Was junge Männer zum Urologen führt – Teil 2: auffällige Befunde mit und ohne Krankheitswert

Die verständliche Unsicherheit vieler junger Männer in Bezug auf Ihren Genitalbereich können wir Urologen zum Glück oft abmildern. Dazu sind wir schließlich da. Aber nicht nur die Erklärung von Normalbefunden, sondern auch die Einordnung auffälliger Befunde gehört zu unseren Aufgaben.

Beginnen wir mit den auffälligen Befunden ohne Krankheitswert:

Geruch

Unsere Leisten und der Intimbereich gehören zu den besonders warmen und feuchten Körperregionen. Hier gibt es viele Schweiß- und Talgdrüsen. Außerdem werden Lockstoffe, sogenannte Pheromone, produziert. Kommen dann noch Bakterien, abgestorbene Hautreste, Urin und Vorhauttalg dazu, entsteht Geruchsbildung. Dennoch sollten Sie keine klassischen Seifen oder Duschgels in diesem Bereich verwenden, denn diese greifen den natürlichen Säureschutzmantel der Haut an. Besser sind pH-neutrale Waschlotionen.

Verhärtete Venen

Oberflächliche Blutgefäßverstopfungen, sogenannte Penisvenenthrombosen, treten vor allem bei sexuell aktiven Männern wenige Tage nach einem länger andauernden oder intensiven Geschlechtsverkehr auf und sind ungefährlich. Sie sind als strangartige Verhärtungen unter der Haut tastbar. In der Regel wird die Verstopfung im Blutgefäß langsam, über mehrere Wochen, wieder abgebaut.

Helle Flecken

Die Vitiligo (Weißfleckenkrankheit) ist eine nicht ansteckende Pigmentstörung der Haut. Hierbei gehen zunehmend Pigmentzellen der Haut und Schleimhaut zugrunde. Der Grund dafür ist nicht vollständig geklärt. Wahrscheinlich greift das eigene Immunsystem die Pigmentzellen an (Autoimmunerkrankung).  An den betroffenen Stellen bilden sich weiße, scharf begrenzte Flecken, die sich im Laufe der Zeit langsam vergrößern.

Auffällige Befunde mit Krankheitswert

Haarbalgentzündung durch Rasur

Die sogenannte Follikulitis ist ein sehr häufiger Befund mit einzelnen oder flächenartigen oberflächlichen Pickeln. Sie entsteht so: Durch warmes Wasser und die Verwendung von Rasierschaum werden die Hautporen stark erweitert, so dass die Haare bei der Intimrasur unterhalb der Hautoberfläche abgeschnitten werden. Nach Abkühlung verschließt sich die Pore und es entsteht ein eingewachsenes Haar mit einer Talgverstopfung und Entzündung im Haarkanal.

Eichel- und Vorhautentzündung

Die sogenannte Balanitis ist eine Entzündung der Eichel des Penis. Das innere Blatt der Vorhaut liegt der Eichel direkt auf, sodass eine Entzündung an der Eichel sehr häufig auf die Vorhaut übergreift – und umgekehrt. Am häufigsten tritt die Balanitis bei unbeschnittenen Männern auf. Bei jungen Männern ist oft übertriebene Hygiene die Ursache, bei älteren Herren muss auch an eine Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) gedacht werden.

Kurzes Vorhautbändchen

Als Frenulum breve wird eine Verkürzung des Vorhautbändchens zwischen der inneren Penisvorhaut und der Eichel bezeichnet. Dadurch wird das Zurückziehen der Vorhaut erschwert und die Eichel bei Erektion durch den entstehenden Zug abgeknickt. Im Extremfall kann das Bändchen sogar einreißen, was zu einer starken Blutung führt, da im Vorhautbändchen eine Arterie verläuft.

Feigwarzen

Genitale Feigwarzen, sogenannte Condylome, entstehen durch Humane Papillom-Viren (HPV), die meist bei sexuellem Kontakt übertragen werden. Beim Mann können Sie einzeln oder in Gruppen am Penisschaft und im gesamten Genitalbereich auftreten. Sie sind kosmetisch sehr störend, aber bei Mann nicht gefährlich. Die Behandlung kann mit lokal anwendbaren Medikamenten, durch Laser oder operativ erfolgen. Bei der Frau können bestimmte HP-Viren jedoch Vorstufen von Gebärmutterhalskrebs auslösen. Daher wird allen Mädchen vor dem ersten Geschlechtskontakt eine Impfung gegen die gefährlichen Virustypen empfohlen. Wir Urologen kämpfen dafür, dass auch den Jungs dieser Impfschutz gewährt wird, schließlich sind sie ja die Überträger.

Bläschen im Genitalbereich

Ausgelöst wird Herpes genitalis von Herpes-simplex-Viren (HSV). Für die meisten Fälle ist der Virus-Typ 2 verantwortlich. Typ 1 macht hingegen den bekannten Lippenherpes, der aber auch bei Oralverkehr auf die Genitalregion übertragen werden kann. Es genügen für beide Typen schon minimale Schleimhautverletzungen, um infizierte Körperflüssigkeit zu übertragen.

Ausfluß

Wenn ein Mann Ausfluss hat, ist das meistens ein Zeichen dafür, dass die Schleimhäute in der Harnröhre entzündet sind. Aus dem Penis kommt vermehrt Sekret, das sowohl klar, als auch weißlich oder eitrig sein kann. Hinzu kommen Brennen in der Harnröhre sowie Schmerzen beim Wasserlassen. Hauptursachen sind bakterielle Harnröhrenbesiedlungen. Flüssigkeitsaustritt aus der Harnröhre ist manchmal auch ein Hinweis auf eine Entzündung der Prostata.

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