Bilanzqualität im Mittelstand hat sich weiter verbessert

Der Indexwert zur Bilanzqualität des Mittelstandes stieg auf 110,4 Punkte. Dies ist vor allem auf eine verbesserte Eigenkapitalausstattung der Unternehmen zurückzuführen.

Die Bilanzqualität in kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) hat sich weiter verbessert. Damit setzt sich der seit fünf Jahren anhaltende Trend zur Verbesserung der Bilanzqualität weiter fort. Dies ist das Ergebnis einer Auswertung zur Bilanzqualität von über 50.000 Bilanzen durch die Universität Münster (Lehrstuhl für BWL, insbesondere Controlling) im Auftrag der WGZ BANK.

Betrug der Indexwert zur Bilanzqualität der für das Jahr 2002 erstellten Bilanzen erst 92,1 Punkte, so erreichen die im Jahr 2008 vorgelegten Bilanzen des Vorjahres den Wert von 110,4 Punkten. Die Bilanzexperten haben hierbei die Eigenkapitalquote, die Gesamtkapitalrentabilität sowie weitere wesentliche Finanzkennzahlen herangezogen.

Die WGZ BANK führt die verbesserte Bilanzqualität insbesondere auf die abermals verbesserte Eigenkapitalausstattung der Unternehmen zurück. Darüber hinaus stellt die WGZ BANK eine Verbesserung der Gesamtkapitalrentabilität und des dynamischen Verschuldungsgrades fest.

Höchste Bilanzqualität im Facheinzelhandel
Die höchste Bilanzqualität zeigt nach den Studienergebnissen zur Bilanzqualität unverändert der Facheinzelhandel mit einem Wert von 149,9 Punkten (nach 143,5 im Vorjahr). Demgegenüber bildet der Hoch- und Tiefbau mit 57,3 Punkten (nach 57,0) weiterhin das Schlusslicht.

Die WGZ BANK führt die positive Entwicklung beim Facheinzelhandel vor allem darauf zurück, dass sich dieser durch seine qualifizierte Beratung und einem maßgeschneiderten Sortiment dem Preisdruck der Discounter weiterhin entziehen kann.

Bilanzqualität der Maschinenbauer und Spediteure
Die Maschinenbauer konnten ihre Bilanzqualität ebenfalls verbessern. Die Bilanzqualität von Unternehmen des Maschinenbaus verbesserte sich im Jahr 2007 auf 122,8 Punkte (nach 110,7 Punkte).

Demgegenüber mussten der Kraftfahrzeughandel mit 74,8 Punkten (nach 77,3) sowie das Speditionsgewerbe mit 102,0 Punkten (nach 106,6) eine Verschlechterung der Bilanzqualität hinnehmen. In diesen Branchen hinterlässt der Preisdruck durch osteuropäische Wettbewerber auch in den Bilanzen der heimischen Spediteure seine Spuren.

Verschlechterung der Bilanzqualität für 2008 und 2009 erwartet
Die WGZ BANK erwartet angesichts der beginnenden Rezession für die Bilanzen des Jahres 2008 und 2009 eine Verschlechterung der Bilanzqualität im Mittelstand. Aufgrund der Finanz- und Wirtschaftskrise gehen die Analysten davon aus, dass sich der Index in den kommenden beiden Jahren um etwa 10 Punkte auf rund 100 Punkte verschlechtern wird.

Angesichts des erreichten hohen Niveaus bei der Bilanzqualität gehen viele Mittelständler aber mit einer vergleichsweise stabilen Bilanz in die beginnende Rezession. Nach Auffassung der Bank haben viele Mittelständler nicht nur ihre Unternehmen erfolgreich auf den Markt ausgerichtet, sondern auch gute Aussichten, mit einer soliden Bilanz und hervorragenden Bilanzqualität die Rezession zu überstehen.

Insbesondere die weiter verbesserte Eigenkapitalausstattung versetzt viele Unternehmer in die Lage, die notwendigen Investitionen aus eigener Kraft schultern zu können. Die noch in den 2002er Bilanzen festgestellte schwache Eigenkapitalausstattung von lediglich durchschnittlich 17,4 Prozent hat der Mittelstand mit den 2007er Bilanzen bereits auf eine den internationalen Standards entsprechende Quote von 26,0 Prozent angehoben.

Berechnung der Bilanzqualität
Der Bilanzqualitätsindex wurde von den Experten der Universität Münster aus fünf Kennzahlen der Jahresabschlüsse ermittelt. Bei der Berechnung der Bilanzqualität wurden alle fünf Kennzahlen gleich gewichtet. Es handelt sich hierbei um folgende Bilanzkennzahlen:

  • Eigenkapitalquote: Je höher die Eigenkapitalquote ist, desto besser ist die Bilanzqualität und desto besser können Verlustphasen überstanden werden.
  • Gesamtkapitalrentabilität: Je höher die Rentabilität des gesamten eingesetzten Kapitals ist, desto effizienter geht das Unternehmen mit dem zur Verfügung stehenden Kapital um.
  • Gesamtkapitalumschlag: Je schneller sich das eingesetzte Kapital umschlägt, umso besser kann das Unternehmen mit seinem Kapital neue Umsätze generieren.
  • Liquidität 2ten Grades: Je höher die Liquidität 2ten Grades ist, desto leichter können kurzfristige Verbindlichkeiten bedient werden.
  • Dynamischer Verschuldungsgrad: Je niedriger der dynamische Verschuldungsgrad ausfällt, desto besser kann das Unternehmen seine Schulden aus dem Cashflow tilgen.

Ein Chart, aus dem die Entwicklung der Bilanzqualität der letzten Jahre hervorgeht, steht auf der Homepage der WGZ BANK zur Verfügung.