Wie verhalten Sie sich richtig im Gastland?

Mindestens einmal im Jahr suchen viele Menschen mehr oder weniger fern von zu Hause Entspannung und neue kulturelle Erfahrungen. Da spielt der Umgang mit der einheimischen Bevölkerung des Gastlandes eine große Rolle, ganz besonders, wenn diese Sie gastfreundlich behandelt. Was sollten Sie im Umgang mit Ihren Gastgebern wissen und berücksichtigen?
Einladung und Gastfreundschaft
Viele Kulturen begegnen Ihren Besuchern besonders gastfreundlich. Die Einladung nach Hause, das vertraute und persönliche "Du" oder Gespräche über die Familie und den persönlichen Freundeskreis lassen eine für Sie häufig ungewohnte Intimität entstehen. Achten Sie bei all dieser Vertrautheit immer auf den höflichen Umgang miteinander.
Viele Spanier, Italiener und andere Südländer monieren, dass Deutsche zwischen respektvoller Freundschaft und lässiger Kumpelhaftigkeit nicht unterscheiden können. Häufig wird in angeheitertem Zustand der neu gewonnene Freund zu heftig in den Arm genommen, die neue Freundschaft viel zu laut bekundet.
Eine freundschaftliche Beziehung muss sich entwickeln können. Tasten Sie sich heran, und zeigen Sie vor allem Respekt. Werten Sie die Einladung zum "Du" nicht sofort als Ankündigung zur dicksten Freundschaft und zum ungezwungenen Umgang miteinander. Nehmen Sie Einladungen an, und vergessen Sie nicht, Einladungen auch auszusprechen.
Ein Geben und Nehmen sollte sich die Waage halten. Erkundigen Sie sich unbedingt im Vorfeld nach den Gepflogenheiten im Gastland. Sofern eine Gegeneinladung nach Hause nicht üblich oder möglich ist, können Sie Ihre Gastgeber in ein Restaurant, zu einem Kaffee oder auch zu einem Ausflug einladen. Achten Sie jedoch stets auf eine angemessene Reaktion Ihrerseits.
Gastgeschenke
In arabischen Ländern, in Japan und in vielen weiteren Ländern Südostasiens können Gegeneinladungen  falsch verstanden werden. Sie müssen Gleiches nicht sofort mit Gleichem vergelten. Es wird nicht erwartet, dass Sie sich für die erste Einladung revanchieren – das könnte sogar beleidigend wirken. Zeigen Sie sich stattdessen mit einem angemessenen Gastgeschenk erkenntlich.
Mit Geschenken für die Kinder der Familie liegen Sie eigentlich immer richtig. Kleine Spielsachen oder Süßigkeiten werden stets gerne angenommen. Besonderes Gespür können Sie an den Tag legen, wenn Sie für den Gastgeber Geschenke aus Ihrer Heimat mitbringen. Achten Sie aber immer auf etwaige religiöse Einschränkungen oder besondere gesellschaftliche Konventionen.
Essen und Trinken
Das Essen ist der Bereich, über den kulturelle Besonderheiten als Erstes definiert werden. In mediterranen Ländern nehmen Sie die Hauptspeise des Tages am späten Abend in angenehmer Runde ein. In vielen südostasiatischen Ländern werden Sie über die Reichhaltigkeit des Frühstücks staunen, das mit einer Suppe beginnt.
So fremd die Speisen auch erscheinen mögen, eine Ablehnung wird in keiner Kultur gern gesehen. Dies bedeutet aber nicht, dass Sie alles Aufgetischte auch verspeisen müssen. Probieren Sie – sofern möglich – einen kleinen Bissen. Erklären Sie eine mögliche Ablehnung damit, dass es sich um eine für Sie sehr ungewöhnliche, vielleicht sogar unverträgliche Speise handelt.
Ähnlich verhält es sich mit dem Alkohol. Auch in Russland können Sie ihn ablehnen. Das wird zwar meist nicht verstanden, aber eine angedeutete Magenunverträglichkeit kann Sie gegebenenfalls retten.
Small Talk
Sie wollen mit den Menschen im Reiseland in Kontakt treten? Nichts einfacher als das. In Süddeutschland gibt es den Spruch: "Durchs Reden kommen die Leute zusammen". Das stimmt. Aber Sie sollten auch konkrete Hinweise zu den Gepflogenheiten im Reiseland beachten.
Kleidung
Zu jeder Gelegenheit die richtige Kleidung – diesen Grundsatz können Sie weltweit gelten lassen. Mit eleganter Business-Kleidung sind Sie im Hotel, im Restaurant oder zur abendlichen Veranstaltung meist passend gekleidet. Abgesehen von besonderen Kleidervorschriften für Frauen in einigen islamischen Ländern gilt dies für beide Geschlechter.
Als Mann dürfen Sie außer am Strand oder bei sportlichen Aktivitäten nur in wenigen Ländern Bein zeigen. In angelsächsischen Ländern wird im Sommer schon einmal eine Ausnahme gemacht.
Wie für Männer gibt es auch für Frauen regionale Ausnahmen. In Russland finden Sie selbst zu förmlicheren Anlässen Frauen mit eng anliegender Kleidung und sehr kurzen Röcken, die weit über dem Knie enden. Grundsätzlich sind Sie gut beraten, sich in die örtlichen Gepflogenheiten einzulesen. Hilfreich sind hier zum Beispiel die Bücher "Kulturschock Spanien", "Kulturschock Russland" u. a. aus dem Reihe Know-how-Verlag.
Trinkgelder
Im Taxi, in Restaurants oder Bars, in Hotels – für viele Dienstleistungen wird eine kleine Anerkennung erwartet. Sie bewegt sich meist bei um die 10 bis 15 Prozent. In den USA dürfen Sie schon einmal 20 Prozent und mehr geben. Denn dort sind diese Gelder notwendige Bestandteile des Verdienstes.
Wichtig ist: Ihr Trinkgeld sollte groß genug sein, um Ihre Anerkennung auszudrücken aber nicht so großzügig, dass es als Prahlerei ausgelegt werden könnte. In vielen postkommunistischen Ländern, wie z. B. Tschechien, werden allzu üppige Trinkgelder häufig als Überheblichkeit westlicher Touristen ausgelegt und deshalb nicht gern gesehen.
Aber Achtung, das gibt es auch: In Japan sind in Hotels und Restaurants keine Trinkgelder üblich. Es würde an die Berufsehre der Mitarbeiter rühren. Auch in China und Südkorea hat Trinkgeld keine Tradition.