Es klingt so schön: Da nehme ich ein paar Vitamine und Mineralstoffe und schon ist für die Gesundheit gesorgt. Oder ich werde sogar noch gesünder, je mehr ich nehme. Viel hilft bekanntlich viel.
Dass eine bessere Gesundheit durch die Einnahme von Vitaminen und anderen Nahrungsergänzungsmitteln ein Trugschluss sein könnte, vermuten naturheilkundliche Kreise schon seit langem. Nun gibt es eine neue Studie aus Schweden, die belegt, dass Vitamin C in hohen Dosen schädlich sein kann – das Risiko für Nierensteine ist verdoppelt.
Nierensteine durch Vitamin C
Warum sollte ein Vitamin Nierensteine verursachen? Die Entstehung der Nierensteine lässt sich leicht erklären. Durch die hohen Dosen Vitamin C – in der Studie waren es 1000 mg täglich – wird zusätzlich Oxalsäure freigesetzt. Diese reagiert zusammen mit Calcium und bildet Steine in der Niere. Das sagt zumindest die schwedische Studie, die über 23000 Männer im Alter von 45 und 79 Jahren untersuchte. Wer zu den hochdosierten Vitamin-Pillen greift, hat ein doppelt so hohes Risiko, an Nierensteinen zu erkranken als andere. Es kam aber auch heraus, dass die normale Dosierung von Vitaminen, wie sie z. B. durch das Essen oder in normalen Multivitamin-Präparaten geschieht, keinen negativen Einfluss hatte.
Welche Vitamine können schädlich sein?
Allerdings gibt es andere Quellen, die davon ausgehen, dass z. B. eine Zufuhr von Vitamin E ebenfalls zu Schäden an der Niere führen kann. Vitamin D steht in hoher Dosierung im Verdacht, einen negativen Einfluss auf die Knochenbildung bei Kindern zu haben. Doch warum ist das so?
Zum ersten muss man die Dosierung der Vitamine betrachten. Eine Dosis von 1000mg Vitamin C ist so viele wie etwa 2 Kilo Orangen oder 1 Kilo Brokkoli (roh) enthalten. Laut deutscher Gesellschaft für Ernährung reichen uns 100 mg pro Tag aus. Wer sich also normal ernährt, sollte nicht unter einem Vitamin C Mangel leiden. Die Natur liefert zwar auch Obst und Gemüse, das weit mehr Vitamin C enthält (z. B. Sanddorn), doch bietet unsere natürliche Abneigung gegen zu viel Saures auch einen natürlichen Schutz vor Überdosierung. Wer würde schon freiwillig 100 Gramm Sanddorn oder zwei Kilo Orangen essen?
Zweitens spielt es eine Rolle, ob es sich um das natürliche Vitamin handelt, oder um eine im Chemie-Labor entstandene Kopie der Natur. Die künstlich nachgebauten Vitamine sind, wie beim Vitamin E oft nur ähnliche Moleküle, nicht dieselben. Deshalb haben sie auch eine unterschiedliche Wirkung auf den Körper, als die echten Vitamine. Und die ist nicht genau untersucht. Und Vorsicht: Fast alles, was man in Drogerie oder Supermarkt oder Apotheke bekommt sind künstliche Vitamine.
Der dritte Punkt ist die Zusammensetzung. Wenn ich ein Vitamin aus seiner natürlichen Umgebung extrahiere und isoliert gebe, ist die Wirkung nicht dieselbe, wie wenn ich eine Orange esse. Denn hier fehlen ja die in der Natur vorkommenden anderen Inhaltsstoffe, Vitamine, Mineralien und Spurenelemente. Es bestätigt sich wieder einmal: Das Ganze ist nicht die Summe seiner Teile.
Die Natur kann nicht einfach analysiert und nachgebaut werden. Warum auch? Wo Orangen, Paprika und Johannisbeeren doch viel besser schmecken, als eine Vitamintablette!
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