und sorgen Sie für ausreichend kalorienarme Getränke.
8. Alle Sinne ansprechen
Damit sich Kinder gesund ernähren, ist es wichtig, ihr Verständnis für nährstoffreiche Lebensmittel zu wecken. Setzen Sie dabei nicht auf langatmige Vorträge, sondern sprechen Sie die Sinne Ihres Kindes an. Gehen Sie regelmäßig mit Ihrem Kind einkaufen und bewundern Sie gemeinsam die üppigen Angebote in der Obst- und Gemüseabteilung.
Riechen Sie die unterschiedlichen Aromen und lassen Sie sich vom leckeren Angebot zum Kauf verführen. Probieren Sie die unterschiedlichen Apfelsorten und testen Sie, wie das Essen mit Kräutern schmeckt. Achten Sie darauf, die Lebensmittel nicht nach gesund oder ungesund zu bewerten, sondern nach Aussehen, Geruch und Geschmack.
Bei Kindern isst sehr stark das Auge mit. Ein matschiges Essen oder braune Stellen im Obst verderben ihnen meistens den Appetit. Auf der anderen Seite begeistern Sie sich für intensive Farben und witzige Formen. Probieren Sie doch einmal Ihren Suppenkasper zu überlisten: Stechen Sie mit witzigen Förmchen lustige Figuren aus Obst, Gemüse oder dem Butterbrot aus.
Lesen Sie unsere Rezepte für ein leckeres, gesundes Pausenbrot für Kinder.
9. Kinder gesund ernähren ohne Verbote
Klar, Kinder essen liebend gerne Süßigkeiten. Wenn Sie den Genuss von Schleckereien verbieten, steigern Sie leider das Verlangen der Kinder nach Süßem. Erlauben Sie Ihrem Kind Süßigkeiten, aber nur einmal am Tag, am besten nach einer Mahlzeit. Seien Sie skeptisch bei speziell für Kinder angepriesenen Süßwaren. Meistens sind diese vollkommen überzuckert und verderben nur den Kindergaumen. Lebensmittel mit Süßstoff sind für Kinder übrigens nicht geeignet.
Oft verbirgt sich hinter Heißhunger auf Süßigkeiten einfach nur Durst. Bieten Sie Ihrem Kind ausreichend kalorienarme Getränke an. Und reichen Sie zwischendurch gesunde Snacks wie Obst und Gemüse. Damit legt sich das Verlangen nach Süßem.
10. Seien Sie Vorbild
Kinder lernen von dem Vorbild ihrer Eltern, sich gesund zu ernähren. Wenn Sie sich zwischendurch an ungesunden Süßigkeiten satt essen, übernimmt Ihr Kind zwangsläufig dieses Verhalten. Leben Sie Ihrem Kind die Lust am gesunden Essen vor und probieren Sie unterschiedliche Lebensmittel aus. Seien Sie aber auch ehrlich und sagen Sie, wenn Ihnen etwas nicht schmeckt. Vielleicht isst Ihr Kind die Pilze, die Sie nicht mögen und Sie picken dafür die Paprika von seinem Teller, die Ihrem Kind nicht schmeckt.
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