In meiner Praxis habe ich festgestellt, dass es vielen Menschen schwer fällt, das, was sie so alles im Leben bereits getan und erreicht haben, als erbrachte Leistung anzuerkennen und auch wertzuschätzen. Stattdessen wird das meiste als selbstverständlich und deshalb geringwertig eingestuft.
Genauso verhält es sich mit Komplimenten, die Wenigsten können Komplimente und Lob annehmen. Meist reagieren sie mit herunterspielen bzw. abtun ("Ach, das war nur …"), anstatt Ihre Freude zu zeigen und einfach nur "Danke" zu sagen.
Was passiert in diesem Moment?
Der Empfänger blockt die Wertschätzung des anderen bereits ab, bevor diese in seinem tiefen Inneren ankommen und ein positives Gefühl hervorrufen kann. Er erlaubt sich somit keine angenehmen Gefühle (Freude, Dankbarkeit, Stolz) und stellt damit nicht nur seinen eigenen, sondern auch den Wert des anderen in Frage. Bescheidenheit mag in manchen Fällen eine angebrachte Tugend sein, aber hier verletzt sie unbewusst gleich zwei Personen.
Selbstachtung ist also eine Grundvoraussetzung für respektvollen, anerkennenden und achtsamen Umgang mit anderen. Und sie ist wichtig für unsere Gesundheit. Schätze ich mich selbst wert, werde ich automatisch auf mich und mein Wohlbefinden achten. Sich selbst und seinen Wert anzuerkennen ist kein purer Egoismus, es ist lebensnotwendig für die Person selbst, sowie für das Miteinander.
Selbstachtung trainieren
Dass es vielen immer noch Probleme macht, sich selbst als wertvoll zu sehen, zeigen auch die steigenden Zahlen von psychischen Erkrankungen wie z. B. Burnout.
Mein Vorschlag: Üben Sie Dankbarkeit Komplimenten gegenüber. Sagen Sie danke, wenn jemand etwas Nettes zu Ihnen sagt und fühlen Sie diese Dankbarkeit. Im zweiten Schritt nehmen Sie das Kompliment ohne Bewertung und ganz bewusst an. Lassen Sie die positiven Gefühle zu. Erlauben Sie sich, stolz und froh zu sein, sich gut zu fühlen. Damit zeigen Sie auch Ihrem Gegenüber Wertschätzung und machen ihn glücklich.