Vorsicht, wenn die Arbeit zur Sucht wird

Ausbildung und Beruf haben bei uns einen hohen Stellenwert. Nicht nur das Geld treibt viele junge Menschen in die Universitäten und später zu Höchstleistung. Arbeit macht Sinn, verleiht unserer eigenen Person Bedeutung, Wirksamkeit und Bestätigung. Arbeit macht Spaß, ganz besonders, wenn sie uns im richtigen Maß herausfordert. Doch aufgepasst, Arbeit kann zur Sucht führen.

Aus eigener Erfahrung kann ich bestätigen, wie schnell man zum Workaholic wird. So wie viele nutzte auch ich die Chancen, die sich mir boten und machte nach meiner Ausbildung recht schnell Karriere. Mein Arbeitstag hatte durchschnittlich 10 bis 12 Stunden und die Wochenenden waren mir auch nicht heilig, also arbeitete ich regelmäßig an Sonn- und Feiertagen. Das machte mir nichts aus, ich war erfolgreich, ich war glücklich, ich war Workaholic und ich war stolz darauf. Mir war damals nicht bewusst, dass man damit eine Sucht beschreibt.

Wie wird Arbeit zur Sucht?

Was war passiert? Am Anfang war die Herausforderung sehr hoch, aber ich hatte sie angenommen. Ich war bereit, alles zu geben, vollen Einsatz. Ich lief auf Hochtouren, gab 120%, um es mir und den anderen zu beweisen und den Herausforderungen gerecht zu werden. Man steht unter Druck, zum einen unter dem, den man sich selbst macht und zum anderen unter dem von außen.

In solchen Phasen werden im Körper Stresshormone ausgeschüttet. Adrenalin- und Cortisolspiegel steigen also um ein Vielfaches an. Gleichzeitig wird dadurch die Schmerzempfindlichkeit gesenkt und die kleinen Körperwarnsignale werden nicht mehr wahrgenommen. Man steht unter Strom, hat sich sozusagen selbst getunt wie einen Rennwagenmotor und fühlt sich hoch gepuscht, energiegeladen und voller Kraft. Diese Energie braucht man auch – genauso wie die Gefühlslosigkeit, um sich der Aufgabe zu stellen.

Hält dieser Zustand über längere Zeit dauerhaft an, wird der Körper nach dem eigenen chemischen Cocktail süchtig und das Geschehen verselbständigt sich. Wir sind völlig aus der Balance und merken es noch nicht einmal. Erst dann, wenn uns der Zustand krank macht und der Körper oder die Seele kollabiert.

Süchtig macht nicht der Wunsch nach Bedeutung, Wirksamkeit, Bestätigung und Erfolg. Das sind natürliche Grundvoraussetzungen, die erfüllt sein müssen, damit sich ein Mensch dauerhaft in seinem Job wohlfühlen kann. Süchtig macht die innere Einstellung zu sich und zu seiner Arbeit, wie man an diese herangeht, ob man sich unter Druck setzt oder setzen lässt und nicht zuletzt, ob man sich selbst hoch tunt, seinen Körper bewusst oder unbewusst ständig auf „voll Power“ einstellt.

Wenn Sie einmal den Zustand innerer Ruhe und Gelassenheit – das Gefühl in der eigenen Mitte zu ruhen, bewusst wahrgenommen haben, dann werden Sie mir zustimmen, wenn ich behaupte, dass dieser innere ausbalancierte Zustand sich positiv auf die Konzentration und Leistung auswirkt. Meine Erfahrung ist, dass ich aus einer inneren Ruhe heraus, meist mehr in der gleichen Zeit leisten kann und vor allem mit einer viel geringeren Fehlerwahrscheinlichkeit. Außerdem fühle ich mich nach der Arbeit nicht mehr ausgepowert.

Gehen Sie auf die Suche nach Ihrer inneren Mitte – richten Sie Ihre Aufmerksamkeit einfach nach innen und fragen Sie sich, wo Ihre Mitte ist und wie sich diese anfühlt. – Oder erinnern Sie sich an einen Moment der absoluten Gelassenheit und inneren Ruhe – wir alle haben solche Momente schon einmal erlebt und können uns bewusst an dieses Gefühl erinnern. Verweilen Sie in diesem Gefühl. Machen Sie diese Übung 3 – 4 Wochen lang täglich und Sie werden jederzeit und überall mit Leichtigkeit in Ihre Mitte finden.

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