Simplicity: Der einfache Einkauf wird zum Geschäftsmodell

Der Befund: Konsumenten werden in einer unübersichtlicher werdenden Welt empfänglich für Angebote, die Einfachheit versprechen. Einfach bedeutet: sofort erkennbar, verständlich - und auch vertrauenswürdig. Das Versprechen: Kontrolle haben über die eigene Zeit. Für Unternehmen ergeben sich aus dieser Haltung neue Chancen.
Beispiel: In einem englischen Supermarkt wurden 24 neue Marmeladensorten angeboten. 60 Prozent der Kunden sahen das Angebot – aber nur 3 Prozent kauften. Das Experiment wurde anschließend wiederholt, dieses Mal mit nur sechs Sorten.

Ergebnis: Zwar wurden nur 40 Prozent der Kunden aufmerksam – aber ein Drittel kaufte! Weniger ist mehr. Ein großes Sortiment bringt Aufmerksamkeit, aber nicht immer den Kauf.

Diese Einsicht macht sich auch "Frosta" zu Nutze, ein Hersteller von Fertigmahlzeiten: Für jede Innovation wird ein altes Produkt aus dem Sortiment genommen. Die Sehnsucht nach mehr Zeit, Entschleunigung und Ruhe greift ein Preisausschreiben von "British American Tobacco" auf: Dem Gewinner werden an 52 Tagen alltägliche Arbeiten wie Einkaufen abgenommen. Wenn schon selber einkaufen, dann selektiert – diese Idee findet immer mehr Anhänger unter Ladenbetreibern.

Das Lebensstil-Kaufhaus "Colette" bietet stets nur eine kleine Auswahl exklusiver Produkte. Die japanische Ladenkette "Ran King Ran Queen" hat in ihren Läden Bildschirme installiert, die stets die fünf meistverkauften Produkte anzeigen. Auch das ist Komplexitätsbewältigung für die Kunden.

Die französische Supermarktkette "Auchan" hat in Nordfrankreich einen "Drive-Thru"-Supermarkt eröffnet. Besonderheit: Hier gibt es nur 150 Produkte (zum Vergleich: Aldi hat 600, ein normaler Supermarkt 6.000). Der Kunde meldet sich an einem Bildschirm an, tippt die Bestellung ein, bezahlt – die Ware legen Mitarbeiter von "Auchan" derweil in den Kofferraum. Nicht Vielfalt, sondern Bequemlichkeit ("Convenience") ist hier der Verkaufsfaktor.