Wenn gar nichts mehr geht
Inzwischen wird fast jede zweite bis dritte Ehe geschieden. Ein Blick auf die Ergebnisse des Statistischen Bundesamts Deutschland zeigt, dass in jedem Jahr über 140.000 minderjährige Kinder von der Scheidung der Eltern betroffen sind. So leicht sich Ehepartner trennen, so schwer fällt es ihnen, die Trennung in vernünftige Bahnen zu lenken. Oft kommt das Aus viel zu überstürzt.
Bevor die Situation eskaliert und die seelischen Verletzungen zu groß werden, hilft es allen Beteiligten, einen fairen Schlussstrich zu ziehen.
Eine Trennung vorbereiten
Der richtige Zeitpunkt für eine Trennung ist bei jedem Paar unterschiedlich. Oft ist es ein schleichender Prozess, der von zermürbenden Streitereien begleitet wird. Spätestens jetzt ist es wichtig, sich trotz aller Gegensätze mit dem Partner auszutauschen. Wenn noch Hoffnung besteht, dass die Probleme gelöst werden können, ist eine Paartherapie hilfreich. Auch eine Trennung auf Probe kann eine Beziehung neu beleben.
Lässt sich eine Trennung nicht vermeiden, sollte sie sorgsam überlegt werden. Neben den finanziellen Fragen gibt es viel zu klären. Auch in diesem Fall ist es oft ratsam, sich professionelle Hilfe zu suchen, denn emotional angestauter Ärger ist selten ein guter Ratgeber. Bei den rechtlichen Fragen hilft ein Gespräch mit dem Rechtsanwalt weiter.
Gespräch mit Scheidungskindern suchen
Irgendwann müssen die Eltern den Kindern mitteilen, dass sie sich trennen wollen. Dieses Gespräch sollten beide Eltern gemeinsam führen, um den Kindern zu demonstrieren, dass beide sich auch weiterhin um sie kümmern. Oft haben die Kinder längst gemerkt, dass die Eltern sich nur noch streiten. Die familiäre Situation ist unharmonisch und sie fühlen sich ausgeschlossen und einsam. Das Gespräch zeigt ihnen, wie wichtig sie ihren Eltern sind und sie fühlen sich geborgen.
Kindgerechte Trennung
Scheidungskinder können die Gründe für eine Trennung nicht wirklich nachvollziehen. Kinder streiten sich selber oft mit Freunden und Geschwistern, ohne sich gleich zu trennen. Die Eltern brauchen nicht detailliert aufzählen, warum die Ehe scheitert. Schuldzuweisungen sind ohnehin tabu. Für Kinder ist es wichtig, beide Elternteile zu behalten. Wer auszieht, sollte trotzdem immer ansprechbar bleiben. Außerdem sollten Kinder erfahren, was sich verändert. Noch wichtiger ist allerdings, ihnen auch zu erklären, dass vieles so bleibt wie bisher.
Taten zählen mehr als Wort
Während der Trennung neigen Eltern dazu, mehr zu versprechen als sie später halten können. Das ist vielleicht gut gemeint, aber schlimmer als eine klare Ansage. Gerade in der Anfangszeit sollten sich alle Beteiligten an die Verabredungen halten. Wenn ein Kind merkt, dass es jedes zweite Wochenende seinen Vater besuchen kann, wird es sich schnell an die Situation gewöhnen – schneller als die Eltern. Kurzfristig abgesagte Termine und nicht eingehaltene Versprechern verunsichern Kinder!
Wenn Sie auf Fragen keine Antworten wissen, geben Sie das vor Ihren Kindern zu. Erklären Sie, dass Eltern für viele Probleme Lösungen finden müssen und werden. Wahrscheinlich steuern die Kinder auch ein paar Ideen bei, die Sie unbedingt beachten sollten. So merken Kinder, dass ihre Wünsche auch eine Rolle spielen.
Scheidungskinder leiden
Kinder reagieren unterschiedlich auf die Nachricht der Trennung. Einige weinen, andere ziehen sich zurück. Lassen Sie den Kindern Zeit, ihren Kummer und Schmerz individuell zu verarbeiten. Bleiben Sie immer gesprächsbereit und einfühlsam, ohne sich aufzudrängen. Scheuen Sie sich nicht, eventuell Hilfe bei einer Familien-Beratungsstelle zu suchen.
Beide Elternteile werden feststellen, dass sie sich lange mit ihren Kindern über die Trennung auseinander setzen müssen. Die Thematik ist so schwierig, dass Kinder immer wieder darüber reden wollen. Vor allen brauchen sie die Bestätigung, dass beide Eltern sie immer lieben.
Konflikte meistern
Eine Trennung ist fast immer mit viel Streit und Tränen verbunden. Verständlich, denn würden sich die beiden Ehepartner noch gut verstehen, würden sie sich ja nicht scheiden lassen. Es ist leicht gesagt, sich nicht vor den Kindern zu streiten oder den anderen nicht schlecht zu machen. Sie sind auch nur ein Mensch und irgendwann rutscht Ihnen garantiert eine unbedachte Äußerung heraus.
Warten Sie ab, bis Sie Ihre Emotionen wieder unter Kontrolle haben und suchen Sie das Gespräch mit Ihren Kindern. Sagen Sie, dass es Ihnen schwer fällt, den Partner objektiv zu beurteilen. Aber das ist Ihre persönliche Sicht. Ihre Kinder dürfen und sollen beide Eltern gleich lieb haben. Auf keinen Fall darf ein Elternteil versuchen, das Kind auf seine Seite zu ziehen.
Erziehungskonzept vereinbaren
Für die Entwicklung der Kinder ist ein einheitliches Erziehungskonzept wichtig. Die wenigsten Paare schaffen es, sich nach einer Trennung über die Erziehung der Kinder vernünftig auszutauschen. Versuchen Sie es trotzdem, sonst werden die Kinder die Eltern gegeneinander ausspielen. Bleiben Sie für die Ideen und Vorstellungen des Partners offen und versuchen Sie gemeinsame Lösungen zu finden. Dazu ist es wichtig, immer im Dialog zu bleiben – so schwer es Ihnen auf fallen mag.
Helfen können Ihnen Gespräche mit anderen Betroffenen, die Ihre Probleme nachvollziehen können. Suchen Sie sich eine Selbsthilfegruppe oder tauschen Sie sich in Internetforen aus: http://www.scheidungskinder.de/
Das schlechte Gewissen meistern
Haben Sie einen Großteil unserer Ratschläge befolgt, brauchen Sie kein schlechtes Gewissen haben. Manchmal stirbt die Liebe und ein erzwungenes Zusammenleben würde die Familie noch viel mehr belasten. Es gibt zwar viele negative Aussagen über Scheidungskinder, aber wenn Sie Ihr Kind lieben und diese Liebe zeigen, werden Sie alle Klippen meistern. Denken Sie immer daran, es gibt keine perfekte Kindererziehung. Stattdessen ist es wichtig, Fehler zu erkennen und zu versuchen, sie in Zukunft zu vermeiden.