Wie wir von der Lebensmittelindustrie belogen werden

Ein Lebensmittelskandal jagt den anderen. Ob Rattengift im Kopfsalat oder Pferdefleisch in der Lasagne, die Verbraucher haben das Vertrauen in Bauern und Lebensmittelindustrie verloren. Sind unsere Vorstellungen von Landwirtschaft und von der Verarbeitung von Lebensmitteln einfach nur falsch?

Klischees und Werbelügen

Die Werbesports, die wir kennen, romantisieren Landwirtschaft und beschönigen die Lebensmittelverarbeitung. Da ist die Rede von der Milch von glücklichen Kühen, von Eiern von freilaufenden Hühnern in idyllischer Landschaft oder dem Gemüseanbau auf romantischen Biobauernhöfen. Der Zweck heiligt offenbar die Mittel, denn Lebensmittel verkaufen sich eben besser mit kitschigen Klischees und dreisten Werbelügen.

Unappetitliche und gefährliche Inhaltsstoffe in der Nahrung

E 242 (Dimethyldicarbonat) ist bekannterweise eine giftige Chemikalie. Sie macht Getränke haltbar. E 242 ist zwar hochaggressiv, muss aber nicht deklariert werden, da sie sich im Getränk zersetzt, und daher als nicht gesundheitsgefährdend eingestuft wird.

Cystein (eine Aminosäure oder auch Eiweiß) für Backwaren bewirkt, dass unsere Brötchen leckerer duften. Cystein wurde bis 2001 ursprünglich aus  Menschenhaaren gewonnen. Die EU hat dies inzwischen verboten und deshalb wird Cystein jetzt aus einem gentechnisch veränderten Darmbakterium (E. coli) gewonnen.

Sogenannte „natürliche“ Farbstoffe werden traditionell aus getrockneten Schildläusen gewonnen. Die mögliche Unschädlichkeit dieser ekligen Stoffe wird noch in Tierversuchen geprüft.

Labortechnik und Messergebnisse

Mengen, die heute als Verunreinigung gelten, waren vor einigen Jahren überhaupt noch nicht messbar. Der Eindruck, immer mehr Schadstoffe und unerwünschte Bestandteile Nahrungsmitteln zu finden, ist den Ergebnissen der extrem verfeinerten Messtechniken geschuldet. Die dabei entdeckten Stoffe sind aber oft in vernachlässigbaren und in nicht gesundheitsgefährdenden Mengen vorhanden.

Die Lebensmittelskandale – Ein Fall für die Justiz?

Um das Lebensmittelrecht zu verstehen und beurteilen zu können, sind detaillierte Kenntnisse der angewandten Produktionsverfahren erforderlich. In der Regel haben aber in den verschiedenen Lebensmittel-Branchen nur einzelne Experten das hierfür erforderliche Spezialwissen. Fachrichter und Staatsanwälte mit diesem technischen Hintergrundwissen sind kaum vorhanden. Professionelle Betrüger haben daher hier ein leichtes Spiel.

Ist unser Essen noch natürlich?

Um viele unserer Nahrungspflanzen essen zu können, veränderte der Mensch ihr Erbgut durch Zucht. Denn viele Wildformen dieser Pflanzen sind oft giftig oder ungenießbar. Oftmals wird aber unser Getreide, Obst und Gemüse so stark verändert, dass es mit den Ursprungspflanzen keinerlei Ähnlichkeit mehr besteht.

Was die Großmutter (noch) nicht wusste

Der Mythos, dass sich früherer Generationen gesünder und damit besser ernährten, hält sich immer noch hartnäckig. Gängige Praxis war früher beispielsweise, das Gewicht von Gewürzen mit Schwermetallsalzen zu erhöhen und kandiertes Obst mit Arsenverbindungen zu „verfeinern“. Außerdem waren die Übertragungswege von Krankheitserregern und Parasiten durch Lebensmittel nur wenig bekannt und hatten deshalb viele Todesfälle zur Folge.

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