Vermeiden Sie Gefahren für das Baby durch Schlaflernprogramme

Dass Babys nachts nicht durchschlafen, hat biologische Gründe. Sie benötigen die Stillmahlzeiten für ihre Entwicklung und müssen sich immer wieder der Nähe einer erwachsenen Person versichern, damit sie beruhigt wieder einschlafen können. Wenn Sie Schlaflernprogramme anwenden, kann das gefährlich für das Baby werden. Tipps, wie Sie die Gefahren vermeiden.

Eins muss man den Schlaflernprogrammen lassen. Sie funktionieren! Zumindest bis zum nächsten Zahn oder bis zum nächsten Infekt, wenn das Baby dann doch wieder bei Mama schlafen darf, weil sie es nicht aushält, es auch in diesen Zeiten schreien zu lassen.

Doch was bedeutet es für das kleine Wesen, wenn man sein Schreien gezielt ignoriert? Warum wollen Babys nachts mehrmals trinken, das machen größere Kinder doch auch nicht? Und welche Gefahren kann das Durchschlafen mit sich bringen?

Nächtliches Stillen für eine gute Gehirnentwicklung

Das Gehirn eines Babys verdreifacht sich im ersten Lebensjahr. Dies bedeutet nicht nur, dass es an Masse zunimmt, sondern dass auch vielfache Verknüpfungen der Nervenbahnen angelegt werden. Die nächtlichen Stillmahlzeiten sind für die optimale Entwicklung des Gehirns notwendig – weit über die ersten sechs Monate hinaus.

Nächtliches Stillen für genügend Muttermilch

Das nächtliche Stillen sorgt auch dafür, dass der Spiegel des Stillhormons Prolaktin dauerhaft hoch bleibt und die Muttermilch nicht ausgeht. Wenn das Kind durchschläft, sinkt der Prolaktinspiegel und die Milch wird langsam immer weniger. Viele Mütter können dann nicht einmal die ersten sechs Monate voll stillen.

Schreien bedeutet Stress

Lässt man ein Baby schreien, bedeutet dies Stress für den kleinen Organismus. Er wird mit dem Stresshormon Cortisol überflutet, das nachweislich das Gehirn schädigt. Wird das Kind getröstet, wird Oxytocin ausgeschüttet, das den Cortisolspiegel senkt.

Einen über Tage und Wochen erhöhten Stresshormonspiegel beobachtet man auch bei depressiven Menschen. Dabei werden im Gehirn Schaltkreise aktiviert, die denen von Schmerzen sehr ähnlich sind. So führt das Schreienlassen der Babys zu psychosozialen Auffälligkeiten in der Kindheit und im späteren Leben. Die Babys schreien insgesamt mehr und bekommen später eventuell Schlafprobleme.

Durchschlafen und plötzlicher Kindstod

Eine Ursache für den plötzlichen Kindstod sind Apnoen. Dies sind Atempausen, die jedes Baby im Schlaf einlegt. Normalerweise wird das Bewusstsein aktiviert und das Kind fängt wieder an zu atmen. Man hat beobachtet, dass Babys, die im Elternbett schlafen weniger Tiefschlafphasen haben und somit leichter erwachen können um eine Atempause zu beenden. Dies verringert das Risiko für den plötzlichen Kindstod.

Fazit: Ihr Gefühl hat Sie also nicht getrogen! Inzwischen ist es wissenschaftlich erwiesen, dass das dauerhafte Schreien das Gehirn des Babys schädigt, wohingegen Trost, häufiges Stillen und häufigeres Erwachen es in seiner Entwicklung fördern.

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