Stress ist in erster Linie eine natürliche Reaktion unseres Körpers auf Gefahr. Stellen Sie sich einen Neandertaler vor, vor dem plötzlich ein Säbelzahntiger auftaucht. Er hat drei Möglichkeiten: Entweder er flieht oder er kämpft oder er verfällt in eine Schockstarre (und bereitet sich innerlich auf einen Schmerz vor). In allen drei Fällen reagiert der Körper mit Stressreaktionen, und zwar unverzüglich und ohne dass der Mensch diese beeinflussen kann.
Körperliche Stressreaktionen
Im Einzelnen geschieht Folgendes:
- Herzfrequenz, Atemfrequenz und Blutdruck steigen rasant an. Mehr Sauerstoff gelangt so ins Blut und wird über die Blutbahnen in die Muskeln und anderen wichtigen Organe gepumpt.
- Mehr Zucker wird gelöst, der Blutzuckerspiegel ist entsprechend erhöht. Die Körperzelle erhalten damit mehr Brennstoff.
- Fettsäuren wie Cholesterin und andere steigen an, so dass auch eine längerfristige Energieversorgung gewährleistet ist.
- Die Blutgerinnung nimmt zu, wodurch sich Wunden schneller schließen und kein größerer Blutverlust eintritt.
- Die Immunabwehr wird hochgefahren.
- Verdauung und andere in der Stress-Situation weniger wichtige Prozesse werden (z. B. die Libido) werden runtergefahren.
Oberstes Ziel ist das Überleben. Körper und Geist konzentrieren sich voll auf die Gefahrenquelle. Es entsteht der sogenannte Tunnelblick, alles andere als die Gefahr wird ausgeblendet.
Psychosomatische Reaktionen bei Dauerstress
Solange Stress wieder abgebaut wird oder werden kann, ist alles in Ordnung. Wirklich problematisch wird es, wenn Stressphase auf Stressphase folgt. Dann nämlich erhält der Körper nicht die Zeit, alle physiologischen Prozesse wieder auf Normalniveau zurückzuführen.
Die Folge: Herzschlag, Blutdruck, Blutzuckerspiegel usw. bleiben permanent auf einem erhöhten Niveau. Hinzukommt, dass der Körper seine bei Stress erhöhte Immunabwehr nicht dauerhaft aufrecht erhalten. Nach einer Zeit bricht diese zusammen.
Die Folgen von Dauerstress sind dementsprechend:
- Bluthochdruck
- Diabetes
- Appetitlosigkeit
- Verdauungsprobleme
- Muskelverspannung
- Infekte jeder Art
- Magengeschwüre
- Angina Pectoris
- Kopfschmerzen
- Migräne
- Tinnitus
Seelische Stressreaktionen
Im Wechselspiel mit den körperlichen Stressreaktionen entstehen mit Dauerstress auch seelische Störungen. Diese werden, je länger die Dauerstressbelastung anhält, immer gravierender bis hin zum völligen Zusammenbruch.
Typische psychische Symptome und schließlich Krankheiten in dieser Phase sind:
- Schlaflosigkeit
- Mangelnde Lust auf Erotik und Sex
- Teilnahmslosigkeit, innere Abschottung
- Angst- und Panikzustände
- Depressionen und Suizidphantasien
- Schwere Psychosen
- Nervenzusammenbruch
Was ist zu tun?
Erkennen und beenden Sie Dauerstress-Belastungen! Sorgen Sie durch Sport, Ruhephasen oder andere ausgleichende Tätigkeiten, dass ihr Körper alle Stressreaktionen auch wieder abbauen kann. Tun Sie dies zeitnah, nicht erst nach Tagen.
Bauen Sie ein Schutzschild gegen Stress auf, indem sie diesen, so gut es geht, von vorneherein vermeiden, z. B. durch gutes Zeitmanagement oder auch durch konsequentes Nein-Sagen. Befinden Sie sich in akutem Stress, sind die wichtigsten Antimaßnahmen: ausreichender Schlaf, regelmäßiger Sport, gesunde Ernährung und Pflege sozialer Beziehungen. Viel Glück und Erfolg.
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