Warum das Freispiel im Kindergarten so wichtig ist

Viele Eltern sind verunsichert und auch entsetzt, wenn ihnen ihre Kinder erzählen, dass sie im Kindergarten Freispiel hatten. Doch es ist wichtiger als man glaubt und ist entscheidend für das weitere Leben.

Aus eigener Erfahrung weiß ich, das viele Eltern verunsichert oder auch entsetzt sind, wenn die Kinder ihnen erzählen „Wir haben heut nix gemacht, wir hatten Freispiel“. In den Augen vieler Eltern kann man in diesem Moment lesen, dass sie nicht wirklich wissen, wozu das gut sein soll – die Kinder sollen ja schließlich was lernen.

Ich denke die Verunsicherung in den Augen der Eltern liegt an der Unsicherheit und auch der Unwissenheit vieler Eltern bei diesem Thema. In vielen Köpfen scheinen sich Bilder in der Art wie:

  • alle rennen wild durcheinander
  • alles ist chaotisch und unorganisiert
  • die Kinder sind ausser Kontrolle
  • die Betreuer trinken Kaffee
  • die Kinder dürfen machen, was sie wollen
  • es gibt keine Regeln
  • Spielsachen liegen kreuz und quer

Manches davon stimmt auf den ersten Anschein, vieles aber auch nicht.

Kinder machen wichtige Erfahrungen aus dem Spiel heraus. Kinder lernen nur durch die Dinge, die sie selber machen, anfassen, ausprobieren können. Sie lernen auch aus den Dingen, die ihnen nicht gelingen, wenn sie sich eine andere Strategie einfallen lassen müssen oder wenn sie Streit mit einem anderen Kind haben – auch Streiten muss gelernt sein.

Das Freispiel ist essentiell wichtig um selbständig und unabhängig zu werden und um das Leben zu üben. Gerade die Entwicklung der Selbständigkeit wird in diesem Spiel gelernt und erprobt und auch verbessert. Im „wirklichen“ Leben können sie sich und die Umwelt nicht ausprobieren und Fehlentscheidungen einfach verbessern und anpassen. Sie können nicht einfach ihren Tonfall ändern wenn sie merken, dass es der Situation nicht gut tun.

Kinder erforschen und erproben sich im Umgang mit den Anforderungen und im Umgang mit den anderen – hierfür brauchen sie das Freispiel.

Außerdem ist die Bewegung, die sie in dieser Form des Spiels bekommen gut und wichtig um Dinge wie Motorik oder Wahrnehmungen zu trainieren. Im Umgang mit dem eigenen Körper, unterschiedlichen Materialien und vielen unterschiedlichen Spielobjekten gewinnen die Kinder wichtige Erkenntnisse. Diese Erkenntnisse sind wiederrum wichtig, um die Welt zu verstehen, Gesetze und Eigenschaften kennen und verstehen zu lernen.

Viele Kinder bewegen sich heute viel zu wenig und ihnen fehlen grundlegende Eigenschaften auf der motorischen Ebene. Dies hat zur Folge, dass die Kinder motorische Defizite aufweisen und unter Wahrnehmungsstörungen leiden. Wahrnehmungen werden nur durch machen, riechen, fühlen, klettern, rutschen, riechen, sehen, hören und viele andere Dinge entwickelt – also in der Bewegung – also im Freispiel.

Natürlich müssen und sollen Kinder im Kindergarten auf die Schule vorbereitet werden, schneiden, malen, basteln, bauen und Gesellschaftsspiele spielen. Sie sollen Dinge über Ernährung, Religionen und Menschen erfahren. Dafür aber wiederrum müssen ihre Wahrnehmungen optimal ausgebildet sein. Ein Kind, das unter Wahrnehmungsstörungen leidet, und sind sie noch so klein, kann Schwierigkeiten mit dem Lesen und Schreiben bekommen, also z. B eine LRS oder Rechenschwäche. Diese Dinge beruhen auf Defiziten in den Wahrnehmungen.

Das Freispiel im Kindergarten ist enorm wichtig für die Kinder und zu Hause können weitere Beschäftigungen „eingebaut“ werden, um Motorik, Selbständigkeit und Wahrnehmung noch weiter zu trainieren.

  • klettern
  • schaukeln
  • Trampolin springen
  • viele Entscheidungen alleine treffen lassen

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