Unsicherheitsvermeidung in unterschiedlichen Kulturen

Unsicherheitsvermeidung: Wie stark sehen verschiede Kulturen oder Unternehmen Unsicherheit als Bedrohung an. Welche Situationen bedeuten Unsicherheit für Kulturen und welche Strategien haben sie, um Unsicherheit zu vermeiden?

Grundlegendes zur Unsicherheitsvermeidung
Unsicherheitsvermeidung ist eine Kulturdimension, die grundsätzlich in Kulturen in starke und schwache Unsicherheitsvermeidung unterscheidet.

Drei Bereiche sollen zeigen, wie Unsicherheit gemindert werden kann. Der erste Bereich sind Gesetze und Regeln, die für Recht und Beständigkeit in einer Kultur sorgen. Der zweite Bereich ist Technik. Die Technik verhindert zum Beispiel Unsicherheit aus Naturgewalt in unserer Umgebung. Der dritte Bereich ist Religion, die uns lehrt Ungewissheit zu akzeptieren und einen Rahmen für Schutz bietet.

Technik unterliegt der weltweiten Globalisierung. Natureinflüsse und Religion unterliegen ebenso Verschiebungen auf dem Globus. Wenn auch nicht weltweit sondern mehr regional.

Unsicherheit bezieht sich nicht auf ein bestimmtes Objekt. Denn dann könnten Gegenmaßnahmen erarbeitet werden, um Sicherheit herzustellen. Unsicherheit ist ein diffuses, unbestimmtes Gefühl für unbekannte Situationen. Starke und schwache Unsicherheitsvermeidung bedeutet somit, wie stark sich Kulturen von einer unbekannten Situation bedroht fühlen.

Unsicherheitsvermeidung: Länderbeispiele
Beispiele für Kulturen mit schwacher Unsicherheitsvermeidung sind Griechenland, Portugal, Belgien, Nordamerika und Spanien. Länder mit mittleren Werten sind Schweiz, Österreich, Deutschland, Hongkong, Südkorea. Kulturen mit starker Unsicherheitsvermeidung sind zum Beispiel Dänemark, Schweden, Irland, Großbritannien, USA oder die Niederlande.

Bedeutend in der Unternehmenswelt ist aber auch, welche Situationen bestimmte Kulturen als unsicher empfinden und welche Strategien diese daraus entwickeln.

Unsicherheitsvermeidung: Motivation und Strategie
Die deutsche und chinesische Kultur besitzen beide mittlere Werte für Unsicherheitsvermeidung. Auf den ersten Blick hieße das, das grundsätzlich beide Kulturen Unsicherheitsvermeidung als wichtig ansehen.

Auf den zweiten Blick gibt es jedoch Unterschiede, was als unsicher angesehen wird und auf einer ganz anderen Weise bearbeitet wird, d. h. eine andere Strategie wird genutzt. Der Grundgedanke, der Unsicherheit, ist nur der gleiche.

Strategische Unterschiede in der deutschen und chinesischen Kultur
Deutsche wollen durch Planung und Gestaltung einer Situation, Unsicherheit vermeiden. Dies hängt eng mit der Kulturdimension des Individualismusindex zusammen. Das bedeutet, dass in Kulturen, wo die Menschen mehr als Einzelgänger arbeiten, auch selbst mehr Verantwortung für ihr Tun übernehmen und Unsicherheit ausschließen wollen. Daran hängen auch berufliche Ereignisse wie zum Beispiel Erfolg oder Pünktlichkeit, die in individualistischen Gesellschaften angestrebt werden.

Chinesen finden Unsicherheit z. B. in Hierarchieebenen eines Unternehmens. Das bedeutet, in der Zusammenarbeit von Mitarbeitern mit dem Vorgesetzten. Nach außen erscheint dies, als ob sie keine Verantwortung übernehmen wollen. Die Unsicherheit in einer Situation wird durch Vorgesetzte geklärt.

Dabei sind die Hierarchieebenen und die Ordnung der Kompetenz bei Vorgesetzten und Mitarbeitern stärker geregelt, als in der deutschen Kultur, wo Hierarchieebenen flacher sind. Die Weiterleitung der Verantwortung für eine Aufgabe, entsteht zwar aus dem Verhalten jedes individuellen Mitarbeiters, geht aber von der gesamten Gruppe aus, an den Vorgesetzten.

Also kollektiv. Das spiegelt sich in der Kulturdimensionen stark kollektivistisch und hoher Machtdistanz wieder. Beides sind typische Werte für die chinesische Kultur. Auch der Zusammenhang von Kollektivismus und hoher Machtdistanz ist typisch.

Die deutsche Kultur ist dagegen eine individualistische Kultur mit geringer Machtdistanz. Auch dieser Zusammenhang ist typisch. Hieraus ist erkennbar, dass die Kulturdimension Unsicherheitsvermeidung, aus einer unterschiedlichen Motivation entstehen kann, grundsätzlich aber den gleichen Ansatz hat. Dieser Bereich betrifft auch die Personalführung und Unternehmenskommunikation.