Was Sie über Tricks der Kosmetikindustrie wissen sollen

Dank der Stiftung Warentest wird immer wieder bestätigt, dass sich preiswerte Eigenmarken nicht vor teuren Markenprodukten verstecken brauchen. Wie die Kosmetikindustrie trickst, Verbraucher getäuscht werden und dabei sogar auch Ihre Gesundheit geschädigt werden kann, hat der Norddeutsche Rundfunk in der Reportage "Die Tricks der Kosmetikindustrie" aufgedeckt.

Obwohl allenthalben bekannt ist, dass preiswerte Marken oftmals problemlos mit teuren Produkten namhafter Firmen mithalten können, gibt ein deutscher Haushalt im Schnitt 400€ pro Jahr für Kosmetik aus.

Auch die (nicht repräsentative) Umfrage der Markt-Reporter aus der NDR-Reportage „Die Tricks der Kosmetikindustrie“ ergab, dass vor allem Frauen nach wie vor gerne an die Versprechen der High-End Kosmetikmarken wie Lancôme, Chanel oder Dior glauben.

Biotherm versus Balea

Zusammen mit dem Dermatologen Dr. Werner Voss testeten die Reporter zwei verschiedene Feuchtigkeitscremes. Eine Creme von Biotherm für 35,95€, die andere von der DM-Eigenmarke „Balea Men“ für 2,95€. Die Hautfeuchtigkeitsmessung zwei Stunden nach dem Auftrag ergab ein klares Ergebnis: Die Feuchtigkeitscreme von Balea versorgte die Haut drei Mal so gut mit Feuchtigkeit wie die mehr als zehn Mal so teure Creme von Biotherm.

Lancôme versus p2

Eine im Drogeriepreissegment beliebte Marke ist p2, während viele Kunden im High-End-Bereich auf Lancôme schwören. Auch hier zeigte sich ein deutlicher Preisunterschied der beiden Marken. Während mit Wimperntusche, Rouge, Lippenstift, Concealer und Foundation die Basis für ein alltagstaugliches Make-Up bei p2 14,75€ kostet, bezahlt man bei der High-End Marke Lancôme 134,80€ für alles zusammen.

Erneut kann sich die fast zehn Mal so teure High-End Kosmetik nicht durchsetzen. Make-Up Artist Berit Stüven kreierte mit beiden Marken ein Tages-Make-Up und während Lancôme insgesamt durchaus solide bewertet wird, gewann die deutlich preiswertere Marke p2 den Test.

High End versus Low End

Warum aber kaufen dann immer noch so viele Leute bevorzugt teure Marken? Zum einen gibt es im High-End Bereich tatsächlich einige Marken, die eine Art „Signaturprodukt“ haben, das der Konkurrenz aus der Drogerie deutlich überlegen ist, zum Beispiel ein besonders langhaltender Lippenstift oder Rouge mit einer speziellen Farbe. Eine viel größere Rolle spielt jedoch das Gefühl, sich selbst etwas zu gönnen. Auch wenn der Lippenstift für 2,45€ eine ebenso gute Farbabgabe und Deckkraft hat, wirkt bei dem Lippenstift für 26,95€ allein schon die Verpackung wertig und teuer. Für diese „gefühlte Qualität“ sind viele Kunden bereit, mehr Geld auszugeben.

Krebserregende Nitrosamine in der Wimperntusche

Gefährlich wird es jedoch dann, wenn nicht nur falsche Werbeversprechen geben werden, sondern Sie als Verbraucher gefährdet werden. In drei von fünfzehn Stichproben Wimperntusche konnte ein Labor in der Schweiz krebserregende Nitrosamine nachweisen. Andere Labore weigerten sich, die Proben zu untersuchen, da einige der Großkonzerne ihre Kunden seien.

Die drei betroffenen Stichproben waren Wimperntuschen von NYX (156 Mikrogramm/kg), Bourjois (60 Mikrogramm/kg) und Chanel (44 Mikrogramm/kg). Die Kontamination entsteht durch den Stoff Triethanolamin, der früher auch häufig in Arzneimitteln auf Cremebasis eingesetzt wurde. Ist das Triethanolamin verunreinigt, können daraus Nitrosamine entstehen. Der EU-Grenzwert für das Rohmaterial liegt bei 50 Mikrogramm/kg, weshalb bei den positiv getesteten Wimperntuschen nach Einschätzung des Bundesamtes für Risikobewertung (BfR) bereits das Rohmaterial zu stark belastet gewesen sein muss.

Nitrosamin ist in diesen geringen Mengen für sich genommen nicht schädlich, jedoch kommt es bereits im Alltag zu Kontakt mit Nitrosamin-Quellen, weshalb die Aufnahme des Stoffes über Wimperntusche vermieden werden sollte. Die betroffenen Hersteller reagierten ähnlich und ließen mitteilen, dass sie die Vorwürfe nicht nachvollziehen könnten (NYX), dass Nitrosamine in dieser Menge keine Auswirkung auf die Gesundheit hätten (Chanel) oder reagierten gar nicht (Bourjois).

Es lohnt sich also in jedem Fall, die eigene Kosmetikbenutzung zu hinterfragen und sich immer wieder bewusst zu machen, dass teure Kosmetikprodukte nicht zwingend qualitativ hochwertiger als preiswerte sind. Auch die Ergebnisse kritischer Sendungen und Tests zu verfolgen kann Ihnen helfen, teure Fehlkäufe zu vermeiden.

Bildnachweis: woodpencil / stock.adobe.com