Senior Manager zweifeln an ihren Krisenplänen

Ein Viertel der solide aufgestellten Unternehmen lässt wegen fehlender Krisenpläne Wachstumspotenziale ungenutzt.

In vielen Unternehmen herrscht zurzeit ein dramatischer Mangel an Führungsstärke und geeigneten Strategien, um den besonderen Anforderungen einer Wirtschaftskrise zu begegnen. So konzentrieren sich fast zwei Dritter der aktuell finanziell angeschlagenen Unternehmen trotz akuter Refinanzierungsprobleme am Kapitalmarkt nur unzureichend auf Aufbau und Erhalt ihrer Liquidität

Ein Viertel der solide aufgestellten Unternehmen lässt wegen fehlender Krisenpläne Wachstumspotenziale ungenutzt. Insgesamt verfügt ein Drittel der Unternehmen über keinen ausgereiften Krisenplan oder ausreichend tragfähiges Konzept, um in der Wirtschaftskrise erfolgreich zu bestehen.

Etwa 40 Prozent der Manager unterhalb der CEO-Ebene trauen der obersten Führungsebene kein überzeugendes Krisenmanagement zu. Dies sind die alarmierenden Ergebnisse einer aktuellen Studie der internationalen Strategieberatung Booz & Company. Für diese Studie zu Krisenplänen wurden im Dezember 2008 weltweit rund 830 Manager der obersten Führungsebene, davon 133 aus dem deutschsprachigen Raum, befragt.

Auch deutsche Unternehmen ohne Krisenpläne
Auch das Top-Management deutscher Unternehmen kann sich diesem Trend nicht vollständig entziehen. Dennoch sehen sich hier immerhin drei von vier finanzstarken Unternehmen strategisch für die Krise gerüstet. Demgegenüber herrscht in den Führungsgremien angeschlagener Unternehmen erhebliche Verunsicherung. In diesen Unternehmen mit fehlendem Krisenplan sind 62 Prozent nicht von ihrem Krisen- und Cashmanagement überzeugt. Das Ausmaß der Krise ist so immens, dass sich viele Unternehmenslenker noch am sichersten fühlen, wenn sie in gewohnter Weise weiter agieren können.

Fehlende Krisenpläne führen zu Wachstumseinbußen
Im Rahmen der Studie kommt man ferner zu dem Ergebnis, dass über ein Viertel der solide aufgestellten Unternehmen ihre Wachstumspotenziale nicht ausschöpfen, Investitionen nicht konsequent durchführen und Expansionen und Unternehmensübernahmen nur inkonsequent angehen. Damit vergibt gerade diese Gruppe von solide aufgestellten Unternehmen wegen fehlender oder unzureichender Krisenpläne die Chance auf wirtschaftliche Erfolge in oder zumindest nach der Krise.

Demgegenüber sollten strategisch agierende CEOs auch in einem schwierigen Marktumfeld einen antizyklischen Wachstumsplan verfolgen, um sich gegenüber dem Wettbewerb weiter abzusetzen. Drei vierte der befragten Manager bezeichnet die finanzielle Situation ihrer Unternehmen weiterhin als gut und immerhin jeder zweite Top-Manager (54%) geht davon aus, sich im Zuge der Krise einen Wettbewerbsvorteil verschaffen zu können.

Globale Rezession erfordert Krisenpläne
Wie lang und wie hart der Abschwung die Weltwirtschaft treffen wird ist heute noch vollkommen unklar. Führende Wirtschaftsforschungsinstitute rechnen zumindest für das Jahr 2009 mit einem erheblichen Rückgang des Bruttoinlandsproduktes (BIP) und einem Einbruch der gesamtwirtschaftlichen Produktion. Gehen die Exporte tatsächlich wie prognostiziert um 9 Prozent zurück, stehen einige Industriezweige vor erhebliche Probleme, die durch staatliche Stützungsaktionen und tarifliche Zugeständnisse der Gewerkschaften bestenfalls abgefedert werden können.

Daher gehen 40 Prozent der Befragten von einer drastischen Reduktion der Aktivitäten in den Bereichen Umweltpolitik sowie Corporate Social Responsibility aus. Das betrifft vor allem die in diesem Sektor einflussreichsten Branchen Energie und Transportwesen. Trotz der beschlossenen Maßnahmen der Bundesregierung sollten die CEOs nicht auf Hilfe von außen spekulieren. Wer sein Unternehmen erfolgreich durch die Krise navigieren will, muss Führungsstärke beweisen, die richtigen strategischen Entscheidungen treffen und diese konsequent umsetzen.

Die Studienergebnisse im Einzelnen
Unterhalb der ersten und zweiten Führungsebene nimmt die Skepsis gegenüber der Krisenresistenz des eigenen Unternehmens deutlich zu. Jede zweite Führungskraft spricht dem Topmanagement sogar die Fähigkeit ab, einen geeigneten Krisenplan und eine sinnvolle Strategie für die Wirtschaftskrise entwickeln und umsetzen zu können.

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