Validation – Phasengerechte Kommunikation bei Demenz

Im Anfangsstadium der Demenz wenden Pflegende oft Kommunikationstechniken an, die besser anderen Phasen der Erkrankung vorbehalten bleiben sollten. Im Rahmen der Validationsausbildung erlernen sie ganz unterschiedliche Techniken, aber nicht jedes Instrument kann in den verschiedenen Phasen immer gleich empfohlen werden. Wie hilft die Validation bei der Kommunikation bei Demenz?

Genaues Beobachten ist Teamwork

Pflegende sollten erst genau beobachten und zusammen herausfinden, in welcher Phase der Demenzerkrankung sich der Mensch befindet. Im Klinik- und Pflegealltag wird vielfach mit der Einteilung nach drei Stadien gearbeitet.

Leichte Demenz

MMST 20 -26

Vergesslichkeit

Mittelschwere Demenz

MMST 10- 19

Desorientierung

Schwere Demenz

MMST unter 10

Abhängigkeit

Sowohl Naomi Feil als auch Cora van der Kooij schlagen vier Phasen vor:

 

Feil

Van der Kooij

Phase 1

Mangelhafte oder unglückliche Orientierung an der Realität

Bedrohtes Ich

Phase 2

Zeitverwirrtheit

Verirrtes Ich

Phase 3

Sich wiederholende Bewegungen

Verborgenes Ich

Phase 4

Vegetieren

Versunkenes Ich

Diese Einteilung wird in Fortbildungen der Altenhilfe zum Thema Validation priorisiert.

Schwierigkeiten, Kontrolle zu behalten

Mit dem Fortschreiten der Demenzerkrankung gehen vor allem sprachliche Kompetenzen zusammen mit den Gedächtnisleistungen verloren. Das Großhirn der Betroffenen kann immer schlechter gezielte Denkleistungen vollbringen oder logische Operationen zum Ziel führen. Gefühle oder mit Gefühlen verbundene und bisher erfolgreich verdrängte Erinnerungen sind nicht mehr immer unter Kontrolle zu halten.

Entsprechend dem Verlauf dieser Phasen sollten Pflegende gezielt Methoden der Validation anwenden. Dabei stehen in jeder Phase andere Dinge im Vordergrund. Die Kommunikation, d. h. Sprache, Berührung, Augenkontakt und auch die Sitzposition müssen angepasst und verändert werden.

Bedrohtes Ich

Im Anfangsstadium sind noch viele Großhirnleistungen möglich, die ständig angezapft werden, um das "korrekte" Bild nach außen aufrecht zu erhalten. Die permanente Anstrengung setzt den demenzkranken Menschen unter deutlichen Stress, was am erhöhten Muskeltonus, den Augenbewegungen und der Atmung erkennbar ist.

Das Selbstbild (Identität) ist in dieser Phase bedroht und entsprechend verhält er sich. Erinnerungslücken werden mit plausiblen Erklärungen überdeckt. Ungern gibt er etwas von sich preis, verbirgt weitestgehend seine Gefühle. Bei offenkundigen Fehlleistungen reicht die Bandbreite der Reaktionen von Bagatellisieren, Vertuschen, Leugnen bis zum Projizieren auf andere. Niemand – und auch nicht der Demenzkranke – wird schließlich gern bei Fehlern ertappt!

Die Bewältigung solcher Situationen gerät zu einem ständigen Bemühen um Kontrolle. Besonders hilfreich erscheinen in dieser Phase Struktur und Ordnung. Abweichungen (z. B. Unpünktlichkeit) können ihn leicht aus der Bahn werfen und emotionale Reaktionen provozieren. Er wendet sehr viel Energie auf, um im Alltag gut zu funktionieren und nicht aufzufallen. Er meidet daher soziale Kontakte und neigt zum Rückzug, um möglichst unangreifbar zu bleiben. Er reagiert aggressiv auf Korrekturen, Bevormundung und Kritik. Rituale sind ihm wichtig und werden strikt befolgt.

Gelegentlich wird er sich seiner Defizite bewusst und viele demenzkranke Menschen entwickeln eine Depression. In dieser Phase besteht also ein hohes Bedürfnis, in der Realität zurecht zu kommen. Lange wird die bröckelnde Fassade aufrechterhalten und daran festgehalten. Der demenzkranke Mensch braucht diese geradezu, sie ist quasi lebensnotwendig.

Identität aufrechterhalten

Um diese Copingstrategien wissend, sollte der kommunikative Umgang wertschätzend und personenzentriert sein. Wichtig ist, dass das Bemühen um die Aufrechterhaltung seiner Identität unterstützt wird. Hierzu kann das Eingehen auf positive Lebensthemen, das Aufnehmen seiner Lebensgeschichte Ansatzpunkte zur Identitätsfestigung bieten. Die Kommunikation mit dem demenzkranken Menschen sollte in der konkreten Situation genau seiner Erlebensrealität entsprechen.

  • Er wird in seinem Bemühen, Struktur und Ordnung zu erhalten, bestätigt – ja bestärkt.
  • Er wird möglichst nicht korrigiert oder verbessert.
  • Seine "Erklärungen" bleiben stehen und werden nicht in Frage gestellt.
  • Peinliche Situationen lassen sich häufig gut mit Humor retten!

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