Ist eine Geschäftsordnung im Verein wirklich nötig?

Grundsätzlich ist die Geschäftsordnung eines Vereines ein Regelungsinstrument, das nur innerhalb des Vereins relevant ist. Deswegen kann die Geschäftsordnung von jedem Verein beliebig gestaltet werden. Es sogar möglich, komplett auf eine schriftliche Geschäftsordnung zu verzichten. Viele kleine Vereine machen dies, um auf einen unnötigen bürokratischen Überbau zu verzichten.

Aber oftmals ist es ein großer Vorteil, wenn eine schriftliche Geschäftsordnung vorliegt. Dann ist es nämlich möglich, viele Konflikte im Keim zu ersticken. Leider gibt es auch in Vereinen nicht immer nur vernünftige und diplomatische Mitglieder, so dass eine Konfliktlösung manchmal nur dadurch möglich ist, dass der Vorstand bzw. die Jahreshauptversammlung eine Entscheidung trifft. Wenn einige wichtige Dinge in der Geschäftsordnung klar geregelt sind, haben alle Mitglieder ein verbindliches Regelwerk, an das sie sich halten können.

Die Geschäftsordnung nicht zur Bibel machen

Da es sich, anders als bei der Satzung, nur um ein internes Regelungsinstrument handelt, ist es durchaus möglich, im praktischen Vereinsalltag die Regelungen großzügig auszulegen. Entscheidend ist dabei immer, dass die Vereinsmitglieder mit dieser Herangehensweise kein Problem haben. Je größer ein Verein ist, desto schwieriger ist es, die Geschäftsordnung großzügig auszulegen.

Sobald nämlich auch nur der Verdacht aufkommt, dass einzelne Vereinsmitglieder bevorzugt würden, entsteht ein unschönes Problem. Deswegen müssen Sie ganz genau aufpassen, wie großzügig Sie die Geschäftsordnung interpretieren. Sie sollten immer auch an die Folgen Ihres Handelns für den Verein denken. Die einfachste Lösung ist es immer, eine klare Regelung zu schaffen, die dann allerdings vielleicht im Einzelfall nicht immer die beste Lösung bietet.

Ganz ohne Geschäftsordnung und nur mit Tradition

Viele alteingesessene Vereine haben keine schriftliche Geschäftsordnung, aber in der Praxis gibt es doch Strukturen, die seit vielen Jahren gelten. Diese Vereinstraditionen reichen oftmals völlig aus, um einen Verein vernünftig zu führen. Entscheidend ist dann allerdings, dass diese Traditionen gepflegt und weitergegeben werden. Das ist aber in manchen Vereinen nicht ganz einfach, beispielsweise wenn einmal eine Generation fehlt. Auch hier gilt wieder, dass sich bei kleinen Vereinen, in denen die Mitglieder sich gut und lange kennen, die Dinge meist ganz einfach in der Praxis regeln lassen. Schließlich soll ein Verein den Mitgliedern Freude machen und nicht zu einem Juraseminar werden.

Eine schriftliche Geschäftsordnung für einen Verein erarbeiten

Schwierig wird es immer, wenn ein schon lange existierender Verein aus irgendwelchen Gründen eine schriftliche Geschäftsordnung haben möchte. Dann stellt sich nämlich oftmals heraus, dass die vermeintlich so klaren Traditionen gar nicht so präzise sind. Damit es dennoch zu einer vernünftigen Lösung für die schriftliche Geschäftsordnung kommt, sollte der Vorstand oder ein kleines Expertenteam eine Geschäftsordnung vorbereiten. Im Internet gibt es dazu zahlreiche Anregungen, denn viele Vereine publizieren die Geschäftsordnung auf ihrer Webseite.

Nur wenn die Jahreshauptversammlung die Geschäftsordnung annimmt, wird sie gültig. Damit dies gelingt, sollten Sie vor allem darauf achten, dass die Geschäftsordnung nicht zu detailliert verfasst ist, denn mit jedem zusätzlichen Detail schaffen Sie auch eine zusätzliche Angriffsfläche. Eine wirkungsvolle Geschäftsordnung gibt dem Verein ein stabiles Grundgerüst für die interne Kommunikation und die Vereinsarbeit vor. Mehr ist nicht nötig.