Wie man mit dem Pilz umgeht, wann die beste Pilzzeit ist und wo man ihn sammelt, welche Vorzugsplätze er sich gewählt hat, beleuchtet dieser Artikel, der Lust auf die Jagd nach dem Pilz wecken soll.
Pilze sammeln ist eine beliebte Freizeitbeschäftigung vieler Menschen, da sie dreierlei ermöglicht: Bewegung an frischer Waldluft, eine leckere Pilzmahlzeit und viel Spaß am Sammeln. Pilze benötigen besondere Bedingungen für gutes Gedeihen.
Pilze sammeln mit offen Augen und der nötigen Portion Skepsis
Zur besten Pilzzeit – in den Monaten August bis Oktober – lockt es uns wieder ganz besonders in den Wald zum Pilze sammeln. Da möchte jeder mit vollen Körben und den richtigen Pilzen nach Hause kommen.
Damit dies keine Enttäuschung wird, sollte der unerfahrene Pilzfreund vorher ein wenig in seinen Pilzbüchern blättern und diese anschließend einstecken, um das jeweilige Original vor Ort mit zweierlei Farbtafel-Versionen abgleichen und gleichzeitig mit den ungenießbaren Doppelgängern abgleichen zu können. Natürlich kann später auf das Internet zurückgegriffen werden, aber wer will schon mit Laptop, Pilzmesserchen und Korb durch die Schonung pirschen.
Anfänger neigen dazu, sich und die Gefahren dieses beliebten Hobbys falsch einzuschätzen. Sie sollten deshalb zurückhaltend beginnen – mit wenigen Sorten, die gemeinhin bekannt sind (z. B. Marone, Steinpilz, Pfifferling). Um sich in die Welt der Pilze und deren Systematiken hineinzudenken, üben sie einfache Pilzbestimmungen, verzichten aber noch auf diese Pilze. Sie können zuerst auch einen Pilzfachmann einschalten, um sicher zu gehen.
Was der Pilz benötigt
Wer sich über die Aspekte Klima, Standort, Böden, Bäume etc. Klarheit verschafft, kann sein Pilz-Sammelergebnis stark positiv beeinflussen. Jede Art weist seine eigenen Bedingungen auf. Sie gedeiht nur bei bestimmter Witterung, zu bestimmter Jahreszeit, bei bestimmten Begleit-Bäumen (Nadel-, Laubbaum) bzw. Holzsubstrat oder auf Wiesen und speziellen Böden (kalkig, neutral, sauer). Daher ist es vorteilhaft, wenn man die Bedingungen des eigenen Sammelgebietes kennt.
Die passende Witterung ist Regen und Wärme in moderater Form, damit empfindliche Pilze nicht schimmeln (Ziegenlippe) oder durch zu große Hitze das Mycel austrocknet. Der Steinpilz (Boletus edulis) benötigt beispielsweise im Sommer 15 – 18,5 °C im Monatsmittel. Bliebe es längere Zeit kühler als 15 °C, gäbe es auch mit reichlichen Niederschlägen keine gute Ernte.
Allenfalls einzelne Arten wie der Specht-Tintling (Coprinus picaceus) würden noch gedeihen. Reichliche Niederschläge im Spätherbst sind ideal für Rötelritterlinge (Lepista personata). Bei trockenem Sommer gäbe es zahlreiche Perlpilze (Amanita rubescens), Kahle Kremplinge (Paxillus involutus), Kampfer-Milchlinge (Lactarius camphoratus) und Hexenringebildende Arten.
Unter welchen Bäumen oder an welchen Substraten findet man Pilze?
Pilze und Bäume gehören auf spezielle Weise zusammen, weil sie voneinander profitieren. Die Mykorrhiza-Pilze, wozu der größte Teil unserer beliebten Speisepilze gehört (Röhrlinge, Täublinge, Reifpilz, Reizker, Pfifferlinge sowie die giftigen Knollenblätter-, Panther- und Risspilze), gehen eine Lebensgemeinschaft (Mykorriza) mit den Wurzeln bestimmter Baumgattungen ein.
- Daher wächst der Sommersteinpilz (Boletus aestivalis) nur unter Eichen,
- der Echte Steinpilz (Boletus edulis) unter Nadelbäumen,
- der Birkenpilz (Leccinum scabrum) nur unter Birken,
- der Grünling (Tricholoma equestre) nur unter Kiefern,
- das Kuhmaul (Leucogomphidius glutinosus) und der
- Mohrenkopf (Lactarius lignyotus) unter Fichte,
- der März-Schneckling (Hygrophorus marzuolus) gar nur unter Tanne.
- Der Grüne Knollenblätterpilz (Amanita phalloide) wächst vorzugsweise unter Eiche und Rotbuche,
- der Fliegenpilz (Amanita muscaria) und Tannenreizker (Lactarius turpis) bevorzugen Birke und Fichte.
- Andere Pilze, insbesondere viele Saprophyten, wachsen unter beliebigen Bäumen.
Holzsubstrat und holzbewohnende Pilze
Diese zeigen ähnliche Abhängigkeiten von bestimmten Baumgattungen. Sie bevorzugen Laubholzstämme und -stümpfe sowie Nadelhölzer (Koniferen). Dabei spielen auch Faktoren eine Rolle, wie der Zersetzungsgrad des Holzes, Feuchtigkeit, Lage in Licht oder Schatten, da das Holzsubstrat an sonnigen Standorten starker Austrocknung ausgesetzt, im Schatten hingegen ständig durchfeuchtet ist. Deshalb kann man in schattigen Wäldern auch in trockenen Sommern frische Speisepilze an den Baumstümpfen finden.
Charakteristische Laubholzbewohner sind
- Weißstieliges Stockschwämmchen (Psathyrella appendiculata),
- Rillstieliger Seitling (Pleurotus cornucopiae) und
- Leberpilz (Fistulina hepatica).
Charakteristische Nadelholzbewohner sind
- die Krause Glucke (Sparassis crispa),
- der Graublättrige Schwefelkopf (Hypholoma capnoides) und
- viele ungenießbare Arten.
Sowohl an Laub- als auch an Nadelholz wachsen
- Hallimasch (Armillariella-Arten),
- Austern-Seitling (Pleurotus ostreatus) und
- der giftige Grünblättige Schwefelkopf (Hypholoma fasciculare).
Ausnahmen in der Substratwahl stellt man bei folgenden Arten fest, die zwar an vielen Laubgewächsen gedeihen und an Fichte, nicht aber an Kiefer und Lärche:
- Echtes Stockschwämmchen (Kuehneromyces),
- Winterpilz (Flammulina velutipes) und
- Sparriger Schüppling (Pholiota squarrosa).
- Beim Schwefelporling (Laetiporus sulphureus) ist es genau anders herum: er gedeiht an der Lärche sowie an vielerlei Laubbäumen.
Wiesen und Weiden sind vor allem der Lieblingsplatz von
- Egerlingen oder Champignons (Agaricus-Arten),
- Nelkenschwindlingen (Marasmius oreades),
- verschiedenen Bovisten und Stäublingen (Bovista-Arten, Vascellum pratense).
Hier spielen auch Faktoren der Bewirtschaftung und Düngung eine Rolle. Mykorrhizapilze gibt es hier kaum bis auf Stellen, wo einzelne Bäume stehen
Wie muss der Waldboden beschaffen sein?
Die Bodenverhältnisse sind günstig, wenn sie Moos und Laubschichten bieten und nicht zu trocken sind. Auch der geologische Untergrund kann das Vorkommen der Pilze bestimmen. Es macht einen Unterschied, ob der Boden neutral, sauber oder kalkhaltig ist.
Auf Kalkböden wächst z. B. der Blaugestiefelte Schleimkopf (Cortinarius praestans), Purpur-Schneckling (Hygrophorus russula), Gold-Täubling (Russula aurata) und Violette Kronenbecherling (Sarcosphaera crassa).
Auf neutralen Böden findet man den Netzstieligen Hexen-Röhrling (Boletus luridus), die Spitz-Morchel (Morchella conica), den Rotstieligen Ledertäubling (Russula alivacea) und den Elfenbein-Schneckling (Hygrophorus eburneus).
Auf sauren Böden wächst der Dickfuß-Röhrling (Boletus calopus), Korbblumen-Röhrling (Gyroporus cyanescens), Heide-Schleimfuß (Cortinarius mucosus), Bruch- und Tannenreizker (Lactarius helvus, L. turpis) und Apfel-Täubling (Russula paludosa).
Eine Reihe von bodenvagen Pilzen wächst aber nahezu auf allen Böden; dazu gehören der Grüne Knollenblätterpilz, (Amanita phalloides), Perlpilz (A. rubescens), Pfifferling (Cantharellus cibarius), Butterpilz (Suillus luteus), Gallenröhrling (Tylopilus felleus) und die Stinkmorchel (Phallus impudicus). Allerdings nur, wenn die richtigen Begleitbäume vorhanden sind.
In welcher Jahreszeit gibt er reiche Pilzernten?
Mit der Schneeschmelze beginnt die Pilzzeit für die ersten kleinen Pilze des Jahres: die dünnen, essbaren Nagelschwämme (Strohbilurus-Arten) und einige Becherlinge. An manchen Orten zeigt sich auch schon der März-Schneckling (Hygrophorus marzuolus).
Im Vorfrühling bis Mitte Mai wachsen Morcheln, Lorcheln und Verpeln (Morchella, Gyromira, Discina, Verpa).
Der eigentliche Frühling schmückt sich mit Maipilz (Calocybe gambosa), Schild-Rötling (Rhodophyllus clypeatus), wichtigen essbaren Blätterpilzen, aber auch dem giftigen Ziegelroten Rißpilz (Inocybe patouillardii). Das echte Stockschwämmchen und andere holzbewohnende Pilze wachsen jetzt in zunehmender Artenzahl.
Ab Mitte Juni (Frühsommer) gedeihen einige Röhrlinge, Milchlinge, Täublinge, Rüblinge und die Stinkmorchel; auch die Pilzvegetation der Moore beginnt sich zu entwickeln.
Der Sommer und Frühherbst ist hohe Zeit der Waldfrüchte, Zeit der großen Pilzschwemme und reichlichen Ernten aus zahlreichen Wulstlingen (Amanita), Röhrlingen (Boletus, Suillus), Täublingen (Russula) und Egerlingen (Agaricus arvensis).
Im Spätherbst wachsen solche Arten, die erste geringe Fröste benötigen, so die Frost-Schnecklinge (Hygrophorus hypothejus), Rötelritterlinge, Graukappen (Lepista-Arten), der Schwarzfaserige Ritterling (Tr. Portentosum) und der Grünling (Tricholoma equestre).
Sogar im Winter sprießen noch Pilze an besonders milden Tagen (Mitte November bis Januar), wie der wohlschmeckende Winterpilz (Flammulina velutipes) und der Austern-Seitling (Pleurotus ostreatus).
Natürlich gibt es auch hier Ausnahmen von der Regel, also Arten, die fast während der gesamten Vegetationsperiode gedeihen, und zwar in mehreren Fruktuations-Schüben, wie etwa der Perlpilz (Amanita rubescens), Nelken-Schwindling (Marasmius oreades), Tintlinge (Corprinus-Arten) und das Stockschwämmchen.
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