Zukunftsmärkte: Wer vom Klimawandel profitiert

Ob zwei, drei oder vier Grad - der Temperaturanstieg ist nicht mehr aufzuhalten, sagen Forscher. Selbst wenn alle Kraftwerke und Autos sofort stillgelegt werden würden, ginge die Erwärmung noch Jahrzehnte weiter, so die Prognose der Wissenschaft. Trotz aller Hiobsbotschaften gibt es aber auch Zukunftsmärkte, die vom Klimawandel profitieren werden. Lesen Sie, welche Zukunftsmärkte es gibt und wie Sie davon profitieren können.
Zukunftsmärkte I: Beispiele:
  • Architekten. Der Baustil der letzten Jahre mit immer größeren Glasflächen kommt aus der Mode. Grund: Offene Gebäude heizen sich schneller auf. Je mehr Sonnenstunden es gibt, desto mehr muss für energiezehrende Klimatisierung ausgegeben werden. Prognose: Unternehmen werden verstärkt in neue Bürohäuser investieren. Der kommende Stil: mehr Stein, dickere Mauern, kleinere Fenster. Altbauten erleben wieder einen Nachfrageboom – weil die Häuser von Natur aus kühl sind.
  • Landschaftsgärtner. Die Luft über Asphalt heizt sich im Hochsommer auf bis zu 50 Grad auf; Grasflächen bleiben mit 35 Grad verhältnismäßig kühl. Schlussfolgerung: Großstädte werden in Zukunft wieder vermehrt Parks und Gärten einrichten – allein weil sich so das Mikroklima in den Ballungsgebieten verbessern lässt. Den nötigen Platz schaffen die Städte, indem sie Gebäude abreißen, die aufgrund der demografischen Entwicklung leer stehen.
  • Inlandstourismus. Viele Tourismusregionen, vor allem in Deutschland, können künftig mit mehr Gästen rechnen (reine Skigebiete sind davon freilich ausgenommen). An Nord- und Ostsee etwa verlängert sich die Badesaison, weil das Klima zunehmend mediterraner wird. Für diese Reisegebiete spricht außerdem: Die Anfahrt ist kürzer (interessant für immer ältere Urlauber) und verbraucht weniger Energie. Schlechte Karten haben dagegen die Mittelmeerländer: Temperaturen von über 40 Grad, Dürren und ehemals nur in Afrika vorkommende Tropenkrankheiten schrecken Urlauber ab.
  • Versicherungen. Die Zahl der Naturkatastrophen wie Stürme oder Überschwemmungen hat sich seit den 50er Jahren verdreifacht. Forscher prognostizieren, dass sich dieser Trend fortsetzt. Für die Assekuranzbranche bedeutet das höhere Umsätze, weil mehr Kunden sich gegen solche Schäden versichern werden. Einschränkung: Nur große Versicherungen, die international — und nicht nur in Schadensregionen – aktiv sind, können davon profitieren. Mehr Info dazu: Serie „Zwei Grad plus" in der „Financial Times Deutschland", kostenlos unter: www.ftd.de/klimawandel.
Zukunftsmärkte II: Muslime sind als Zielgruppe noch unterversorgt
  • Fastfood. McDonalds bietet in einigen Londoner Filialen seit Kurzem Chicken McNuggets an, die nach muslimischen Regeln zubereitet wurden. Obwohl das Angebot außerhalb der Läden noch nicht beworben wird, verkaufen sich die Hühnerbällchen gut. Der weltweite Markt für Halal-Lebensmittel wird auf 850 Mrd. Dollar geschätzt (Quelle: JWT, New York, www.jwt.com).
  • Strandmode: Der Burqini ist eine Mischung zwischen Bikini und der Burka, einem traditionellen muslimischen Gewand. Der Polyesteranzug bedeckt den ganzen Körper und hat eine kopftuchartige Kapuze. Die australische Firma Ahiida verkauft das Kleidungsstück via Internet. Preis: umgerechnet etwa 120 Euro (www.ahiida.com).
  • Spielzeug: Fulla heißt die erste muslimische Spielpuppe. Anders als das amerikanische Vorbild Barbie ist sie nicht im Bikini-Outfit zu haben, sondern wird mit Kopftuch und Abaya-Gewand ausgeliefert. Umgerechnet 12 Euro kostet die Puppe des syrischen Herstellers NewBoy Design Studio in Damaskus, Riad oder Kairo. Einen passenden Ken gibt es für die Anti-Barbie nicht (www.fulla.us).
Experten-Einschätzung „Zukunftsmärkte“
Der Markt für muslimische Produkte ist unterversorgt. Hier liegen noch viele Potenziale brach – zumal die Zielgruppe kaufkräftig ist: Zahlen aus den USA zeigen, dass muslimische Familien überdurchschnittlich viel Geld ausgeben. Laut „New York Times" arbeiten Konzerne wie Ikea, Wal-Mart und Kodak deshalb schon fieberhaft an Strategien, um diese Konsumenten zu erreichen. Besonders interessant ist diese Zielgruppe, falls Sie im Markt für Kinderprodukte aktiv sind, da muslimische Familien immer noch kinderreicher als der Durchschnitt sind.