Activity-Based Costing: Merkmale und Anwendung

Activity-Based Costing und Prozesskostenrechnung werden häufig als Synonyme verwendet. Dies ist allerdings nicht ganz richtig, da beide Ansätze trotz einiger Gemeinsamkeiten unterschiedliche Schwerpunkte setzen.

Das Activity-Based Costing entstand in den USA. Um die Verrechnung der indirekten Fertigungskosten auf die Kostenträger zu verbessern entstand dort unter der Bezeichnung Activity-Based Costing ein System der Kosten- und Leistungsrechnung, dass die Gemeinkosten über in Anspruch genommenen Aktivitäten verrechnet.

Activity-Based Costing vs. Prozesskostenrechnung

In Deutschland führten ganz andere Probleme zur Entwicklung der Prozesskostenrechnung. Hierzulande war der enorme Anstieg der indirekten Gemeinkosten dafür ausschlaggebend, dass die bisher eingesetzten Verfahren der Kostenrechnung keine zufrieden stellenden Ergebnisse mehr liefern konnten.

Während das Activity-Based Costing auf den Fertigungsbereich zugeschnitten ist, konzentriert sich die Prozesskostenrechnung vor allem auf den indirekten Gemeinkostenbereich.

Merkmale des Activity-Based Costing

Das Activity-Based Costing beginnt – ähnlich wie die Prozesskostenrechnung – mit einer Analyse der im Unternehmen vorkommenden Tätigkeiten.

Beim Activity-Based Costing werden unter Einsatz von Schlüsselgrößen für alle Prozesse sogenannte Kostenpools gebildet.

Kostenpools beim Activity-Based Costing

Mithilfe von Prozessgrößen werden die gebildeten Kostenpools im Rahmen der Prozesskostenkalkulation auf einzelne Produkte verrechnet. Dabei werden beim Activity-Based Costing den Kostenträgern bis auf die Leerkosten und die F&E-Kosten alle Periodenkosten angelastet.

Die Prozesskalkulation des Activity-Based Costing basiert auf eine Prozesshierarchie mit vier Ebenen:

  1. Stückbezogene Prozesse beziehen sich insbesondere auf Kosten für Fertigungsmaterial und Energie. Die Verrechnung erfolgt über Prozessbezugsgrößen wie Produktionsmengen oder Fertigungsstunden auf Produkteinheiten.
  2. Losgrößenbezogene Prozesse beinhalten Kosten für die Materialbereitstellung, Kosten für die Abwicklung von Kundenaufträgen und Rüstkosten. Die Verrechnung erfolgt auf Basis von Losgrößen (Anzahl der Fertigungslose, Anzahl der Bestellungen etc.).
  3. Produktbezogene Prozesse des Activity-Based Costing umfassen vor alle Kosten für Konstruktionsänderungen oder Änderungen bei der Verfahrenstechnik. Die Verrechnung auf die Produktionsmenge der Periode erfolgt über Prozessbezugsgrößen (Anzahl der Varianten, Anzahl der Materialbewegungen etc.).
  4. Unternehmensbezogene Prozesse beziehen sich beim Activity-Based Costing zum Beispiel auf die Kosten der Geschäftsleitung. Verrechnet werden diese Kosten über indirekte, wertmäßige Kalkulationsbezugsgrößen wie zum Beispiel die Wertschöpfung.