Selbst-Mobbing macht Stress
Kennen Sie auch folgende Situation: Sie arbeiten in einer größeren Firma, die viele verschiedene Abteilungen hat. Sie sind auf dem Weg zum Kopierraum und bemerken, wie einige Ihrer Kollegen auf dem Gang zusammenstehen und sich miteinander in leisem Ton sehr amüsiert unterhalten. Dabei schauen einige aus dieser Gruppe hin und wieder zu Ihnen herüber und es wird scheinbar über Sie gelacht.
Wie geht es Ihnen in dieser Situation?
- Schießen Ihnen beunruhigende Gedanken durch Ihren Kopf?
- Fühlen Sie sich in diesem Moment persönlich betroffen?
- Löst diese Situation bei Ihnen Stress aus?
Beantworten Sie bitte für sich dazu folgende Fragen in Stichworten:
- Frage: Welche Gedanken schießen Ihnen in solch einem Moment durch den Kopf?
- Frage: Was spüren Sie sofort in bestimmten Körperregionen?
- Frage: Wie verändert sich dabei Ihre Körperhaltung, Gestik und Ihr Gesichtsausdruck?
Mögliche Gedanken- und auch körperliche Reaktionsmuster:
Zu 1: Was wird da wieder über mich geredet? Warum kichern die so? Alle sehen dabei zu mir herüber. Was denken die jetzt wohl über mich? Am liebsten würde ich mich in Luft auflösen.
Lösung > Die Gedanken-Stopp-Technik
Beispiel:
Innerer Gedankenüberfall =“Was wird da wohl wieder über mich geredet?“
Gedanken-Stopp = „Stopp – Ich habe gerade gedacht: Was wird da gerade wieder über mich geredet“.
Den Gedanken wandle ich sofort um in:
- „Da stehen ein paar Kollegen, die sich amüsiert über irgendetwas unterhalten!“ und/oder
- „Das hat nichts mit mir zu tun.“ und/oder
- „Das bilde ich mir doch nur alles ein.“ und/oder
- „Ich bin ok und ihr seid ok!“
Zu 2: Sie spüren sofort in bestimmten Körperbereichen:
Blut und Hitze steigen in ihren Kopf. Die Beine werden weich. Ihre Hände zittern. Sie verspüren ein flaues Gefühl in der Magengegend. Sie können sich nicht mehr auf ihre Arbeit konzentrieren.
Lösung > Die Innenschau
Zwei Beispiele: Ihre Beine sind weich. Ihre Hände zittern:
Bauch-Atem-Technik:
- Konzentrieren Sie sich auf Ihren Atem.
- Jetzt atmen Sie einmal tief ein und aus.
- Während der zweiten Einatmung legen Sie Ihre Hand auf den Bauch und spüren Sie, wie er sich dabei nach außen wölbt.
- Beim Ausatmen spüren Sie, wie sich ihre Hand mit der Bauchdecke senkt
- Beim dritten Ein- und Ausatmen spüren Sie mit Ihrer Hand die Bewegung Ihrer Bauchdecke und dabei fühlen Sie sich immer ruhiger und entspannter.
- Wiederholen Sie Punkt 5 solange, bis Sie sich innerlich sagen können: ICH BIN OK – IHR SEID OK
Faust-Atem-Technik: (Bei innerer Wut oder Ärger)
- Konzentrieren Sie sich auf Ihren Atem.
- Jetzt atmen Sie einmal tief ein und aus.
- Während der zweiten Einatmung schließen Sie Ihre Hand zur Faust und konzentrieren Sie sich auf Ihre geschlossene Faust.
- Beim Ausatmen öffnen Sie langsam wieder Ihre Faust.
- Beim dritten Einatmen schließen Sie wieder Ihre Hand zur Faust und atmen Ihre negativen Gedanken und Wut-/Ärgergefühle in Ihre geschlossene Faust hinein
- Während der Ausatmung öffnen Sie Ihre Faust langsam wieder und lösen Ihre negativen Gedanken oder Wut-/Ärgergefühle mit dem Ausatmen einfach auf.
- Wiederholen Sie Punkt 5+6 solange, bis Sie sich innerlich sagen können: ICH BIN OK – IHR SEID OK
Diese bewusste Faustatem-Technik bringt Ihre Konzentration von der Stresssituation weg und lässt in Ihnen eine innere Beruhigung und erlösende Kraft aufkommen.
Zu 3: Ihre Körperhaltung signalisiert: Niedergeschlagene Augen, verschränkte Arme, gesenkter Kopf, Fluchtgedanken, Sprachlosigkeit, hektisches Treiben, …
Lösung> Stopp: Die Lösung liegt hier in der Veränderung Ihrer Gestik und Körperhaltung:
Beispiel: Ihre Augen sind niedergeschlagen, Ihre Gestik ist verkrampft, Ihre Körperhaltung gebeugt.
Aufrichtung, Aufrichtung und nochmals Aufrichtung … richten Sie Ihren Oberkörper auf, ziehen Sie Ihre Schultern nach hinten, halten Sie Ihren Kopf geradeaus gerichtet, ziehen Sie Ihre Augenbraunen hoch, richten Sie Ihren Blick geradeaus, ja stehen Sie in ihrer „vollen Größe und Präsenz“ den anderen Menschen oder der Stresssituation gegenüber!
Tipp: Vielleicht klappt es nicht gleich beim ersten Mal, jedoch wenn Sie zu Hause vor dem Spiegel diese „Pose der Aufrichtung“ regelmäßig üben, werden Sie weniger angegriffen, da Sie in den Augen der Anderen durch Ihre bewusste, aufrechte Körperhaltung mehr „Selbstvertrauen“ ausstrahlen werden.
Diese hier genannten Lösungsansätze im Verändern Ihres eigenen Verhaltens gegenüber vermeintlicher „Mobbingsituationen“ können relativ schnell sehr positiv ihre Wirkung entfalten.
So signalisieren Sie den Anderen gegenüber, allein durch Ihre aufrechte Körperhaltung, dass Sie sich nicht „klein machen lassen“!
Über die bewusstere und tiefere Atmung und Aufrichtung wirken Sie gelassener und präsenter.
Der achtsame „Gedankenstopp“ kann in Ihnen gleich am Anfang einer möglichen Mobbingattacke eine „Unberührtheit“ nach dem Motto “WAS HAT DAS MIT MIR ZU TUN“ auslösen und aus Ihnen heraus ein neues Selbstbewusstsein ausstrahlen.
Nur Mut, probieren Sie einfach aus … es wirkt garantiert!
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel „Selbst-Mobbing macht Stress“ soll nicht dazu dienen, bestimmte Mobbingsituationen zu verharmlosen, oder deren gravierenden Auswirkungen auf Psyche und Lebensqualität der Mobbingopfer in Frage zu stellen.
Mir ist es in diesem Zusammenhang wichtig, den Leser zum genaueren Hinspüren anzuregen, inwieweit bestimmte Wahrnehmungssituationen mit anderen Personen sich wirklich auf einen selbst beziehen, oder ob nicht vielleicht eine persönliche Fehlinterpretation des Verhaltens Anderer, ein Gefühl von Mobbing in Ihnen aufkommen lässt!
Es gibt sehr viele Mobbingsituationen, die ganz bewusst von bestimmten Menschen an Ihre Mitmenschen inszeniert werden. Bitte lesen Sie hierzu auch meinem Artikel „Narzisst findet Mobbingopfer: Warum sich beide gegenseitig brauchen„.
In solchen Fällen möchte ich Sie bitten, die oben genannten Empfehlungen dennoch auszuprobieren und wenn dies zu keinem Erfolg führt, sich „professionelle Hilfe“ über Therapeuten oder Fachleute zum Thema Mobbing einzuholen.
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