Wann ist der Kauf von laktosefreien Lebensmitteln sinnvoll?

Die Lebensmittelindustrie hat sich darauf eingestellt, dass die Zahl der Menschen mit einer Laktoseintoleranz steigt und bietet daher inzwischen zahlreiche milchzuckerfreie Produkte an. Hier wird der Frage nachgegangen, wer sie wirklich braucht.

Die Zahl von Menschen, welche an einer Laktoseintoleranz leiden, wird auf etwa 15 % geschätzt. Der Lebensmittelmarkt hat sich darauf eingestellt und liefert ein so großes Sortiment an laktosefreien Nahrungsmitteln, dass der Eindruck entsteht, der Anteil der Betroffenen sei wesentlich größer. Wie bei allen diätischen Lebensmitteln ist ihr Preis erheblich höher als bei „normalen“ Produkten.

Zu teuer

Die Verbraucherzentrale Hamburg hat im Juni 2012 als laktosefrei deklarierte Lebensmittel mit herkömmlichen Erzeugnissen verglichen und Preisunterschiede von bis zu 300 Prozent festgestellt.

Was ist Laktoseintoleranz?

„Die Milch der Kuh ist für das Kalb bestimmt“. Dieser Redensart liegt durchaus ein tiefer Sinn zugrunde. Milch ist von der Natur zur Aufzucht der Nachkommenschaft bestimmt. Bei Babys und Kleinkindern ist ein hoher Gehalt des Enzyms Laktase vorhanden, welches im Dünndarm Milchzucker aufspaltet und ihn so verdaulich macht. Die körpereigene Produktion von Laktase nimmt im Laufe des Lebens ab, weil die Natur davon ausgeht, dass sich Erwachsene nicht mehr von (Mutter-)Milch ernähren.

Der Laktasemangel ist jedoch bei jedem Menschen stark individuell ausgeprägt, was zu unterschiedlicher Befindlichkeit führt. Asiaten leiden zu einem wesentlich höheren Prozentsatz an einer Laktoseunverträglichkeit, weshalb in ihrer traditionellen Küche Milch nicht verwendet wird.

Beschwerden

Leidet ein Mensch an Laktasemangel, gelangt unverdauter Milchzucker in den Dickdarm, wo Bakterien ihn unter Gas-  und Säurebildung vergären. Die Folge sind Blähungen, Bauchschmerzen und Durchfall.

Laktosefreie Lebensmittel

Ist eine Laktoseintoleranz festgestellt worden, sollten milchzuckerhaltige Lebensmittel gemieden werden. Damit dies nicht in Verzicht ausartet, hat die Lebensmittelindustrie darauf reagiert und einen großen Markt erschlossen. Häufig ist Laktose auf der Zutatenliste angegeben, obwohl hierzu keine Verpflichtung besteht. Das Etikett „laktosefrei“ erscheint dagegen immer häufiger, besonders auf Milchprodukten.

Das ist zwar richtig, jedoch wird der Verbraucher oft getäuscht, weil sich in vielen Nahrungsmitteln von Natur aus kein oder nur sehr wenig Milchzucker befindet. So zeigen beispielsweise Butter und Hartkäse nur minimale Spuren von Laktose. Auch bei Sauermilcherzeugnissen wie Joghurt, Kefir oder Schmand haben Milchsäurebakterien den Zucker bereits abgebaut. Backwaren und Wurstprodukte ohne Bindemittel, Geschmacksverstärker oder Bräunungshilfen enthalten in der Regel keine Laktose. Laktosefreie Milch ist für Betroffene allerdings eine sinnvolle Alternative.

Sind laktosefreie Lebensmittel gesünder?

Viele Verbraucher greifen inzwischen auf laktosefreie Nahrungsmittel zurück, weil sie diese für gesünder halten oder konsumieren diese zur Vorbeugung. Das ist wenig sinnvoll, denn eine intakte Darmflora verdaut Milchzucker ohne Schwierigkeiten. Hinter Verdauungsproblemen im Allgemeinen muss nicht immer eine Laktoseintoleranz stecken. Je mehr Sie Milchzucker meiden, desto empfindlicher reagiert ihr Körper, wenn Sie ihn dann wieder zu sich nehmen.

Bildnachweis: minoandriani / stock.adobe.com