Wann ist die homöopathische Selbstbehandlung sinnvoll?

Ob Magen-Darm-Grippe im Urlaub oder ein fieberhafter Infekt beim Kind – die Homöopathie eignet sich in vielen Fällen auch zur Selbstbehandlung. Voraussetzung dafür ist eine gute Beobachtungsgabe und die intensive Beschäftigung mit den homöopathischen Mitteln. In welchen Fällen die homöopathische Selbstbehandlung sinnvoll ist, erfahren Sie hier.

Für die Behandlung von chronischen Krankheiten oder psychischen Problemen ist immer der objektive Blick von außen wichtig. Diesen benötigt man für die Mittelwahl genauso, wie für die Verlaufskontrolle.

So kam erst kürzlich wieder ein Patient in die Praxis, der seit ein paar Wochen sein chronisches Mittel hatte und meinte: „Es hat sich nichts verändert!“. Ich fragte ihn nach der Unruhe und der mangelnden Gelassenheit, was der Schwerpunkt der Erstanamnese war. Er meinte, nein, das sei nicht mehr vorhanden. Gelassenheit, ja, so könne man das jetzt nennen.  Die Kopfschmerzen, nein, die seien nur noch einmal aufgetreten, dann nicht mehr…. Und so ging es weiter. Die Verlaufsbeurteilung ist wichtig für die Wahl die Mittelgabe und weitere Mittelwahl.

In welchen Fällen ist eine Selbstbehandlung möglich?

Eine Selbstbehandlung ist vor allem bei akuten Krankheiten möglich. Denn hier werden nur die Symptome seit Beginn der Krankheit beachtet. Diese kann der Patient meist recht deutlich benennen und beschreiben.

Die Mittelgabe erfolgt ein- oder mehrmals, bis die Beschwerden abklingen. Oder es wird ein anderes homöopathisches Mittel genommen. Aber auch hier muss man aufpassen, dass ein Mittelwechsel nicht zu früh erfolgt. Einfühlungsvermögen und Erfahrung sind wichtig. Zudem hilft eine gute Kenntnis der wichtigsten homöopathischen Mittel.

Bei Verletzungen und Traumata gibt es einige bewährte Mittel, die man sehr gut selbst verabreichen kann. So hilft z. B. Arnica bei Beulen (stumpfen Schlägen) und Ledum bei Stichverletzungen oder Bissen, wenn sie sich entzünden.

Ein Konstitutionsmittel selbst wählen

Einige Ratgeber wollen auch bei der Wahl eines Konstitutionsmittels helfen. Meiner Meinung nach gibt es wenige Menschen, die sich selbst ein gutes Konstitutionsmittel wählen könnten. Zum einen ist ein großes Wissen und eine lange Erfahrung dazu notwendig, zum anderen aber auch ein guter Blick für die eigenen Probleme und Eigenheiten.

Dies kann eine außenstehende Person oft viel besser und objektiver. Was vielleicht gut gelingen kann, ist ein Mittel zu wählen, dass auf die aktuelle Lebenssituation gut passt. So ist z. B. Ignatia ein bekanntes Mittel für Liebeskummer. Natrium muriaticum ist ein gutes Mittel für die Trauerarbeit, wenn jemand verstorben ist oder nach einer Trennung.

Ähnlich verhält es sich mit der Mittelwahl für die eigenen Kinder. Eltern halten ihre Kinder oft für viel schüchterner oder selbstbewusster oder auch für viel „normaler“, als die HomöopathIn das vielleicht sehen würde. Natürlich ist es normal, dass ein Kind in fremder Umgebung schüchtern ist. Wenn aber ein 5 jähriges Kind in 2 Stunden Anamnese nicht ein einziges Mal aufschaut oder vom Schoß steigt und keine Frage beantwortet, dann werte ich das vielleicht höher, als die Mutter, die ihr Kind ja nur so kennen und lieben gelernt hat.

Fazit: Die Homöopathie ist eine umfassende und komplexe Therapierichtung. Man erlernt sie nicht an zwei Wochenenden. Ratgeber können eine gute Hilfe im Akutfall sein. Für die Behandlung chronischer Krankheiten, sollte ein/e erfahrerene/r HomöopathIn hinzugezogen werden.

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