Sanktionen: Fluch oder Segen?

Tagtäglich geistern neue Meldungen und Nachrichten zu geplanten, beabsichtigten oder eingesetzten Sanktionen durch die Medien. So umstritten die Sanktionen in der Politik sind, so zweischneidig ist deren Wirkung auf viele Wirtschaftsunternehmen. Ob die Konsequenzen eher positiv oder negativ wahrgenommen werden, hängt sehr von der betroffenen Branche und den bestehenden Handelsbeziehungen ab.

Sanktionen setzen sich aus sehr unterschiedlichen Instrumenten zusammen, die entweder für sich alleine oder in Kombination miteinander wirken sollen.

Übliche Instrumentarien für Sanktionen

Übliche Instrumentarien sind Eingriffe in den Geldverkehr, in den Handel von Produkten und Rohstoffen und für geografische Nutzungs- und Bewegungserlaubnisse. Typische Beispiele für Handelshemmnisse sind Kontoeinfrierung, Verbot von Ein- und Ausfuhr bestimmter Güter, Einreisegenehmigungen für bestimmte Personen und, wie aktuell stark diskutiert, zivile Überflugrechte.

Bei allen Sanktionsarten gibt es Nutznießer und Verlierer, sowohl in der Politik und Gesellschaft als auch unter den Unternehmen. Wer in einem betroffenen Staat direkte Handelbeziehungen unterhält, empfindet die Situation meist als Fluch. Eingespielter Waren- oder Dienstleistungsaustausch wird unterbrochen und aus Profit abwerfenden Investitionen wird vorübergehend totes Kapital. Unternehmen aus der Automobilbranche, Produzenten von Rüstungsgütern und Maschinenhersteller verlieren meist.

Des einen Fluch ist des anderen Segen

Unter den Unternehmen gibt es unterschiedliche Intensitäten, mit denen sie die Geschäfte in dem sanktionierten Staat treiben. Wenn durch historische Entwicklungen einzelne Anbieter Vorsprung zu Mitbewerbern entwickelt haben, wird "die Uhr ein wenig zurückgestellt". Das kommt schwächeren Mitbewerbern zugute. Wenn sie die Situation nutzen und der Abstand schmilzt, werden sie die Sanktionen als Segen verstehen.

Ein nicht zu unterschätzenden Effekt auf die gesamtwirtschaftliche Konstellation ist die neue Verteilung und sich ändernde Entwicklungsrichtung. Alternativen werden geprüft und neue Liefer- und Absatzmöglichkeiten geprüft und entwickelt. Daraus kann jederzeit ein "Aha"-Effekt erfolgen, bei dem bereits involvierte oder neue Unternehmen einen Segen in der Marktänderung erkennen und nutzen.

Brutale Marktbereinigung mit ungewissem Ausgang

Ökonomisch brutal können sich Sanktionsfolgen auf schwache Marktteilnehmer auswirken. Für sie sind Handelsbeschränkungen nicht nur ein Fluch, sondern können existenzielle Bedrohungen auslösen.

Ein Beispiel bieten Fluggesellschaften, die durch Überflugverbote betroffen sind. Während Unternehmen mit großen Streckennetzen, vielen Flugzeugen und Start- und Landegenehmigungen mit Alternativrouten ihr Angebot fast aufrechterhalten können, müssen kleinere Gesellschaften Flüge streichen oder zu marktunfähigen Preisen anbieten.

Sanktionen sind grundsätzlich ein Nullsummenspiel. Den vielen Marktteilnehmern, für die sie einen Segen bedeuten, stehen genauso viele Unternehmen entgegen, für die es einem Fluch gleichkommt. Eine große Gefahr ist das Ungleichgewicht, das aus der Situation entstehen kann und im Endeffekt ein Fluch für die global agierende Gesamtwirtschaft werden kann.