TESTOSTERONMANGEL – Die Wechseljahre des Mannes – Teil 1: Symptome und Diagnostik

Ein eigentlich physiologischer Prozess wird von der Medizin immer besser verstanden, von den Menschen aber immer weniger akzeptiert: das Altern. Wie die Wechseljahre bei einem Mann verlaufen, lesen Sie hier.

Zu diesem Vorgang gehört es auch, dass schon ab dem 45. Lebensjahr das männliche Sexualhormon Testosteron um etwa ein Prozent pro Jahr abnimmt. Da es sich dabei um einen relativ stetigen Prozess handelt, ist der Begriff „Wechseljahre“, wie er gerne bei Frauen verwendet wird, in diesem Zusammenhang nicht ganz korrekt. Richtiger wären die Bezeichnungen Testosteronmangel oder Androgendefizit. Durch die insgesamt gestiegene Lebenserwartung erreichen immer mehr Männer ein Alter, in dem ein solches Hormondefizit dann auch klinische Symptome und einen Leidensdruck verursacht. So sind in der Altersgruppe der 40- bis 79-Jährigen bereits etwa zwei bis fünf Prozent der Männer davon betroffen. Labortechnisch messbar erniedrigte Werte hat jeder fünfte 60- bis 80-Jährige und ein Drittel der über 80-Jährigen.

Symptome

Testosteron steuert sehr viele Körperfunktionen wie sexuelles Lustempfinden, Potenz, Stimmungslage, intellektuelle und kognitive Fähigkeiten, Blutbildung, Knochenstoffwechsel, Muskelmasse und Fettverteilung. Bei einem Mangel resultieren dementsprechend Symptome, von denen eine verminderte körperliche Leistungsfähigkeit, Stimmungsschwankungen bis hin zu Depressionen, Erektionsstörungen und Libidoverlust den Patienten am meisten stören. Aber auch Schlafstörungen, Gewichtszunahme und eine Minderung der Muskelkraft stellen sich schleichend ein. Langfristig leidet das Blutbild und der Knochenstoffwechsel. Neben einer Abnahme der Muskelmasse kommt es zu einer Zunahme des inneren Bauchfetts. Übergewicht sowie eine Störung des Zuckerhaushalts werden begünstigt. Gefährlich ist, dass sich Stoffwechselstörungen und Testosteronmangel gegenseitig weiter verstärken. Insbesondere das metabolische Syndrom, also die Kombination aus erhöhtem Blutdruck, Übergewicht, gestörtem Fettstoffwechsel und Diabetes mellitus beschleunigt diesen Teufelskreis. Verschiedene Studien vermuten sogar einen Zusammenhang zwischen einer erhöhten Sterblichkeitsrate und erniedrigten Testosteronspiegeln.

Ursachen

Wie viele Körperfunktionen lässt auch die Aktivität der hormonproduzierenden Zellen im Körper mit dem Alter nach. Dies gilt sowohl für die eigentliche Hormonfabrik, die Hoden, als auch für die übergeordneten Steuerungshormone. Zudem wird mehr sexualhormon-bindendes Globulin (SHBG) produziert, welches dann im Blut das freie und biologisch aktive Testosteron abbindet. Bei Diabetikern blockieren bestimmte Stoffe Rezeptoren der hormonproduzierenden Zellen und vermindern so die Testosteronbildung. Durch Übergewicht wird der Hormonstoffwechsel zugunsten des weiblichen Hormons Estradiol beeinflusst, denn in Fettzellen wird Testosteron in Estradiol umgewandelt.

Diagnostik

Die heute zur Verfügung stehenden Symptom-Fragebögen sind leider noch unzuverlässig und haben eine zu geringe Aussagekraft für den Testosteronmangel. Daher ist die ausführliche Befragung und körperliche Untersuchung durch einen Arzt zu den oben genannten Beschwerden unabdingbar.

Bei bestehenden Symptomen und klinischem Verdacht sollte eine Labordiagnostik erfolgen. Neben dem Testosteronspiegel müssen vielfach auch die Steuerungshormone LH und FSH, das sexualhormon-bindende Globulin (SHBG), Prolaktin sowie ein Prostatakrebswert (PSA) bestimmt werden. Gegenanzeigen wie ein bestehender Prostatakrebs müssen vor einer möglichen Therapie ausgeschlossen werden.

Die Testosteronspiegel im Blut unterliegen tageszeitlichen Schwankungen. Die höchsten Werte werden jeweils in den Morgenstunden gemessen. Hiernach fallen die Werte im Tagesverlauf ab. Diese Rhythmik bleibt auch im Alter weitgehend erhalten. Testosteronbestimmungen sollten daher nüchtern am Vormittag bis 11:00 Uhr erfolgen. Als auffällig gelten wiederholte Werte unter 8 nmol/l (entsprechend 2,3 ng/ml). Testosteronwerte im Graubereich darüber sollten kontrolliert und durch eine Bestimmung des freien Testosterons ergänzt werden. Bestimmungen des Blutbildes, des Blutzuckerspiegels und der Blutfette schließen sich ebenso an wie die Messung der Knochendichte. Die genannten Parameter müssen auch im Verlauf einer Hormonersatztherapie kontrolliert werden.

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