Zeichnen lernen = Sehen lernen: Eine Investition fürs Leben

Eine wertvolles Gut verschwendet man nicht. Man legt es an, damit es in der Stille wächst und Früchte trägt. Tun Sie dies mit der Zeit, unserem wertvollsten aller Güter! Investieren Sie Ihre Zeit in ein Können, das keinen Konkurs kennt. Lernen Sie zeichnen.

"Schon immer wollte ich zeichnen, aber wie fange ich an?" Antwort: Man nehme 1 Hand, 1 Kopf, 2 – 3 Bleistifte, 4 – 5 Blatt Papier, 6 oder mehr Rezeptbücher über das Zeichnen von Landschaften, Tieren, Menschen, Blumen, Kindern, Schiffen und so weiter. Und dann halte man inne.

Schon Kinder wissen: Beim Computer gibt es Hard- und Software. Hardware aus festem Material (Computer, Bildschirm, Disketten usw.), Software immer unsichtbar (Programme, Befehle, Passwörter usw.). Ähnlich ist es in der Kunst: Bleistifte, Pinsel, Pigmente, Papierarten einerseits, das unsichtbare Sehen, Erkennen, Denken, Fühlen, Entscheiden andererseits.

Das richtige Material zum Zeichnen lernen
Tatsache ist – ein Künstler kann auch mit sehr einfachen Mitteln künstlerisch wertvolle Ergebnisse erzielen. Dem Nicht-Künstler aber hilft der teuerste Marderhaarpinsel kaum weiter. Also kommt es eigentlich nicht auf das Material an. Beschaffen Sie sich bitte nicht gleich die teuersten Zeichen- und Malmittel. Damit wecken sie nur überhöhte Selbsterwartungen. Zugleich fühlt man sich auch oft gehemmt, diese teuren, guten Materialien zu gebrauchen.

Kaufen Sie nur so viel, wie es der Geldbeutel lächelnd zulässt. Das Mittelmäßige reicht aus. Aber auch Billigware ist zu vermeiden. Nichts frustriert mehr, als minderwertige Pinsel, die Borstenhaare in der Farbe zurücklassen, Bleistifte, die leicht brechen, Papiere, die angefeuchtet sich gleich wölben usw. Lieber sieben Grundfarben von Studienqualität, als ein 24 Tuben-Farbkasten minderwertiger Ware.

Und spätestens der Teenager macht heute die Erfahrung, dass die "Software" Tabellenkalkulation für das Zeichnen von Strichmännchen ungeeignet ist. Ein Grafikprogramm aber nicht einmal 2 + 2 =  4 zusammen zählen kann. Ähnlich verhält es sich auch bei jedem Kunsttätigen: das alltägliche, "normale" Sehen und Erkennen und das "kunstorientierte" Sehen und Erkennen sind grundsätzlich verschieden.

Diesen Unterschied überhaut wahrzunehmen, darauf kommt es an. Wer aber mit dieser Erfahrung öfters zu Bleistift und Pinsel greift, wird auf Dauer immer leichter auf sein "kunstorientiertes Bewusstseinsprogramm" zugreifen können und es immer gewandter beherrschen.

Nehmen Sie sich Zeit zum Zeichnen
Für die Anschaffung Ihrer "Hardware" (Pinsel und Farben) brauchen Sie also ein bisschen Geld. Für Ihre "Software" aber investieren Sie Geduld und Zeit. Gönnen Sie sich diesen kleinen Luxus, planen Sie sich Zeit ein. Anfangs täglich 10 – 15 Minuten. Diese Zeit dürfen Sie sich in jedem Falle erlauben, sowohl als Manager eines Konzerns, als Mutter von fünf Kindern, als gestresster Rentner in Zeitnot.

Wie in vielen Sportarten kommt es anfangs auf kleine, regelmäßige und in der Zeit nicht weit voneinander liegende Portionen an. Wiederholungen sind enorm fördernd. Und schließlich sollten Sie mit Genugtuung bedenken, dass die Zeit dazwischen Ihnen ebenfalls zugute kommt. Denn alles, was Sie lesen und überdenken und was Sie üben, alles braucht seine Zeit um einzusinken und in Ihrem Innern aufgenommen zu werden. Dann aber erwerben Sie etwas, was Ihnen nicht mehr genommen werden kann, ein Können fürs Leben.

Dass Sie dann Erfolg haben werden – daran gibt es keinen Zweifel!

Schon der römische Dichter Publilius Syrus (1. Jhd. n.Chr.) wusste "Niemand weiß, was er kann, bis er es probiert hat."