Vimmerby: Die Wurzeln Astrid Lindgrens und ihrer Geschichten

Astrid Lindgren hat mit ihren Geschichten Generationen verzaubert – 1907 wurde sie in Vimmerby, Småland, auf dem Hof Näs geboren. Heute steht dort ein Kulturzentrum, in dem man der Autorin ein Stück näher kommen kann.

Ob Michel oder Pippi, Tischlerschuppen oder Limonadenbaum, Astrid Lindgrens Kindheitsidylle verzaubert seit Generationen ihre Leser. In Vimmerby, Småland, wurde die Autorin geboren, und hier haben viele ihrer Figuren ihren Ursprung.

Holzhäuser in rot und weiß, umgeben von einem kleinen Park. Ein verglaster Pavillon, davor eine Sonnenterrasse. Das ist Astrid Lindgrens Näs in Vimmerby .

Drinnen vermischt sich Norah Jones` Musik mit Kinderstimmen, an einem Holztresen informieren Schilder über die Ausstellungen: "Barndomshemmet", das Haus ihrer Kindheit. Oder "Hela världens Astrid Lindgren", eine Ausstellung über ihr Leben und Werk.  

Astrid Lindgrens Elternhaus
Man würde es sofort mieten: Astrid Lindgrens Elternhaus sieht aus wie das typische schwedische rote Haus mit weißen Fensterrahmen und weißer Veranda, auf der man sein Urlaubsfrühstücksbrötchen essen möchte. 1907 wurde die Autorin auf dem Hof Näs geboren.

In der blau gestrichenen Küche mit dem gußeisernen Herd saßen die Eltern mit ihren vier Kindern zu Tisch. Melchers Küche im Schreinerhaus in "Ferien auf Saltkrokan" ähnelt dieser Küche. Da leuchten die Augen der Touristen, die über die knarrenden Dielen auf Flickenteppichen in die gute Stube weitergehen.

Geborgenheit und Freiheit sollen Astrid Lindgrens Kindheit geprägt haben – es gab viel Zeit zum Spielen und reichlich Spielkameraden.

Der Schuppen nebenan war das Vorbild für Michels Schuppen, in den er geschickt wurde, wenn er etwas angestellt hatte. Die Tiere, die er in diesen Stunden schnitzte, kann man mit etwas Phantasie auf den staubigen Holzregalen stehen sehen. Hier betreiben "Astrids Verwandte", wie ein Schild erklärt, einen kleinen Laden.

Umgeben von so viel authentischer Idylle scheinen sich die Bücher gut zu verkaufen, auch die handsignierten Krimis von Karin Alvtegen, der Großnichte Astrid Lindgrens.

Astrid Lindgren – ihr Leben und ihr Werk
Während das "Barndomshemmet" einen Einblick in ein småländisches Wohnhaus zu Beginn des 20. Jahrhunderts vermittelt, liefert die Ausstellung "Hela världens Astrid Lindgren" Details zu Leben und Werk der Autorin.

Fotografien und Zitate, wirkungsvoll beleuchtet, hängen an den Wänden.

Da ist ein Foto von Astrids Reisepass – die vielen Stempel dokumentieren ihre Reisen nach Kopenhagen. Dort brachte sie mit 18 Jahren ihren Sohn Lasse zur Welt und gab ihn zu Pflegeeltern. Als sie schwanger wurde – vom Chefredakteur der Lokalzeitung Vimmerby – war sie nach Stockholm gezogen, um den Skandal zu vermeiden.  

Im Zweiten Weltkrieg arbeitete sie für den schwedischen Geheimdienst und zensierte Briefe; ihre Gedanken zur politischen Lage hielt sie in einem Tagebuch fest. Sie selbst setzte sich in Schweden für Dinge ein, die ihr wichtig waren: So kämpfte sie für ein neues Tierschutzgesetz und für den Umweltschutz.  

Astrid Lindgren arbeitete, auch als sie schon Bücher schrieb, in Stockholm in einem Verlag. Einige ihrer Tipps an Autoren von Kinderbüchern gibt es auch in dieser Ausstellung: Niemals über die Köpfe der Kinder hinweg den Erwachsenen zuzwinkern.

Sie selbst schreibe – das soll sie einmal gesagt haben, "um das Kind in ihr selbst zu unterhalten".   

Seit ihrem Tod im Jahr 2002 wird der Astrid-Lindgren-Kinderbuchpreis, dotiert mit fünf Millionen Kronen, verliehen. 2009 überreichte Kronprinzessin Victoria ihn dem Tamer-Institut in Ramallah, das Palästinensischen Kindern und Jugendlichen, zum Beispiel in Flüchtlingslagern, Zugang zu Büchern und alternativem Lernen verschafft.

Diese Ausstellung enthält viele Details, die das Bild von Astrid Lindgren und die Liebe zu ihren Büchern auf der ganzen Welt verdeutlichen: Die einzige Astrid-Lindgren-Schule Schwedens steht in Vimmerby. In Deutschland gibt es 186.