Der ideale Trauerbegleiter…
…ermöglicht eine konzentrierte Beschäftigung mit dem Verlauf der Trauer und dadurch das Wachsen des Vertrauens und die Selbstannahme Trauernder. Sie wissen um das Chaos der Verzweiflung, was sich auch durch Wissen nicht verhindern lässt, sondern man muss warten, bis die Wachstumsphasen durchlebt sind. Sie wissen um die Trauer als eine unwillkürliche psychische Reaktion des Menschen auf Verlusterfahrung.
Zur Trauer gehört deshalb eine Spannung zwischen erwünschter Nähe und der Erfahrung von Alleinsein. Die Trauerbegleiter verändern nicht ihre Gefühle, sondern lassen sie so zu, wie sie ihnen begegnen, wohlweislich, dass, wer seine unverfügbaren Gefühle dauernd zu überspielen versucht, umso unvorbereiteter, manchmal sehr plötzlich und dramatisch davon heimgesucht oder überschwemmt wird.
Was ist die Trauer?
Die Trauer ist ein Weg in die Tiefe als psychisch-spiritueller Prozess anzuerkennen. Trauerbegleiter wissen zu genau, dass der Mensch (also auch der Trauernde) erst stirbt, wenn er alle unerledigten Geschäfte, nicht zu Ende geführte Konflikte, Schuldgefühle, Verletzungen entweder in der inneren Auseinandersetzung vor dem Sterben noch einmal durchlebt oder sie einfach liegen lassen kann. Dann hat sich in der Tiefe seiner Seele eine Identität gebildet, in der Sterben erlaubt ist.
Wie geht ein Trauerbegleiter mit Ihrer Trauer um?
Daher nehmen Trauerbegleiter nicht vorschnell den psychischen Schutz des Trauernden weg, denn sie wissen, dass die Seele des Trauernden ein sehr genaues Gespür dafür hat, wie viel Schmerz und Wahrheit sie ihm wann zumutet, denn der Trauernde erlebt immer wieder windstille Zonen, in denen der Schmerz aussetzt.
Die Seele sammelt solange Kräfte, bis sie eine Phase von Schwachheit zulassen kann. Dieses Nebeneinander von größtem Schmerz und Normalität wird im Betroffenen von innen gesteuert. In der Begleitung versucht man, solche Vorgänge bewusst zu machen, dass die Betroffenen für sich eine erträgliche Balance zwischen Trauern und normalem Leben finden.
Die Psyche bereitet sich darauf vor, indem sie immer wiederholt, was ihr fehlt und der Begleiter unterstützt behutsam diesen Prozess. Er weiß um die Veränderungsmöglichkeit, wenn es erlaubt ist, die Gefühle zu fühlen, zu sagen, zu beschreiben. Danach erst verlieren sie ihre Wucht, ihren Schmerz und auch die Last.
Ihr Ergebnis einer Trauerbewältigung
Der Begleiter gibt Erlaubnis und Schutzraum, belastende und schreckliche Gefühle hervorkommen zu lassen. Auch weiß der Begleiter, dass sogar die schwerste Schuld vergeben wird. Die Wut baut sich nur ab, wenn sie gestattet ist. Inmitten dieser Hölle sagt eine innere Stimme der Trauernden, dass er da durch muss.
Dies wird unterstützt durch jene psychisch-spirituelle Erfahrung, dass Schmerzen leichter werden, wenn sie offen gefühlt werden können. Am Ende der Trauer trägt der Trauernde den Verstorbenen tief in seiner Seele und fühlt sich ihm nah. So wächst eine neue Persönlichkeit, in der der verstorbene Mensch und die Trauer um ihn integriert sind.
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