Welt im demographischen Wandel: was wir für ihren Erhalt tun können

Unter dem Motto "Wandel der Welt" informieren die dreizehnten Münchner Wissenschaftstage über neuste Erkenntnisse aus Umweltforschung, Demografie, Medizin, Technologie und anderen Wissensgebieten - präsentiert von hochkarätigen Experten im alten Münchner Messehaus an der Theresienwiese.

"Nachhaltig wirtschaften und leben klingt mittlerweile ein wenig abgedroschen, ist aber dennoch die einzige Lösung, unseren Planeten für kommende Generationen zu erhalten", so sehe ich das und dementsprechend habe ich auch mein Studium gewählt“, erklärt Therese Strauß, Studentin des Bachelor-Studiengangs "Management Sozialer Innovationen".

Gemeinsam mit Fabian, dem Gestalter von vier aussagekräftigen Plakaten, "Wer darf bleiben?", "Gewinnt das Wir?“, "Rente mit 99?" und "Alt & Sexy?" studiert sie zukunftsorientiertes Management im dritten Semester und erarbeitet sich bereits jetzt Methodenwissen und Praxiskompetenz zu den Verschmelzungen von Ökologie, Kultur und Ökonomie.

Auf den seit 2001 jährlich stattfindenden Münchner Wissenschaftstagen stellen die Studenten Fragen wie: "was bedeutet überhaupt demografischer Wandel" in den Fokus und spiegeln umsetzbare Antworten: "der demografische Wandel bezieht sich auf die Entwicklung der Bevölkerung und auf damit verbundene Veränderungen gesellschaftlicher Strukturen mit regionalen und globalen Auswirkungen."

Wohnformen im demografischen Wandel

Um im Alter nicht allein leben zu müssen, orientieren sich schon heute viele in Richtung neuer Wohnformen, wie zum Beispiel Hausgemeinschaften aus verschiedenen Generationen. Neben solchen generationsübergreifenden Wohnkomplexen mit gegenseitiger Unterstützung bietet die Städteplanung der Zukunft auch Lösungen im barrierefreien Bauwesen an. Solche zukunftsweisenden Wohnmöglichkeiten werden durch fussläufig erreichbare Plätze zum Ausruhen und Kommunizieren ergänzt, denn im Alter können lange Wege beschwerlich werden.

Neben zukunftsgerichtetem Wohnen präsentieren die Forscher in einer globalen Vorschau wegweisende Antworten zum Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum. Unter dem Motto „Erträgt der Planet die Ausbeutung“ und damit verbundener Themen wie Überbevölkerung werfen die Forscher brennende Fragen in den Ring und geben mögliche Antworten: "Die Tragfähigkeit des Planeten hängt von den unterschiedlichen Lebensmustern der Menschen in aller Welt ab. Gleich ist: das menschliche Verhalten ist überall der Faktor Nummer Eins", so Professor Nuscheler, Gründer der Münchner Wissenschaftstage.

Auf den Wissenschaftstagen veranschaulicht er mittels Grafiken die historische Entwicklung der Weltbevölkerung in Richtung der 10.000-Milliarden-Grenze und dem damit verbundenen überdimensionalen Verbrauch von Ressourcen, verweist auf die ausbeuterische Fracking-Methode und stellt die Frage: "Steuern wir auf den Kollaps der Weltwirtschaft zu?"

Obwohl die Erde über genügend Landschaften verfügt, ist die Nutzung nicht ausgewogen: "Warum lassen wir sogenanntes Landgrapping durch Großkonzerne der Industrienationen in den Ländern Afrikas zu?"

Der Professor gibt zu bedenken, "dass in der weltweiten Lebensmittelproduktion nicht das Verteilungs- sondern das Produktionsproblem von größter Bedeutung sei und in der Verschwendung der Überflussgesellschaften des Pudels Kern liege". Und er verweist auf den Grundsatz des Vorsitzenden des Stiftungsrates der Novartis Stiftung für Nachhaltige Entwicklung, Klaus Leisinger, der einen Kurswechsel der reichen Industriestaaten anmahnt: "Es geht darum das eigene Verhalten zu ändern statt immer fort den Bevölkerungswachstum zu beklagen."

Demografische Dreiteilung

"Der Klimawandel ist mindestens zu 95 Prozent von der Menschheit gemacht. Dazu müssen die Konsummuster der Reichen infrage gestellt werden, nicht nur auf Weltklima und Welternährung bezogen, sondern auch auf eine Wasserknappheit, die sich massiv einstellen wird", appelliert Professor Nuscheler an die Besucher der Wissenschaftstage und erklärt im Modell der demografischen Dreiteilung: "Die alternden Industriestaaten, ein absinkendes Bevölkerungswachstum in Asien und eine Verdoppelung der Bevölkerung Afrikas, der sogenannten Dritten Welt sind die drei Säulen, an denen sich demografischer Wandel messen lässt."

Vordenker wie der Physiker und Humanist Hoimar von Ditfurth fordern eine aktivere Zivilgesellschaft, die die Politik vorantreibt. Der ökologischer Fußabdruck von Seiten der Industrienationen, wie der unseren sei zu groß, sagen die Wissenschaftler und verweisen auf eine zwingende Veränderung in der Gesellschaft: "Man denke nur allein an den Rohstoff Uran, der im Jahr 2100 ausgeht und daran, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel mehr oder weniger Atomkanzlerin" sei, gibt der Gründer der Münchner Wissenschaftstage zu bedenken und wirft die Frage auf: "Wie kann es weitergehen?"

Denkansätze und Lösungen auf Facebook & Co.

Die neuen digitalen Medien verändern die Welt wie nichts zuvor und erschaffen die neue Informationsgesellschaft. Facebook, Google+ Twitter und andere interaktive Medien bringen die Kommunikation aber nicht nur in Sachen freundschaftlichen Austausches voran: "Wir leben hier in einer Demokratie, in der sich jeder Einzelne einbringen kann und auch soll. Für den Erhalt der Erde kann sich jeder auf seine Weise einsetzen.

Stellt man unsere Ernährungsindustrie zur Ausbeutung der Ressourcen in Bezug, sollte jeder seinen Fleischkonsum zurückschrauben, denn die Rinder der Reichen auf den Weiden armer Länder trinken das Wasser der Armen für ein billiges Fleisch auf unseren Tellern." Globale Bezüge, wie diese und Veggie Day-Debatten bewegen die vernetzte Welt.

Dazu die Organisation "Global Footprint Network": "Im Jahr 2012 verbrauchte die Weltbevölkerung das 1,4-Fache dessen, was die Biosphäre regenerieren kann", so der Präsident Mathis Wackernagel. Dies bedeutet, dass wir unser Naturkapital aufbrauchen: Wälder, Böden, Wasser.

Mit der Frage im Kopf: "warum opfern wir für kurzfristigen Genuss langfristige Lebensqualität?" machen sich die Zuhörer auf den Weg nach Antworten. Auf zwei Etagen präsentieren die Münchner Wissenschaftstage neben Visionen auch Lösungen und regen zum Mit- und Umdenken an.

Quellen: Vor-Ort-Recherche, Geo – die Welt mit anderen Augen sehen, Juli 2013)