Radio: So ebnet Digitaltechnik den Weg zur zielgenauen Werbung

Hunderte von neuen, kleinen Radiostationen schießen in den USA derzeit aus dem Boden. Es herrscht Gründerzeitstimmung im Äther. Interessant für Unternehmen: Digitaltechnik macht es möglich, über das Radio kostengünstig selbst kleine Zielgruppen und Marktnischen anzusprechen.
Ausgelöst wird der Boom von drei neuen Technologien der Digitaltechnik, die das alte UKW-Radio bald ablösen werden:
  • Satellitenradio. Die Digitaltechnik gleicht dem des Sat-Fernsehens. Digitale Radiosignale werden von Satelliten im Orbit ausgestrahlt. Abonnenten von Diensten wie XM oder Sirius können Hunderte von Kanälen empfangen, die jede noch so kleine Nische des Musikgeschmacks bedienen. Tragbare Empfänger kosten rund 200 Dollar. Vorteil: Die Programmmacher unterliegen nicht den nationalen Rundfunkrichtlinien – dies ist gerade in den USA wichtig.
  • Digitalradio (Digital Audio Broadcast, kurz DAB). Verbessert die Qualität des herkömmlichen UKW-Standards auf CD-Qualität. Vorteile: Da die digitalen Signale huckepack auf den analogen reisen, brauchen sich die Hörer keine neuen Frequenzen zu merken; mehrere digitale Kanäle sind auf einer Frequenz möglich. Außerdem macht die Digitaltechnik diverse Zusatzdienste möglich. Ein Szenario: Während eine Plattenbesprechung im Radio läuft, strahlt der Sender im Hintergrund die komplette Platte als Musikdatei aus. Zuhörer können die Musik per Knopfdruck am Radio kaufen. In den USA beginnt schon im nächsten Jahr die Umstellung auf die Digitaltechnik im Rundfunk, in Deutschland frühestens 2010. Noch in diesem Jahr sollen die Preise für Empfänger auf unter 200 Dollar sinken.
  • Radio on demand. Idee: Der Hörer gibt auf einer Webseite an, welche Sendungen ihn interessieren. Ein zentraler Rechner empfängt die Programme und speichert Sendungen zum späteren Anhören ab. Der Kunde kann sich die Mitschnitte später an seinem PC anhören oder als Datei für seinen MP3-Spieler herunterladen. Ausstrahlung und Anhören sind entkoppelt (Fachwort: Timeshifting). Anbieterbeispiel: Die US-Firma Radio Time bietet ihren Abonennten 35.000 Radiosender aus 140 Ländern zur Auswahl an. Preis: 39 Dollar im Jahr. 

Einschätzung: Erwarten Sie, dass sich die Digitaltechnik für das Radio langsamer verbreitet als in den USA. Grund: Anders als beim digitalen Antennenfernsehen (Digital Video Broadcast, DVB-T) sparen die Nutzer durch den Wechsel zum neuen System keine Kabelgebühren oder Ähnliches.