Gegen das unsinnige Diktat der 100 Tage

Seit Franklin Delano Roosevelt den Wählern 1933 ein Hundert-Tage-Sofortprogramm ankündigte, stehen Führende in Politik und Wirtschaft unter dem Druck der scheinbar magischen Zahl. Spätestens 100 Tage nach Amtsantritt müssen sie erste Erfolge vorweisen.
Das mag einem neuen Fußballtrainer gelingen, etwa weil die Mannschaft seinen Vorgänger schlicht loswerden wollte und deshalb die Arbeit verweigerte, oder weil der beste Leistungsträger wegen Unstimmigkeiten mit dem bisherigen Trainer meistens auf der Reservebank saß. In solchen Fällen kehren neue Besen zwangsläufig gut.Ein neuer Mann im Unternehmen aber steht vor komplexeren Problemen. Erfolgreiches Management braucht Gelassenheit, Kreativität und Offenheit. Blitzeffekte sind ebenso wie schnelle Gewinnmitnahmen für die langfristige Entwicklung einer Unternehmung eher schädlich. Lassen Sie sich Ihre ersten 100 Tage Zeit. Verfallen Sie nicht in Aktionismus, sondern ziehen Sie zunächst einmal gründlich Bilanz. Stellen Sie für sich klar, in welchen Bereichen Sie den dringendsten Handlungsbedarf sehen.

Allein werden Sie den Aufschwung Ihres Unternehmens nicht stemmen können, daher hängt viel davon ab, wie Sie die erforderliche Neuorientierung kommunizieren. Zeigen Sie sich konsequent, aber auch offen für Kritik. Mag der Erwartungsdruck auch noch so groß sein, handfeste Erfolge für das Unternehmen werden Sie angesichts der allgemeinen Wirtschaftskrise auf die Schnelle nicht erreichen können. Aber Sie sollten klar definieren, was Sie von Ihren Mitarbeitern erwarten, und welches Ihre Ziele sind. In den ersten Tagen haben Sie als Newcomer die einmalige Chance, die Gesprächskultur positiv zu beeinflussen. Sie sind der neue Chef, Sie setzen die Meilensteine für die Zukunft.