Die Klassische Reitlehre: Die Tiefe (Dehnungshaltung) an der Longe / Arbeitsvorgang (Teil 2)

Die einzelnen Arbeitsvorgänge nach der Klassischen Reitlehre, um dem Pferd an der Longe den Weg in die Tiefe zu zeigen (Dehnungshaltung), lernen Sie hier kennen. Nach dem ruhigen und gleichmäßigen Gehen führt das Übertretenlassen an der Hand im Schritt und Trab zum gewünschten Erfolg (Dehnungshaltung).

Trotz unseres ständigen Bemühens, dem korrekt angebundenen Pferd bei weicher Leinenführung und korrektem Treiben mit der Longierpeitsche, dem Pferd den Weg in die Tiefe zu weisen (Dehnungshaltung), denkt es gar nicht daran, uns den Gefallen zu tun: Es hält den Kopf hoch, macht vielleicht den Hals lang, lässt ihn aber nicht fallen, von der Hergabe des Genicks ganz zu schweigen.

Jetzt müssen wir den entscheidenden Schritt unternehmen, der das Pferd
veranlasst, unserem Streben nachzukommen. Dies geschieht durch das
"Übertretenlassen" des Pferdes an der Hand.

Wie erreiche ich, dass das Pferd in der Klassischen Reitlehre an der Longe übertritt?

Der Ausbilder in der Klassischen Reitlehre verkürzt die Longe durch Schleifenbildung. Er stellt sich in verkehrter Richtung an den Kopf des Pferdes, Blickrichtung Hinterhand.

Dann legt er den äußeren Trensenzügel – auf der linken Hand den rechten – über den Hals des Pferdes, eine oder mehrere Handbreiten hinter dem Genick – zieht diesen durch den linken Trensenring von außen nach innen und legt ihn im Verein mit dem linken Zügel oberhalb des Gebisses auf den vom Hals kommenden Trensenzügel.

Wichtig ist nun, dass das Pferd durch Fühlen lassen dieser Zügel im Genick nachgibt, und die Hand bei erreichter Nachgiebigkeit weich wird. Die rechte Hand führt die Peitsche und berührt das Pferd mit dieser an der Seite beziehungsweise dem inneren Hinterbein, um das Pferd zum Seitwärtstreten zu veranlassen.

Bei sachgemäßer Ausführung wird das Pferd die ersten schüchternen Schritte beziehungsweise Tritte zur Seite machen. Anfänglich begnüge man sich mit einigen Tritten. Ziel ist es, einige Volten im Schwenken auszuführen, wobei größter Wert auf die Nachgiebigkeit im Genick und auf die Weichheit der Hand zu legen ist.

Wann lasse ich das Pferd in der Klassischen Reitlehre an der Longe übertreten?

Diese Übung der Klassischen Reitlehre wird anfänglich im Schritt, später auch im Trab zur Ausführung kommen. Anschließend wird das Pferd im Schritt oder später auch im Trabe auf die Zirkellinie entlassen um dort die Arbeit weiter fortzusetzen. Dieses Übertreten muss immer wieder während der Arbeit und im weiteren Verlauf der Ausbildung eingeschaltet werden, bis der dauernde Erfolg sich eingestellt hat.

Eine andere Möglichkeit ist, nur den inneren Trensenzügel dicht hinter dem Trensenring zu fassen, dem Pferd mit diesem eine leichte Kopfstellung nach innen abzuverlangen und dann – wie beschrieben – das Pferd seitwärts um den inneren Vorderfuß treten zu lassen.