Zurechnungsprobleme in der Kostenrechnung

In der Kosten- und Leistungsrechnung tauchen Zurechnungsprobleme insbesondere bei der Verteilung von Kosten auf Kostenstellen und Kostenträger auf, da die Eindeutigkeit der Zuordnung nicht für alle Arten von Kosten gegeben ist.

In der Kostenrechnung entstehen Zurechnungsprobleme in Situationen, in denen aus dem Gesamtwert einer Kombination die Werte ihrer einzelnen Teile ermittelt werden sollen. Häufig ist lediglich der Wert einer Gesamtkombination bekannt, allerdings sind teilbezogene Wertangaben zur Beurteilung und Disposition der Teilkomponenten erforderlich.

Zurechnungsprobleme und Bewertung
Die Begriffe Zurechnung und Bewertung sind nicht gleichbedeutend. Bei der Bewertung werden Objekten oder Aktionen unter Beachtung einer Zielsetzung Werte zugeordnet. Demgegenüber beinhaltet die Zurechnung die Ableitung von Werten einzelner Objekte entweder aus den Werten anderer Objekte oder aus dem Gesamtwert der Kombination der einzelnen. Man unterscheidet zwischen sachbezogener und zeitbezogener Zurechnung je nachdem, ob die Objekte, auf die zugerechnet wird, Sachgrößen oder Zeitabschnitte sind.

Zurechnungsprobleme in der Kosten- und Leistungsrechnung
In der Kosten- und Leistungsrechnung können Zurechnungsprobleme vor allem bei der Verteilung von Kosten auf Kostenstellen und Kostenträger auftauchen, da die Eindeutigkeit der Zuordnung nicht für alle Arten von Kosten oder nicht für alle betrieblichen Konstellationen gegeben ist.

Allgemeine Zurechnungsprobleme
Neben der allgemeinen Problematik der Schlüsselung von Fix- oder Gemeinkosten ist beispielsweise die Kostenzurechnung zu den Output-Größen einer Kuppelproduktion ein nicht zu lösendes Zurechnungsproblem.

Kostenzurechnungsprinzipien
Unter Kostenzurechnungsprinzipien sind Grundsätze oder Konventionen zu verstehen, nach denen Kosten auf Bezugsobjekte, wie Kostenstellen oder Kostenträger, verteilt werden. Die wichtigsten Zurechnungsprinzipien sind

  • das Verursachungsprinzip
  • das Identitätsprinzip
  • das Durchschnittsprinzip
  • das Leistungsentsprechungsprinzip und
  • das Tragfähigkeitsprinzip.

 Lösungsvorschläge für das Zurechnungsproblem
Die Diskussion um die Frage, ob Kosten und Leistungen überhaupt in einer direkten Ursache-Wirkung-Beziehung stehen, führte zu Vorschlägen, die das Verursachungsprinzip nicht widerlegen, sondern es präzisieren oder in verschiedene Richtungen interpretieren. Zur Lösung des Zurechnungsproblems wurde einerseits vorgeschlagen, die nach objektiven Prinzipien nicht eindeutig zurechenbaren Kosten (in der Regel die fixen Gemeinkostenanteile) ganz von der Betrachtung auszuschließen, was zu Systemen der Teilkostenrechnung führte.

Andererseits wurde – um die Fixkosten nicht völlig unberücksichtigt zu lassen – zur Lösung des Zurechnungsproblems der Aufbau von Bezugsgrößenhierarchien in Erwägung gezogen, die es ermöglichen sollten, mithilfe einer stufenweisen Vorgehensweise alle Kosten eindeutig zuzuordnen.

Parallel dazu oder ersatzweise wird zur Überwindung des Zurechnungsproblems empfohlen, nach betriebspolitischen Gesichtspunkten Anlastungsprinzipien heranzuziehen, nach denen Kosten zweckbedingt, allerdings willkürlich den Objekten zugeteilt werden. Die Wahl von Zurechnungsprinzipien und Schlüsseln wird so zu einer unternehmenspolitischen Entscheidung. Allerdings lässt sich ihre Zweckmäßigkeit und Richtigkeit nur schwer beurteilen. Ein möglicher Ansatz zur Systematisierung von Zurechnungsprinzipien nach verschiedenen Rechnungszwecken unterscheidet zwischen

  • eindeutig zwingender und
  • zweckgerichteter individuelle

Zurechnung. In jedem Fall sollten die Methoden und ihre Auswahl nachvollziehbar und begründet sein.