Kulturdimensionen: Gesellschaftliche Regeln oder Beziehungen

Wie ist die Kulturdimension, das zwischenmenschliche Zusammenleben von Mitarbeitern in einem Unternehmen oder einer ganzen Gesellschaft geregelt? Auf der einen Seite können das allgemeine, verbindliche Regen sein, die ausnahmslos für alle gelten. Auf der anderen Seite stehen die persönlichen Beziehungen der Menschen im Vordergrund der Kulturdimension.

In der Kulturwissenschaft werden diese beiden Gegenpole der Kulturdimension als Universalismus und Partikularismus beschrieben. Beide Pole sind Wertevorstellungen in einer Gesellschaft. Universalismus bedeutet universell oder allgemein. Es werden einfach viele Köche nach ihrer Meinung gefragt und das Ergebnis ist das gerechte Ganze für alle.

Somit gibt es universelle Gesetze in der Kulturdimension, die für alle Mitglieder eines Unternehmens oder Landes gelten. Die grundlegenden Ansichten sind für alle niedergeschrieben und für alle gültig. Ein Vertrag ist ein Vertrag. Wenn dieser einmal festgelegt ist, bleibt der Vertrag auch gültig. Universelle Regeln zeigen die scheinbar gesamte Wahrheit. Das Gemeinwohl der Gruppe steht hier im Vordergrund in der Kulturdimension. Als vertrauenswürdig gilt, wer sich an Verträge und Vereinbarungen hält und nicht abändert.

Dabei folgen diese Kulturen oft einfach ihren Prinzipien und versuchen ihre Regeln auf der ganzen Welt anzuwenden. Dabei handelt es sich nicht nur um Gesetze oder Regeln, wie zum Beispiel Menschenrechte, Grundgesetze eines Landes oder Arbeitsabläufe in einem Unternehmen. Die weltweiten Fastfood Ketten, weltweit bekannte Getränkemarken oder ein Handbuch zum Verhaltenskodex von Paketdienstleistern zählen genauso zur Kulturdimension.

Bei der Beschreibung von Globalisierung in einer einheitlichen Politik, Wirtschaft oder Technologie, um nur einige zu nennen, spiegelt sich genau der Versuch wieder, alles einheitlich zu regeln. Genau betrachtet, geht es in der gesamten Diskussion der Globalisierung größten Teils nur um die Frage, ob es allgemeine Regeln gibt oder die lokal, also in kleinen Teilen im Land geregelt werden. Hier können auch noch die Begriffe Freiheit oder Demokratie für die Kulturdimension genannt werden. Zu beiden Begriffen gibt es Regeln.

Die Idee des Partikularismus ist, dass nur ein Partikel, also ein Teil einer Gruppe wichtiger ist, als das Ganze. Einzelpersonen und kleine Gruppen bekommen damit mehr Gewicht, als die Allgemeinheit. Nach Außen scheint diese Wahrnehmung mehr egoistisch und dient nicht dem Gemeinwohl. Die Menschen fühlen sich in dieser Kulturdimenion eher Beziehungen verpflichtet und damit wiederum den anderen Menschen. Die Beziehungen können sich mit der Zeit ändern. Damit müssen sich aber auch die Regeln zwischen den Menschen ändern. Im Partikularismus werden Beziehungen vor allgemeingültigen Regeln beachtet. Als vertrauenswürdig gilt, wer sich an Vereinbarungen hält. Dies ist wie im Universalismus. Der Unterschied ist nur, dass sich Vereinbarungen nach den Beziehungen ändern können. Wer sich an neue Absprachen hält, ist vertrauenswürdig.

Dazu gibt es auch noch eine Brücke zur Kulturdimension zwischen den Polen aus Individualismus und Kollektivismus. Menschen aus individualistischen Ländern, sehen sich mehr als Einzelpersonen. Menschen aus kollektivistischen Ländern orientieren sich mehr einer Gruppe oder Gesellschaft zugewandt. Individualistische Kulturen, sind mehr allgemeinen Regeln zugewandt. Kulturen, die ein Gruppenverhalten haben, sind mehr Beziehungen zugewandt.

Wie bei allen Kulturdimensionen, kann hier nicht von einer Zuordnung zu einem bestimmten Pol der Kulturdimension Regeln oder Beziehung gesprochen werden. Es kommt immer auf die Situation an, in der sich ein Mensch befindet. Zum Beispiel kann sich jemand in einer beruflichen oder familiären gruppenbezogenen Situation befinden. Ebenso kann ein Mensch in einem Stadtteil, in einem Land, auf einem Kontinent leben. Das ist ein Beispiel dafür, dass eine Person zu einem Zeitpunkt drei verschiedenen Identitäten unterliegen kann. Es gibt also nicht eine Identität, sonder mehrere. Dabei ändert sich einige Identitäten im Leben häufig, manche selten und manche nie.

Beachten Sie daher bei der Zusammenarbeit von Mitarbeitern, ob Regeln oder Beziehungen im Vordergrund stehen. Also welche Kulturdimension vorherrscht. In beiden Fällen wird die Ordnung in einem Unternehmen von den Mitarbeitern beachtet. Nur eben aus einer anderen Sicht und Wertemaßstab. Vermitteln Sie den Mitarbeitern, welche übergeordneten Regeln unerlässlich in der Zusammenarbeit sind. Vermitteln Sie ebenso, bei welchen Regeln, die Mitarbeiter Beziehungen in den Vordergrund stellen dürfen. Das ist ein großer Schritt zum Verständnis und zur gemeinsamen Zusammenarbeit.