Wie Sie dem Ehrenamt in Ihrem Verein mehr Anerkennung verschaffen

Das Ehrenamt hat noch wenig mit Ehre gemein. Ein Grund, warum immer weniger Menschen bereit sind, ihre Freizeit in bürgerschaftliches Engagement zu investieren. Die Wurzeln für das heutige  Ehrenamt, auch "bürgerschaftliches Engagement" bezeichnet, wurden im 19. Jahrhundert gesetzt. Wohlhabenden Bürgern wurde die Möglichkeit gegeben, in Form von Freiwilligenarbeit öffentliche Aufgaben zu übernehmen.

In der Weiterentwicklung dieses ehrenamtlichen Engagements entstanden die Vereine als Keimzelle soziokultureller Zentren, die ohne Zweifel auch ein gewisses Eigeninteresse der ehrenamtlich Tätigen befriedigten.

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Ohne die Hilfe ehrenamtlich tätiger Menschen könnten viele Veranstaltungen, Projekte oder Einrichtungen nicht existieren oder umgesetzt werden. Dabei agieren die fleißigen Helfer in der Regel im Hintergrund und sorgen dafür, dass "der Laden läuft". Aber viele Vereine und gemeinnützig tätige Organisationen klagen mittlerweile über Mitgliederschwund und die nachlassende Bereitschaft, Freiwilligenarbeit zu leisten.  

Zwar nutzen viele Menschen das Angebot von Vereinen, gerade im Sport und im musikalischen Bereich, doch sind sie kaum bereit, eine Funktion im Vorstand zu übernehmen und sich im Ehrenamt für das Gemeinwohl zu engagieren.  Wie kann man also Menschen mit einer individuellen Interessenlage fürs Ehrenamt begeistern?

Die vier Säulen für ein gelingendes Ehrenamt

Es ist keine Frage: Wenn eine Tätigkeit Spaß bereitet, tut man es gerne und empfindet sie nicht als Belastung. Das ist im Beruf so und im gesellschaftlichen und familiären Miteinander nicht anders. Das allein reicht aber nicht aus, um Menschen fürs Ehrenamt zu gewinnen. Die Wertschätzung ihrer Leistung für das Gemeinwohl ist die wichtigste Maßnahme, sie bei der Stange zu halten und ihnen das Gefühl zu geben, ein unverzichtbares Rädchen im Vereinsgefüge zu sein. Die vier Säulen für ein gelingendes Ehrenamt im Verein sind

  • Verbundenheit mit dem Gemeinwesen
  • Vertrauen in den Verein, seine Funktionäre und Ziele
  • Klare Rahmenbedingungen, Transparenz und Wertschätzung

Wem das Bewusstsein fehlt, sich im Interesse der Gemeinschaft für eine Sache einzusetzen und nur zum Eigennutz das Beste herauspicken will, ist für das Ehrenamt im Verein nicht geeignet. Die Verbundenheit mit dem Gemeinwesen ist kein Mittel zum Selbstzweck. Allerdings darf die Tätigkeit nicht ausufern und  ein  Fass ohne Boden sein. Überforderung ist oft ein Grund, warum ehrenamtlich Tätige aus Frust das Handtuch werfen und dem Verein den Rücken kehren. 

Belastung, Motivation, Belohnung

Die Dosis an Zeit und Kraft für ehrenamtliche Arbeit muss ausgewogen sein und darf die engagierten Mitglieder nicht über Gebühr belasten. Ein verantwortungsbewusster Vorsitzender wird  die Belastbarkeit für sich selbst und sein Team immer auf einem tolerierbaren Niveau halten und für Ausgleich sorgen, wenn hoher persönlicher Einsatz gefordert ist.

Bei der Vorbereitung und Umsetzung eines Events ist Einsatz über Gebühr nötig. Eine gute Organisation schmälert zwar die Belastung, ist aber nicht ausreichend, um den Helfern zu signalisieren: "Das habt ihr toll hingekriegt, dafür ein dickes Dankeschön!" Hier ist Kreativität und ein Dialog auf Augenhöhe gefordert, um eine wirklich sinnvolle Belohnung für tatkräftiges Anpacken anzubieten.  

Dafür sollten auch finanzielle Mittel bereit gestellt werden. Schließlich werden mit einem Event Gelder für den Verein generiert, und das allein mit ehrenamtlichem Einsatz. Im Haushaltsplan sollte ein entsprechendes Budget bereitgestellt werden.

Hohe Professionalisierung schafft Vertrauen

Schlüsselqualifikationen, wie Zuverlässigkeit, Team- und Konfliktfähigkeit, genießen nicht nur im Berufsleben einen hohen Stellenwert. Im Vereinsleben sind sie ebenso wichtig. Eine hohe Professionalisierung der Vereinsstruktur schafft Vertrauen und ist ein Motivationsmotor für ehrenamtliches Engagement. Wer will sich schon für einen Verein engagieren, wo alles drunter und drüber geht und sich Frustration breit macht? Gut funktionierende Vereine geben ein Gefühl der Sicherheit und stärken das Bewusstsein, mit eigenem Einsatz etwas voranzubringen.

Beweggründe fürs Ehrenamt

Die Motive für ehrenamtliches Engagement sind so unterschiedlich wie die Menschen, die sich fürs Gemeinwohl einsetzen.  Die Glaubwürdigkeit eines Vereins, die Ziele, die er anstrebt, sind ein wichtiges Kriterium, weshalb sich Menschen fürs Ehrenamt – gerade in Ihrem Verein – entscheiden.  Das persönliche Interesse für Sport, Kultur oder soziale Fragen spielt dabei sicher die herausragende Rolle.

Die Selbsterfahrung, die Suche nach Kontakten und sozialen Bindungen, das Sammeln von Erfahrungen und die Steigerung des Selbstwertes durch eine sinnvolle Beschäftigung  sind weitere Gründe, um sich auf eine Vorstandstätigkeit oder ein gezieltes Engagement in Ihrer Organisation einzulassen. Allerding sollte sich ein Verein nicht als Therapiezentrum für einsame Seelen verstehen, wobei eine gewisse therapeutische Wirkung des Ehrenamts durchaus positiven Charakter hat. Die Wertschätzung für sich und andere wird gesteigert. 

Klar gefasste Rahmenbedingungen und hohe Transparenz

Wenn Sie Menschen für die Tätigkeit in Ihrem Verein begeistern wollen, gehört das Abstecken klarer Rahmenbedingungen zu den Grundvoraussetzungen. Das vermeidet auch Missverständnisse. Eine klare Struktur der Zuständigkeiten ist wichtig. Die Neuen im Vorstandsteam und bei den ehrenamtlichen Helfern müssen wissen, an wen sie sich bei bestimmten Fragen wenden können, wo, wie und wann ihre Kompetenz und ihr Einsatz gefordert sind und welche Mitsprachemöglichkeiten sie haben.

Regelmäßige Feedbackgespräche sind ein gutes Mittel für Vereinsleiter, einen Input zu erhalten und für ehrenamtlich Aktive, den entsprechenden Output zu liefern, damit Missstände schon im Keim erstickt werden können. Qualifikation und Weiterbildung sollten im Vereinsportfolio nicht vernachlässigt werden. 

Fortbildung nützt allen und dient der Weiterentwicklung eines Vereins. Je besser er aufgestellt ist, je mehr Transparenz er vermittelt, umso effektiver ist die Außenwirkung, die durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit noch unterstützt werden kann. Genießt der Verein in der Gesellschaft ein hohes Ansehen, fühlt sich der ehrenamtlich Tätige in diese Wertschätzung eingebunden.  Alle Fragen zum Vereinsleben im Allgemeinen und zur individuellen Arbeit im Besonderen zu sollten bereits vor der Aufnahme der ehrenamtlichen Tätigkeit lückenlos beantwortet sein. Diese Transparenz sollte sich auch in der allgemeinen Vereinsstruktur widerspiegeln. So tragen Sie dazu bei, dass dem Ehrenamt in Ihrem Verein mehr Anerkennung verschafft wird.

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