Auch wenn Ägyptens Präsident Mubarak den Anschlag öffentlich verurteilte, so sollte dies nicht über die noch immer bestehende Bedrängnis von Kopten in Ägypten hinweg täuschen.
Koptische Christen: Eine bedrängte Minderheit
Die ägyptische Verfassung enthält, wie sehr viele andere Verfassungen auch, ein Bekenntnis zu den Menschenrechten. In der praktischen Umsetzung werden diese Rechte jedoch durch den Artikel 2 eingeschränkt. In diesem Artikel wird der Koran als Hauptquelle allen Rechtes bezeichnet, wodurch sich eine Einschränkung der Rechte Andersgläubiger, auch Christen, ergibt.
In ihrem Alltagsleben werden die Kopten in Ägypten zwar nicht mehr, wie in früheren Zeiten offen verfolgt, auch werden ihre Kirchen nicht mehr zerstört. 2002 wurde das koptische Weihnachtsfest sogar zum offiziellen Feiertag erklärt. Dennoch fühlen sich koptische Christen in Ägypten zunehmend Repressalien ausgesetzt, denen sie vermehrt durch Emigration ins Ausland entgegenwirken.
Auch wenn im ägyptischen Staatsfernsehen die islamische Terrororganisation Al Kaida für den Anschlag auf die Koptische Kirche in Alexandria verantwortlich gemacht wurde, so fühlen sich die Kopten in Ägypten, durch eine wachsende Zahl von Attentaten, die sich gegen sie richten und die in den letzten 10 Jahren rasant angestiegen ist, zunehmend bedroht.
Koptische Christen: Eine Kirche mit langer Tradition
Die Bezeichnung Kopten kommt aus dem Griechischen und bedeutet Ägypter. Koptische Christen sind somit die christlichen Nachkommen der alten Ägypter. Ursprünglich wurden mit diesem Begriff "Kopten", all jene Einwohner Alexandriens und ganz Ägyptens bezeichnet, welche die ägyptische Sprache verwendeten. Mit einer spezifischen Religionszugehörigkeit war dieser Begriff in römischer, byzantinischer und frühislamischer Zeit nicht verbunden.
Erst mit der Arabisierung und Islamisierung Ägyptens veränderte sich der Sprachgebrauch des Begriffs "Kopten". Seit jener Zeit bezieht sich der Begriff auf eine spezifische, christlich orientierte, Religiosität und gleichzeitig auf die koptische Sprache, welche sich im 3. Jahrhundert nach westlicher Zeitrechnung (n WZR) aus dem Ägyptischen entwickelte.
In den ersten Jahrhunderten nach westlicher Zeitrechnung verbreitete sich das Christentum auch in Ägypten recht zügig. Große Teile der Bevölkerung waren bei der Entstehung des Islams bereits christlich. Doch die weitere Ausbreitung des Christentums wurde durch das Aufkommen des Islam im 7. Jahrhundert verhindert. Mit der raschen Islamisierung der Welt in den folgenden Jahrhunderten wurde auch das Christentum in Ägypten zurückgedrängt.
Koptische Christen und die Spaltung der christlichen Kirche
Obgleich die Christen in Ägypten unter dem Islam litten und starken Repressalien ausgesetzt waren, konnten sie nach 451 n WZR nicht mehr auf den Schutz der damaligen christlich-römischen Reichskirche bauen.
Zusammen mit anderen christlichen Kirchen, wie z. B. der Kirche in Syrien, in Armenien und in Äthiopien (welche sich später zur Ostkirche zusammenschlossen), vertrat die damalige alexandrinische Kirche auf dem christlichen Konzil 451 n WZR in Chalcedon eine andere christologische Überzeugung als die restlichen christlich Kirchen. So kam es nach 451 n. WZR zur Spaltung der damaligen christlich-römischen Reichskirche (mehr hierzu unter Kopten, Koptische Christen, Koptische Kirche: Teil der Ostkirche).
Koptische Christen: Inzwischen weltweit
Heute existieren über den Bevölkerungsanteil der Kopten in Ägypten unterschiedlichste Zahlen, welche zwischen 6 und 10 Prozent schwanken. Manche Autoren sprechen sogar von bis zu 20 Prozent. Dabei ist darauf hinzuweisen, dass sich die Gruppe der koptischen Christen nicht homogen darstellen lässt.
So stellen zwar die altorientalischen Monophysiten und eine kleinerer Gruppe koptisch-katholischer Christen die Mehrheit der ägyptischen Kopten dar (hierzu mehr im Text: Kopten, Koptische Christen, Koptische Kirche: Glaube); daneben leben jedoch auch griechisch-orthodoxe, griechisch- katholische sowie protestantische Christen in Ägypten.
Weltweit schätzt man die Zahl der Kopten auf etwa 11 Millionen. Da immer mehr koptische Christen aus Ägypten auswandern wächst ihre Zahl im Ausland, welche zurzeit auf etwa 1,5 Millionen geschätzt wird. In Deutschland leben etwa 6 000 koptische Christen.