Therapie bei Demenz: Gartentherapie – mehr als Aktivierung

Demenzwohngruppen oder individuelle Betreuung eines Menschen mit Demenz, immer wollen wir das Gespräch fördern, die Handlungsmotivation stärken, die Aktivität des Betreffenden moderieren. Wir haben gemerkt, in der Beschäftigung, die weit über Zeitvertreib hinaus geht, liegen verborgene Fähigkeiten, Selbstwertgefühl, gesundheitserhaltende Handlungsabläufe.

Es werden verschiedene Formen der Beschäftigung, die in den therapeutischen Bereich gehen, angeboten: Kunsttherapie, Gartentherapie, Musiktherapie. Die Ausbildung befähigt den Therapeuten, seine Anwendung gezielt einzusetzen und mit den anderen Mitgliedern des betreuenden Teams fachlich auszutauschen. Dialog und Kommunikation ist eine Grundvoraussetzung für das Wohlbefinden des Menschen.

Den richtigen Zugang zu finden, ist die Kunst, denn der Demenzkranke lässt sich nicht so einfach überreden oder von etwas überzeugen, wovon man selbst nicht überzeugt ist.

Der Demenzkranke kann nur den Augenblick erleben, egal, was Sie ihm anbieten, es muss möglichst sofort Sinn machen. Je langfristiger der Handlungsablauf ihres Projekts, desto mehr Schwierigkeiten haben Sie, einen Demenzkranken zum Mitmachen zu bewegen. Es kann sich das Ziel, das ihm in Aussicht gestellt wird, nicht vorstellen.

Deshalb brauchen Sie ein sogenanntes Setting, dass die Zielgebung bereits impliziert, ohne dass sie etwas gemacht haben, und gleichzeitig viel Raum für Unfertiges beinhaltet, das möglichst viel Freiheit gibt, uns oder etwas daraus zu entwickeln. Für die Kunsttherapie ist es das Atelier, für die Musiktherapie der Raum mit den Instrumenten, für die Gartentherapie der Garten, usw.

Metaphern als Knackpunkt in der Gartentherapie

Wenn etwas „Therapie“ heißt, heißt es auch, dass es bewusst heilsame Maßnahmen für Psyche und Körper des Menschen konzeptuell anbietet. Wir müssen dafür ein bisschen tiefer gucken, sonst gibt es bald auch die Kochtherapie oder die Waschtherapie.

In den kreativen Therapien wird viel mit der Aktivierung von Fähigkeiten gearbeitet, die ein großes Potential an Assoziationen mit sich bringen. Je tiefer diese liegen, desto kraftvoller und aussagekräftiger der Dialog mit dem Demenzkranken und demnach auch die Belebung der Handlungsmotivation.

Ich arbeite oft mit Metaphern und Symbolen, zum Beispiel mit archaischen Symbolen, mit einem Wechsel zwischen automatisierten Fähigkeiten und Anleitungen zu neuen Handlungsabläufen, sodass auch Demenzkranke im fortgeschrittenen Stadium viel Chance haben,  sich an der Aktivität zu beteiligen.

Bei der Kunsttherapie erzielt man innerhalb kurzer Zeit eine große Beteiligung und eindrucksvolle Wirkungen. Anders ist das bei der Gartentherapie für Demenzkranke, die naturgemäß langfristig angelegt sein muss. Dennoch wollen auch Sie, wenn Sie sich für Gartentherapie entscheiden, möglichst viele Demenzkranke ansprechen, die oft dabei sind und irgendetwas aus dem Angebot „mitnehmen“.

Einige Gemeinsamkeiten bezüglich der Dialoge und der Handlungsmotivation gibt es auch in diesen zwei grundverschiedenen Therapien, aus dem einfachen Grund, da es sich um Therapie handelt und die letztendlich mit der menschlichen Psyche arbeitet.

Betrachten wir den Umgang mit Metaphern und Symbolen, gibt es in der Kunsttherapie viele Angebote, z. B: Phantasiereisen, Puppenspiele, Märchen mit Brunnen, Lauben, Wäldern, Zauberkräutern, Irrgärten, Landschaftsbeschreibungen. Ein besonderes Fachgebiet zu diesem Thema heißt katatymes Bilderleben.

Wir sind im Bilde – Menschen mit Demenz im Garten

Die Gartentherapie hat eine große Palette an Möglichkeiten für Demenzkranke, Bilder, die ein starkes Reizpotential in sich darstellen, zu benutzen. Das anstrengende und manchmal bereits unmögliche Imaginieren von Bildern kann direkt als auslösendes Element in der Gartentherapie auf den Demenzkranken einwirken.

Ist der Garten phantasievoll nach den Aspekten seines zukünftigen therapeutischen Ansatzes geplant worden, stellt er Bilder dar, die unterbewusst auf die Seele des Menschen wirken, ohne auch nur ein Wort gesprochen zu haben. Abgesehen davon natürlich, dass die ganze Flora und Fauna des Gartens ihrer Natur nach schon auf den Menschen wirkt.

Der Garten in der Gartentherapie ist also nicht nur ein Aktivierer (zum Mitmachen und Mitbuddeln), sondern hat auch tiefer liegende Möglichkeiten und auch das Potential zu rezeptiven therapeutischen Ansätzen für Menschen, die sich nicht mehr bewegen können.

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