Es geht aufwärts – mit dem Stahlpreis

Trotz Rezessionsängsten boomt der Stahlpreis weiter und dürfte in den kommenden 12 bis 18 Monaten kaum nachgeben. Im Gegenteil, mit weiteren Preisspitzen ist zu rechnen, da die Anti-Dumping-Klagen bereits Wirkung zeigen. Der monatliche chinesische Stahlexport in die EU hat sich seit April 2007 von damals mehr als 6 Mio. Tonnen komplett halbiert. Zweiter Preistreiber ist der weiterhin große Stahlhunger der Schwellenländer. Er machte es z.B. japanischen Stahlkochern leicht, im April Preiserhöhungen von 126 €/t für den asiatischen Markt durchzusetzen. Behalten Sie den Stahlpreis also im Auge.

Der Stahlpreis steigt weiter
Im 3. Quartal 2008 dürften weitere Steigerungen beim Stahlpreis anstehen, nachdem der Preis für brasilianisches Eisenerz um über 65 % in die Höhe geschossen ist. In Westeuropa ziehen die Stahlproduzenten nach und haben für das 2. Quartal Preiserhöhungen von 10 bis 15 % angekündigt. Damit nicht genug, für das 3. Quartal sind bereits weitere Preisrunden im Gespräch. Für Einkäufer eine missliche Lage. Da die Importe aus Drittländern nur spärlich fließen, gibt es kaum Alternativen.

Kaltband: Weitere 50 €/t im 2. Halbjahr
Da große Importmengen fehlen und die Nachfrage brummt, sitzen die Erzeuger wieder fest im Sattel. Preislich wird es im 2. Halbjahr wohl nochmals um 50 €/t nach oben gehen. Verantwortlich für diese Entwicklung sind zweifellos die asiatischen Tiger. In Korea z.B. ist Kaltband noch teurer als in Europa. Damit ist das Ende der Fahnenstange wohl noch nicht erreicht. Branchenkenner vermuten, dass zum Jahresende das Preisniveau des Krisenjahrs 2004 noch getoppt wird.

Walzdraht: 100 €/t mehr
Alarmstufe Rot. Setzt sich der Trend des 1. Halbjahres fort, sind im 3. Quartal Erhöhungen von bis zu 100 €/t möglich. Im 4. Quartal könnten dann noch einmal 25 €/t hinzukommen. Mit einer Entspannung ist in diesem Jahr also nicht mehr zu rechnen, da sich am Markt ernst zu nehmende Engpässe abzeichnen und die Lieferzeiten immer länger werden. Die Auftragsbücher der Walzdrahtverarbeiter sind voll und nennenswerte Importmengen aus Asien stehen nicht zur Verfügung. Obwohl Brüssel noch nicht über die Anti-Dumping-Klage einiger europäischer Erzeuger entschieden hat, ist die Walzdrahteinfuhr schon jetzt so gut wie zum Erliegen gekommen.

Rohstahl: Weltweit weniger
Allein in der EU-27 ist die Rohstahlproduktion im März von 17,792 Mio. auf 16,592 Mio. Tonnen zurückgegangen. Neben Deutschland fielen Italien (- 0,275 Tonnen), Spanien (- 0,139 Tonnen) und Großbritannien (- 0,085 Tonnen) am stärksten zurück. Auch anderswo sieht es nicht besser aus. Selbst Rotchina, der weltweit größte Stahlerzeuger, schwächelt mit 38,84 Mio. Tonnen (Vormonat: 40,564 Mio. Tonnen). Dennoch legte die Volksrepublik im Vorjahresvergleich mit einem Erzeugerplus von 7 % deutlich zu. Noch stärker fiel das Plus in Indien aus: 13 °/o.

Koks: 300 $ je Tonne
Die starke Nachfrage macht es möglich: Der Preis für Kokskohle hat sich innerhalb kürzester Zeit verdreifacht. Kostete eine Tonne Kokskohle vor ein paar Wochen noch rund 98 $, müssen heute dafür rund 300 $ bezahlt werden. Da die Preise für Eisenerz im gleichen Atemzug um mehr als 65 % gestiegen sind, dürften die negativen Auswirkungen auf den globalen Stahlmarkt bis weit ins Jahr 2009 reichen.

Eisenerz: Kraftprobe
Das Gerangel zwischen Sino-Steel und Midwest wird das Preisfeuer beim Stahlpreis nur weiter anfachen.