Wer kennt das nicht? Es ist Weihnachtszeit, das Haus ist festlich geschmückt, die Plätzchen sind gebacken, und die Feiertage stehen vor der Tür. Oft ist der heilige Abend ein Familienereignis, die folgenden Feiertage den Verwandten vorbehalten. Alle stehen geschniegelt und gebügelt, freuen sich über die Geschenke und genießen das Festessen. Und plötzlich reißt Ihr Sprössling die Tischdecke vom Tisch. Oder Ihre Tochter erklärt lautstark, dass das Geschenk der Erbtante wirklich doof sei.
Betretenes Schweigen unter den Anwesenden, aufflammende Scham und Wut bei den Eltern.
Erziehungsfrustration: Warum benimmt sich “nur” mein Kind nicht?
Jeder kann nachfühlen, wie peinlich berührt die Eltern sind und auch die Wut, die sich schnell aufbaut. Man fühlt sich alleine und versteht nicht, weshalb das eigene Kind die Familie so blamiert. Was tut man in dieser Situation? Jeder Vater, jede Mutter versucht erstmal das Kind zu bändigen. Es zur Ordnung zu rufen und zu relativieren, wie schonungslos die Kleine die Wahrheit über das Geschenk ausgeplaudert hat. Die Eltern sind enttäuscht, wütend und alleine in dieser Situation.
Erziehungsfrustration: Die Sicht des Kindes – Benehmen einmal anders verstanden
Ihr Sohn wird nicht verstehen, weshalb das mit der Tischdecke ein Problem darstellt, nutzen Sie doch womöglich eher Tischsets zu Hause. Auch Ihre Tochter wird kaum einsehen, weshalb ihre Aussage unhöflich war. Sie hat ja schließlich nur das Offensichtliche in Worte gefasst und nicht gelogen!
Ihr Sohn kannte sich mit der Leinentischdecke nicht aus, weil sie in seinem Alltag nicht existiert.
Ihre Tochter hat sich an das von Ihnen aufgestellte Gebot der Ehrlichkeit gehalten.
Erziehungsfrustration durch hausgemachte Überforderung
Versuchen Sie sich in einer besonderen Situation wie einem Familienfest nochmal ins Gedächtnis zu rufen, was Ihr Kind kennt. An welche Regeln und Verhaltensweisen hält es sich?
Setzen Sie weder sich noch Ihr Kind einer Überfordrung aus. Es wird nicht nur für Weihnachten das gute Benehmen anknipsen können!
Bleiben Sie entspannt. Ihr Kind benimmt sich so gut es eben kann; und wenn Sie selbst es schaffen, Ihre Erwartungen an Ihre Kinder vernünftig zu halten, werden Sie sicher das schöne Familienfest im Kreis der Familie erleben, dass Sie sich und Ihren Kindern wünschen.
Ich wünsche Ihnen jedenfalls eine besinnliche Weihnachtszeit.
Ihre
Julia Wetzel