Nick Leeson und Jerome Kerviel – Verantwortungslos gezockt
Wer viel leistet, soll auch eine entsprechende Entlohnung bekommen. Das Prinzip ist richtig, lässt sich jedoch nicht auf alle Berufszweige übertragen. Besonders deutlich wird das, wenn es einen Interessenskonflikt bei der Entlohnung gibt, der zu einem verantwortungslosen Handeln ermutigt. Das Entlohnungssystem der Investmentbanker führt zu diesem Interessenskonflikt. Denn eingegangene Risiken, die zu hohen Gewinnen führen, werden mittels Bonus stärker belohnt, als die Strafe bei Verlusten ist.
Gier à la Nick Leeson und Jerome Kerviel
Wenn Investmentbanker Gelder anlegen und dabei die Verantwortung gegenüber der Kundschaft aus den Augen verlieren, ist auch das ebenfalls eine Art von Betrug, auch wenn die Gerichte in Deutschland anders urteilen. Denn der Kunde hat keinen direkten Einfluss auf das Handeln der Banker und verlässt sich auf einen sorgsamen Umgang mit dem anvertrauten Geld. Führt Erfolgsdruck und Bonusgier dazu, dass die Banker diese Selbstverständlichkeit vergessen und die Bank womöglich in den Ruin zocken, ist das eine Form von Betrug.
Nick Leeson, Jerome Kerviel und Co.
Bekannte Banker, die diese Art von Betrug durchgeführt haben, sind Nick Leeson und Jerome Kerviel. Nick Leeson ruinierte 1995 die Baringsbank. Zunächst gut laufende Geschäfte machten den Investmentbanker zu einem Star der Finanzbranche, der schon im Alter von 25 Jahren ein Händlerteam leitete. Dann wendete sich jedoch das Blatt gegen ihn. Um die Verluste zu beseitigen, ging der Banker immer größere Risiken ein. Die Spekulation ging nicht auf. Sein Arbeitgeber brach unter der von ihm angehäuften Schuldenlast von rund 1 Mrd. Euro zusammen.
Jerome Kerviel trieb 2008 die französische Bank Societe General an den Rand des Abgrunds. Auch er ging immer größere Risiken ein und sah nicht mehr den Kunden hinter dem Geld. Vor Gericht sagte Jerome Kerviel aus, er sei Opfer des Systems gewesen, das ihn ermutigt habe, die unverantwortlichen Risiken einzugehen.