Weimarer Republik: Damals wie heute treibt „Links außen“ die Geschichte voran

Im Herbst 1918 steht das Deutsche Reich als Verlierer des 1. Weltkriegs da. Diese außenpolitische Bedrängnis führt zur Revolution im Inneren, und die 1. Demokratie auf deutschem Boden entsteht – die Weimarer Republik. Vom politischen Jahr 2008 aus gesehen besonders interessant: Heute wie damals zu Zeiten der Weimarer Republik treiben Flügelkämpfe zwischen linken und ganz linken Politikern die Entwicklung an.

Matrosen revoltieren
Die Vorgeschichte: Am 4. November 1918 meutern Matrosen in Wilhelmshaven und Kiel. Sie sollen in einer sinnlosen Endschlacht verheizt werden, so die Absicht der Seekriegsleitung. Von Kiel aus erstrecken sich die Aufstände über das Land, immer mehr Matrosen, Soldaten und Arbeiter schließen sich an. Sie gründen Arbeiter- und Soldatenräte, rufen nach der Abdankung des Kaisers und der Errichtung einer Republik. Unter dem Druck dieser Unruhen überschlagen sich die Ereignisse.

Der Kaiser dankt ab
Am Vormittag des 9. November 1918 erreicht die revolutionäre Bewegung die Hauptstadt Berlin. Reichskanzler Prinz Max von Baden erklärt eigenmächtig die Abdankung von Kaiser Wilhelm II. Sein eigenes Amt überträgt er dem SPD-Vorsitzenden Friedrich Ebert, weil die SPD zu jener Zeit die stärkste Partei im Reichstag ist.

Ebert plant, so schnell wie möglich eine Nationalversammlung einzuberufen, die die künftige Staatsform bestimmen soll. Aber da erreicht die SPD das Gerücht, dass Karl Liebknecht, Anführer des linken „Spartakusbundes“, die sozialistische Republik ausrufen will.

Ausrufen der Republik
Am Mittag desselben Tages versammeln sich revolutionär gestimmte Massen vor dem Reichstag. Philipp Scheidemann, Vorstandsmitglied der SPD, wird von seinen Leuten dazu gedrängt, zu den Menschen zu sprechen. Scheidemann beginnt seine Rede. Aber: Tief berührt von der Aufregung des historischen Augenblicks geht er viel weiter, als nur das Ende der alten Ordnung zu verkünden. Stattdessen ruft er die „deutsche Republik" aus. Sein Parteichef Ebert reagiert entsetzt: „Du hast kein Recht, die Republik auszurufen! Was aus Deutschland wird, ob Republik oder was sonst, entscheidet eine Nationalversammlung."

Was danach geschieht
Immerhin: Scheidemann kommt Karl Liebknecht nur wenige Stunden zuvor, als dieser vom Balkon des Berliner Stadtschlosses die „freie sozialistische Republik Deutschland" ausruft. Noch am gleichen Tag beginnt der Realpolitiker Ebert mit der Regierungsbildung. Um die linksradikalen Kräfte einzubinden, macht er ihnen große Zugeständnisse. So gelingt es ihm, eine provisorische Übergangsregierung zu bilden, Diese beschließt Wahlen zur Nationalversammlung, die im Januar 1919 stattfinden

Wieso heißt der neue Staat „Weimarer Republik"?
Im Februar 1919 tritt die frisch gewählte Nationalversammlung zum 1. Mal zusammen – aber nicht in der Hauptstadt Berlin, sondern im thüringischen Weimar. Dort gibt sie der neuen Republik eine Verfassung – und ihren Namen. Als Weimarer Republik bezeichnen Historiker Deutschland zwischen 1918 und 1933. „Weimarer Republik“ ist aber nur die historische Bezeichnung – offiziell nannte sich der Staat stets „Deutsches Reich“.

Was niemand weiß
Offiziell wird Deutschland schon vor Gründung der Weimarer Republik demokratisch! Denn Ende Oktober 1918, wenige Tage vor der 1. Meuterei auf dem Panzerschiff „Markgraf" vor Wilhelmshaven, bekommt das Deutsche Reich eine neue Verfassung. Diese sieht zwar weiterhin einen Kaiser vor, dessen Macht wird aber deutlich eingeschränkt, stattdessen die des Parlaments ausgeweitet. Aber: Dieser Verfassungswechsel geschieht nahezu unbemerkt von der Öffentlichkeit! Kriegsmüdigkeit und Volkszorn brodeln ungehindert weiter -und brechen sich schließlich in der Novemberrevolution ihre Bahn.