Die Nachfrage nach Wein hat in den letzten Jahren stark zugenommen und insbesondere Spitzenweine sind gefragter denn je. So blicken einzelne Top-Weine auf eine stärkere Wertentwicklung als die Aktien mancher Unternehmen. Dennoch – ohne Erfahrung und Ahnung auf diesem Gebiet ist es nicht möglich, Wein als Kapitalanlage zu betrachten.
Wer seit Jahren eine besondere Flasche im Weinregal liegen hat kann davon ausgehen, dass sich der Preis seit dem Kaufdatum vervielfacht hat. Allerdings ist Wein als Kapitalanlage nicht für Jedermann geeignet, da das Produkt sehr komplex ist und nicht mit jeder beliebigen Flasche Wein Geld verdient werden kann.
Wein als Wertpapier
Für einige Menschen ist Wein jedoch eine Art Wertpapier, das sie erwerben, ein paar Monate oder Jahre behalten und dann für einen höheren Preis wieder verkaufen. Den Wein einfach zu trinken ist dabei keine Option. Manche Weine sind begehrte Spekulationsobjekte, um die sich Kenner reißen.
Einer der Weine, der als klassische Kapitalanlage gilt, ist Bordeaux. Hochwertige und erstklassige Weingüter bringen edle Tropfen hervor, deren Preis sich häufig schon im ersten Jahr verdoppelt. Wer so eine Flasche im Keller liegen hat kann sich glücklich schätzen. Allerdings ist der Markt teilweise schon so ausgereizt und die Preise sind am oberen Limit angelangt, sodass je nach Flasche kaum noch Raum für Preissteigerungen da ist.
Futures als Kapitalanlage schon vor der Freigabe des Weins handelbar
Der Erstkauf besonderer Weine (in der Regel Bordeaux), oder derer, die das Potenzial haben besonders zu sein, läuft über einen Fachhändler. Dabei wird der Wein in der Regel schon erworben, während er noch im Fass reift. Anhand von Berechtigungsscheinen erkauft sich der Käufer das Recht auf den späteren Erwerb der Flaschen und erhält diese zu einem günstigen Preis, da er den Wein blind kauft und weit im Vorfeld bezahlt. Bis zu drei Jahre kann es dauern, bis gute Weine freigegeben sind.
Futures nennen sich diese Berechtigungsscheine, die teilweise bei der tatsächlichen Auslieferung des Weines schon das Doppelte an Wert haben als bei ihrem Erwerb. Sie sind bereits handelbar und wechseln häufig schon vor der Freigabe des Weins mehrfach den Besitzer. Sie bergen allerdings ein hohes Risiko. Falls nämlich der Wein den Erwartungen nicht entspricht, kann der Wert der Futures auch wieder fallen und der Verkäufer macht ein Verlustgeschäft.
Der Jahrgang zählt
Bei Bordeaux-Weinen gilt eine wichtige Regel, die Händler beachten sollten. Das Renommee des Jahrgangs bestimmt die Wertentwicklung des Weins und nicht das Weingut, auf dem der Wein angebaut wurde. So gab es beispielsweise die Jahrgänge 1982, 1986 und 1990, die als Spitzenjahrgang galten und in denen Händler, die früh gekauft haben schon nach kurzer Zeit ihre Preise verdoppelt haben.
Manche Händler der 1982er Jahrgänge konnten sogar einen Gewinnzuwachs von 1000 % erleben und sich über saftige Renditen freuen. Dennoch ist es kein Garantiegeschäft und die Jahrgänge Mitte der 90er Jahre galten als weniger gut. Aufgrund von Überschätzung haben einige Investoren eine Menge Geld verloren.
Je seltener, desto wertvoller
Die Weine herauszufinden, die das Potenzial haben als Wertanlage gehandelt zu werden, ist eine anspruchsvolle Aufgabe. Sowohl die Kenntnis des Markts als auch des Produkts ist dafür entscheidend. Bodenqualität, Rebsorte, Sonneneinstrahlung, Zuckergehalt und die Lagerung in speziellen Fässern sind alles Bereiche, in denen sich Weinhändler auskennen sollten.
Grundsätzlich gilt, je seltener ein Wein ist, desto wertvoller ist er. Auch muss er lange gelagert werden können und darf nicht schnell nachreifen. Sowohl Weine aus Italien als auch aus Australien und Kalifornien kommen für den Handel in Frage (nicht nur Bordeaux), allerdings ist sowohl die Beschaffung als auch die tatsächliche Bewertung nicht leicht.
Der Handel mit Wein lohnt sich nicht für jeden
Weine werden hauptsächlich auf Auktionen gehandelt und lohnen sich nur, wenn sie eine große Gewinnspanne haben. Auktionsgebühren, Frachtkosten, Transportversicherungen nach dem Verkauf und eine Einlieferungsgebühr können den Preis der verkauften Flasche so stark schmälern, dass es sich kaum noch lohnt. Wichtig ist darüber hinaus eine große Expertise, um mit Wein erfolgreich zu handeln.
Wein sollte jedoch niemals die einzige Kapitalanlage sein, über die jemand verfügt. Fonds, Immobilien oder Sparkonten sind unerlässlich, wenn es um den Aufbau von Kapital geht. Wein ist eine nette Spielerei, mit der zusätzlich Geld verdient werden kann, wenn bereits welches vorhanden ist.
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